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Auf den Diga-Markt kommt laut Studie wenig Hochwertiges

09.07.2025 2:30 Min. Lesedauer

Für Anbieter digitaler Gesundheitsanwendungen (Diga) in Deutschland sind Geschäfte mit Patientendaten lukrativer als qualitativ hochwertige Apps. Das geht aus einer heute veröffentlichten Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor. Die Einführung der „Apps auf Rezept“ Ende 2020 habe zwar einen Boom bei deutschsprachigen Angeboten ausgelöst, aber bisher nicht zu einem breiten Anstieg hochwertiger Apps mit starkem Datenschutz geführt. „Das System könnte von niedrigeren Einstiegshürden – bei ebenfalls niedrigerer Vergütung – profitieren“, folgerte der Leiter der ZEW-Forschungsgruppe Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik, Simon Reif.

Laut ZEW-Studie wird der Markt für deutschsprachige Digas „fast ausschließlich von Apps getrieben, die Patientendaten für Werbezwecke nutzen“. Auffällig sei zudem, „dass die Anzahl an Apps, zu denen es wissenschaftliche Publikationen gibt, kaum gestiegen ist“, sagte Reif. „Genau das wäre aber das Qualitätssignal, das sicherstellt, dass Gesundheits-Apps auch tatsächlich einen Mehrwert bieten.“ Für viele Entwickler seien „die Hürden für eine Erstattung durch die Krankenversicherung immer noch zu hoch“.

Dagegen würden die Krankenkassen die Latten für die Verordnungsfähigkeit gerne höher legen. Sie fordern für die Apps ebenso hohe Anforderungen an Nutzen und Qualität wie für andere Behandlungsmethoden. „Nur 18 Prozent der ins Diga-Verzeichnis aufgenommenen Anwendungen konnten ihren Nutzen von Beginn an nachweisen“, heißt es im jüngsten Diga-Bericht des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV). Doch auch für zur Probe aufgenommene Apps mit noch unklarem Nutzen dürfen Hersteller im ersten Jahr hohe Preise verlangen. Laut Bericht wurden bis Ende 2024 insgesamt 861.000 Diga in Anspruch genommen. Kostenpunkt: 234 Millionen Euro bei einem durchschnittlichen Herstellerpreis von 585 Euro (2024).

Foto: Eine Frau mittleren Alters sitzt auf einem hellen Sofa und hält ein Tablet in die Hand, in das sie schaut.
Die Zahl psychischer Erkrankungen steigt und mit ihnen die Zahl digitaler Anwendungen, die Betroffenen helfen sollen. Experten sehen in den Apps für die Psyche ein gutes Instrument, doch sind sie nicht für jeden Patienten geeignet. Für Nutzer ist es zudem nicht immer einfach, gute von schlechten Angeboten zu unterscheiden.
31.03.2025Thorsten Severin3 Min

Laut Branchenverband Bitkom gibt es mehr als 100.000 Gesundheits-Apps, genutzt von fast jedem zweiten Smartphone-Nutzer. Auf Kassenkosten können Ärzte aktuell 57 Digas verordnen – darunter Apps zur Unterstützung der Behandlung psychischer oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Migräne. 44 Apps sind derzeit im Diga-Verzeichnis beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfarM) in Bonn dauerhaft gelistet, 13 wurden vorläufig aufgenommen. Laut ZEW hat das deutsche Erstattungsverfahren „die Vielfalt der angesprochenen Erkrankungen“ nicht signifikant erweitert. Auf den Markt kämen vor allem Apps zu allgemeinen Gesundheitsthemen oder medizinischen Dienstleistungen. (toro)

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