Experten: Umdenken in der Schmerzversorgung nötig
Die Deutsche Schmerzgesellschaft und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft fordern von der Politik einen stärkeren Fokus auf Hilfen für Schmerzpatienten. „Der Umgang mit Schmerzen ist nach wie vor unzureichend. Es gibt eine deutliche Kluft zwischen der hohen Relevanz des Themas und dem mangelnden gesundheitspolitischen Interesse – trotz steigender Betroffenenzahlen und enormer gesundheitlicher Kosten“, kritisierte Joachim Erlenwein, Kongresspräsident und stellvertretender Leiter der Schmerzmedizin an der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Göttingen, heute bei der Jahrestagung der beiden Fachgesellschaften in Mannheim.
Die Verbände kritisierten, dass Volkskrankheiten, wie chronische Rücken- oder Kopfschmerzen, oftmals isoliert vom jeweiligen Fachbereich therapiert würden. Erst allmählich finde „ein Umdenken hin zur interdisziplinären Sichtweise auf Schmerzerkrankungen statt“. „Dem Leitsymptom Schmerz muss als eigenes Krankheitsbild mehr Beachtung geschenkt werden“, betonte Erlenwein.
Durch das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG), das heute im Bundestag verabschiedet wurde, sehen die Verbände „die bestehende Versorgung gefährdet“. Versorgungsdefizite würden im KHVVG „gar nicht adressiert“. Es gehe um eine Konzentration und Verdichtung von Leistungen, sagte Frank Petzke, designierter Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft. „Die Schmerzmedizin ist in diesem Kontext quasi nicht bedacht“, bemängelte er.
Petzke forderte konkret die Einführung einer oder mehrerer spezifischer Leistungsgruppen für die Schmerzmedizin sowie das Aussetzen von Mindestvorhaltezahlen, die „in der Schmerzmedizin qualitätsgefährdende Fehlanreize“ setzten. Es brauche eine „vernünftige Behandlungsdauer, um Patienten adäquat schmerztherapeutisch stationär und teilstationär behandeln zu können“. „Die Zukunft wird weggezogen in Form der Weiterbildung, die Leistung wird verknappt und die Qualität der Leistung wird aus unserer Sicht eher schlechter als besser werden.“ Das sei ein „sehr bedrohliches Szenarium“. (ts)
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