Nicht ohne Kritik: ePA ist bundesweit gestartet
Seit heute steht die elektronische Patientenakte (ePA) bundesweit zur freiwilligen Nutzung bereit. Ab ersten Oktober soll sie für Arztpraxen und Kliniken verpflichtend sein.
Befürworter loben, dass das Gesundheitssystem damit effizienter wird. Kritiker haben Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Egon Brysch, forderte heute im RBB mit Blick auf den Datenschutz differenziert vorzugehen. Die ePA sei das größte Digitalisierungsprojekt Deutschlands und markiere eine Zeitenwende, sagte hingegen der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
In der ePA werden Befunde, Medikationspläne und Arztbriefe gespeichert, damit Patienten und Ärzte sie nicht mehr mit unterschiedlichen Datenträgern übermitteln müssen. Wegen technischer Probleme und Schwachstellen bei der Datensicherheit war der Start der ePA immer wieder verschoben worden. Kurz vor Ostern konkretisierte Lauterbach dann überraschend den Zeitplan.
„Nur wenn die ePA gefüllt ist und sich als Teil des Behandlungsprozesses im Praxisalltag etabliert, kann die Akte ihr Potenzial für die medizinische Versorgung entfalten“, sagte der Chef der Techniker Krankenkassen, Jens Baas, in der Ärzte-Zeitung. Für den AOK-Bundesverband ist der Start „ein guter Anlass daran zu erinnern, dass wir bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens immer noch sehr viel Nachholbedarf haben“. Lucas Auer, Gesundheitsexperte im Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), sieht in der ePA „Potenzial, die Gesundheitsversorgung effizienter, sicherer und transparenter zu gestalten“. Die elektronische Akte finde aber nur dann breite Akzeptanz, wenn sie die Bedürfnisse von Patienten berücksichtige und ihnen einen spürbaren Alltagsnutzen biete. Aus Lucas‘ Sicht kommt allerdings die Aufklärung über die Risiken zu kurz.
Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digital-Verbandes Bitkom, sagte, die designierte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken solle dem Projekt Priorität geben. „Der bisherige, teils holprige Anlauf der ePA zeigt: Wir brauchen klare Zuständigkeiten, einheitliche Standards.“ Patientenschützer Brysch kritisierte die mangelnde Übersichtlichkeit und forderte, mit sensiblen Daten differenzierter umzugehen statt nach dem Prinzip „Einer für alles“. Ein Orthopäde brauche keine Informationen über eine jahrelange Psychotherapie eines Patienten. Andererseits müsse der Zugriff auf relevante Ergebnisse, etwa von Radiologen, weiter gewährleistet bleiben. „Herr Lauterbach hat das Ding nicht zu Ende gebracht, obwohl es Milliarden gekostet hat“, sagte Brysch. (bhu)
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