EU will Weltmarktführer für Biotechnologie werden
Europa soll sich bis 2030 zum weltweit attraktivsten Standort für Biowissenschaften entwickeln. Dafür will die EU-Kommission zehn Milliarden Euro jährlich aus dem EU-Haushalt investieren. Es gelte, „gegenüber den USA und China nicht weiter an Boden zu verlieren“, sagte EU-Gesundheitskommissar Olivér Várhelyi heute bei der Vorstellung der „Life-Science-Strategie“ in Brüssel. Die Kommission verspricht sich von der Milliarden-Spritze für biotechnologische Forschung, Entwicklung und Produktion insbesondere neue Therapien zur Behandlung seltener Erkrankungen, neue Impfstoffe und „bezahlbare Medikamente gegen Krebs“.
Die Zahlen sind beeindruckend: Der Biotechnologie-Sektor wächst nach Angaben der Kommission „mehr als doppelt so schnell“ wie die EU-Wirtschaft insgesamt und lässt damit Finanzsektor, IT-Branche oder Automobilindustrie hinter sich. Mit einer Wertschöpfung von fast 1,5 Billionen Euro, EU-weit 29 Millionen Beschäftigten und als zweitstärkster Exportbereich habe die Biotechnologie „zentrale Bedeutung für unsere Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft“, sagte Várhelyi. Mit 80 Prozent Branchenanteil dominiere die Gesundheitsbiotechnologie. Bei den Patenten für biotechnologische Pharmazeutika und Medizintechnik stehe die EU mit 17 Prozent der Neuanmeldungen weltweit an zweiter Stelle.
Doch trotz „wissenschaftlicher Exzellenz“ gelinge es der EU im globalen Wettbewerb zu wenig, Forschung in praxisnahe Lösungen umzusetzen, stellte Industriekommissar Stéphane Séjourné fest. Die Kommission will deshalb nicht nur mehr Geld für Forschung ausschütten, sondern auch die Rahmenbedingungen für klinische Forschungen und Prüfungen vereinfachen. Ein EU-Investitionsplan soll dabei helfen, Innovationen schneller auf den Markt zu bringen.
Der Branchenverband Pharma Deutschland begrüßte die Pläne: „Der regulatorische Flickenteppich behindert grenzüberschreitende Forschung, Arzneimittelentwicklung und Marktzugang massiv. Die europäische Life-Science-Strategie kann dem ein Ende setzen.“
Aktuell läuft ein Anhörungsverfahren für das von der Kommission geplante Biotechnologiegesetz. Várhelyi setzt auf branchenübergreifende, „innovationsfreundliche“ Regeln für Biotechnologie-Sektor, Pharma-, Medizinprodukte- und Chemieindustrie. Die Vorgaben will er mit der laufenden Reform der EU-Arzneimittelgesetzgebung verzahnen. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, appellierte Várhelyi heute an Parlament und Rat, die Pharmareform „möglichst noch 2025“ abzuschließen. Er selbst werde bis Jahresende Vorschläge zur Vereinfachung der EU-Medizinprodukteverordnung vorlegen. (toro)
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