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Eltern fürchten Folgen der Cannabis-Legalisierung

05.02.2024 2:30 Min. Lesedauer

Die meisten Eltern in Deutschland sehen die geplante Cannabis-Legalisierung mit Unbehagen. Nach den heute von der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) veröffentlichten Ergebnissen einer Forsa-Befragung befürchten knapp zwei Drittel der befragten Eltern mit Nachwuchs unter 18 Jahren, dass dadurch auch bei ihren Kindern die Hemmschwelle für den Cannabis-Konsum sinken könne.

 Fast drei Viertel sorgen sich um eine Schädigung des Gehirns, psychische und körperliche Probleme durch Cannabis. Rund 70 Prozent haben Angst vor einer Drogenabhängigkeit ihrer Kinder und schlechten Schulleistungen. Forsa hatte in der ersten Januarhälfte 1.000 Eltern mit Kindern unter 18 Jahren repräsentativ befragt.

Die Sorgen seien berechtigt, sagte der Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig. Die Gehirnentwicklung bei jungen Menschen sei erst mit Mitte 20 abgeschlossen; und auch danach reagiere das Gehirn noch besonders empfindlich auf Drogen. Korte plädierte dafür, den Erwerb von Cannabis nicht wie geplant ab 18, sondern frühestens ab dem 25. Lebensjahr zuzulassen. KKH-Präventionsexperte Justin Onyechiw verwies auf steigende Behandlungszahlen. 2022 seien rund 900 KKH-Versicherte im Alter von 15 bis 24 Jahren wegen psychischer Störungen und Verhaltensauffälligkeiten durch Cannabis-Produkte behandelt worden – anderthalb mal mehr als 2012. „Da nur gesicherte ambulante Arztdiagnosen in die Analyse eingeflossen sind, dürfte die Dunkelziffer deutlich höher liegen“, so die KKH.

Auch Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt forderte erneut einen besseren Jugendschutz. In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) sprach er sich für die Cannabis-Abgabe in Apotheken ab 23 Jahren aus. Reinhardt warf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vor, „in höchstem Maße fahrlässig“ zu handeln. Der SPD-Politiker und Mediziner habe viele Jahre vor den gesundheitlichen Cannabis-Risiken gewarnt. Jetzt blende er dies komplett aus. Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) warf der Ampel-Koalition in der FAZ vor, die Gefahren durch Cannabis für den Straßenverkehr zu ignorieren.

Das Cannabis-Gesetz soll nach Willen der Ampel zum 1. April in Kraft treten. Am Freitag hatten die Fraktionen von SPD, FDP und Grünen den internen Streit um die Legalisierung beigelegt. Lauterbach zufolge soll der Bundestag das Gesetz in der Sitzungswoche vom 19. bis 23. Februar beschließen. Es sieht vor, den Eigenanbau und Besitz bestimmter Cannabis-Mengen für Volljährige zu erlauben. Der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis wäre künftig straffrei. (toro)

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