Experten: Notfallreform ist notwendig – Kritik an INZ-Modell
Kassenverbände, Ärztevertreter, Fachgesellschaften und Kliniken halten eine rasche Neuaufstellung der Notfallreform für dringend geboten. Sie fordern anlässlich der heutigen Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestags aber Verbesserungen am Gesetzentwurf, insbesondere bei den Integrierten Notfallzentren (INZ). „Mit der Reform kann es endlich gelingen, Patientinnen und Patienten im Akut- und Notfall strukturiert den für sie am besten geeigneten Zugang zur Versorgung zu eröffnen“, sagte AOK-Bundesverbandschefin Carola Reimann.
Die Reform sieht vor, dass ein von Kliniken und Kassenärzten gemeinsam betriebenes INZ künftig darüber entscheidet, ob Notfallpatienten ambulant oder stationär behandelt werden. Reimann fordert „mehr Mut“ bei den Qualitätsanforderungen für die INZ. Es sei nicht zielführend, zentrale Strukturanforderungen, etwa beim Personal, je nach Krankenhaus zu regeln. Der Klinikärzteverband Marburger Bund warnte vor einer Ausdünnung der Notversorgung. „Bei der Sicherstellung notfallmäßiger Behandlungen darf es keine Abstriche geben“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna. Daher sollten Krankenhausstandorte mit zentraler Notaufnahme zukünftig weiterhin Leistungen der ambulanten Notfallversorgung erbringen können, selbst wenn sie keine INZ hätten.
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-SV) mahnte „Augenmaß“ beim Ausbau der Notfallstrukturen an, um die Kassenärztlichen Vereinigungen nicht vor unlösbare Personalprobleme zu stellen. Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) monierte, das Gesetzesvorhaben sei „mit extrem heißer Nadel gestrickt“. Dies gefährde „die praktische und technische Umsetzbarkeit“. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sieht noch Klärungsbedarf bei der Planung der INZ.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) befürchtet den Aufbau von Parallelstrukturen. Durch die INZ an Krankenhäusern entstehe ein ungeordnetes Nebeneinander mehrerer Anlaufstellen. Der Katholische Krankenhausverband Deutschland (KKVD) verlangte ein klares Finanzierungskonzept. „Der Betrieb der Notaufnahmen verursacht den Krankenhäusern schon heute hohe Defizite“, erklärte KKVD-Geschäftsführerin Bernadette Rümmelin. Aufbau und Betrieb der INZ müssten refinanziert werden. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) forderte ein spezielles Vorhalte-Budget für die Notaufnahmen. (at)
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