DAK-Report sieht die „Pflege an einem Kipppunkt“
Das Vertrauen der Menschen in das deutsche Pflegesystem droht laut aktuellem DAK-Pflegereport wegzubrechen. Demnach halten knapp zwei Drittel der Befragten die Versorgung derzeit für nicht gut. 46 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung in den nächsten zehn Jahre. Das zeigt eine aktuelle Meinungsbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) für den DAK-Pflegereport, der heute, einen Tag vor dem zweitägigen Deutschen Pflegetag veröffentlicht wurde. „Wir stehen in der Pflege an einem Kipppunkt“, resümierte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Viele Menschen nehmen das System als schlecht, ungerecht und überfordernd wahr.“
Die Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung (SPV) wird in der Umfrage, , als größtes Problem genannt. Dafür befragte das IfD gemeinsam mit dem Studienleiter des DAK-Reports, Thomas Klie, mehr als 4.400 Menschen zwischen 16 und 75 Jahren. 72 Prozent halten die SPV für nicht gesichert. 56 Prozent befürworten zu deren Stabilisierung, staatliche Zuschüsse oder Steuermittel einzusetzen. 47 Prozent halten eine Beitragserhöhung für Vermögende oder Gutverdiener für richtig. Fast ebenso viele (46 Prozent) finden, Vermögende sollten im Pflegefall stärker an den Pflegekosten beteiligt werden.
Allerdings spricht sich in der Studie die Mehrheit bei den Heimkosten klar für Vermögensschutz aus: So erachten nur 27 Prozent den Einsatz des eigenen Vermögens für richtig. Fast zwei Drittel sind dagegen, dass eigene Haus dafür verkaufen zu müssen. Eine verpflichtende Pflegezusatzversicherung finden nur 21 Prozent gut. „Beim Thema Finanzierung der Pflege ist die Bevölkerung ähnlich ratlos wie die Bundesregierung: am liebsten Vollversicherung, aber kosten darf es nicht mehr – auch nicht für die nachfolgenden Generationen“, so Klie. Weiterhin fordern die Befragten eine bezahlbare Pflege. Wichtigstes Ziel für neun von zehn Befragten (87 Prozent) ist, Pflege für alle bezahlbar zu machen. Dazu zählt für 73 Prozent die Deckelung der Pflegeheimplatzkosten. Knapp drei Viertel befürchten durch hohe Pflegekosten ein Armutsrisiko.
„Das Misstrauen in das Sozialsystem Pflegeversicherung, die Angst vor Existenzsorgen am Lebensende gefährden das Vertrauen in unsere Demokratie“, warnte die Vorständin des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), Alexia Zurkuhlen. Die Lösung liege in der solidarischen Gemeinschaft und sozialen Marktwirtschaft. Evelyn Schötz, pflegepolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, forderte, alle Einkommen heranzuziehen – auch hohe Gehälter oberhalb der derzeitigen Beitragsbemessungsgrenze, Mieteinnahmen und Kapitalerträge. (bhu)

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