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ECDC besorgt über Masern und Keuchhusten in Europa

22.04.2024 2 Min. Lesedauer

Masern und Keuchhusten sind in Europa auf dem Vormarsch. Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC zeigte sich heute alarmiert über den Anstieg der Fälle. „Dies ist leider eine deutliche Mahnung, dass wir uns nicht zurücklehnen dürfen“, sagte ECDC-Direktorin Andrea Ammon anlässlich der Europäischen Impfwoche. Masern und Keuchhusten gehörten zu den Krankheiten, die durch Impfung vermeidbar seien. Verantwortlich für den Anstieg seien eine Reihe von Faktoren, darunter die geringere Zirkulation der Krankheitserreger während der Pandemie bei gleichzeitig weniger Impfungen, erklärte Ammon.

Die Zahl der Masernausbrüche nehme seit 2023 zu. Der Stockholmer Behörde seien zwischen März 2023 und Ende Februar 2024 mindestens 5.770 Fälle gemeldet worden, darunter wenigstens fünf Todesfälle. Bei Keuchhusten zeichne sich ein ähnliches Bild ab, sagte Ammon. Vorläufigen Daten zufolge hätten sich die Fälle in den Jahren 2023 und 2024 im Vergleich zu 2021 und 2022 verzehnfacht.

Am meisten gefährdet durch Masern und Keuchhusten seien Babys und Kleinkinder unter einem Jahr, sagte die ECDC-Impfexpertin Sabrina Bacci. Diese Gruppe sei noch zu jung, um geimpft zu werden. Daher müsse sie durch die bestehende Immunität in der Gemeinschaft geschützt werden. Masern und Keuchhusten verbreiteten sich sehr leicht. Eine hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung sei daher entscheidend, um Ausbrüche zu verhindern. Die ECDC forderte die einzelnen Länder auf, bestehende Impflücken zu identifizieren und zu schließen, ihr Gesundheitspersonal für das Thema zu sensibilisieren und die Akzeptanz von Vakzinen in der Bevölkerung durch adäquate Maßnahmen zu fördern. Es sei zudem wichtig, die Rolle von Fehl- und Falschinformationen bei der Entstehung von Impfskepsis besser zu verstehen, so Ammon.

Gesundheitliche Fehlinformationen seien kein neues Phänomen, schreibt eine Gruppe von Wissenschaftlern in der Fachzeitschrift „The Lancet“ Anhand ihrer Untersuchung von vier zurückliegenden Pandemien (Pocken, Cholera, Spanische Grippe und HIV) kommen sie zu dem Schluss, dass „Infodemien“, also die Flut von Falsch- und Fehlinformationen, stets eine Herausforderung für die öffentliche Gesundheit gewesen seien. Die Forscher schlagen vor, über den engen Rahmen der reinen Bekämpfung von Fehlinformationen hinauszugehen und statt dessen die Art und Weise zu betrachten, wie Menschen Informationen aufnehmen, weitergeben und sich zu ihnen verhalten. Dazu gehörten auch Faktoren wie Vertrauen, Stigma und wissenschaftliche Kompetenz. (at)