Fast 300 Anbaulizenzen für Cannabis vergeben
In Deutschland sind seit Mitte vergangenen Jahres 293 Lizenzen zum Anbau von Cannabis vergeben worden. Dies geht aus einer heute veröffentlichten Umfrage der Funke-Mediengruppe unter den für die Vergabe zuständigen Behörden der 16 Bundesländer hervor. Die meisten Vereine, die seit der Teillegalisierung Cannabis auf Lizenz anbauen, sitzen der Umfrage zufolge in Nordrhein-Westfalen. 82 solcher Clubs gibt es dort. An zweiter und dritter Stelle folgen Niedersachsen mit 54 und Rheinland-Pfalz mit 27 Lizenzen.
Die Teillegalisierung von Cannabis war unter Auflagen noch von der Ampel-Koalition umgesetzt worden. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD wurde dann aber eine ergebnisoffene Evaluierung vereinbart.
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), sieht das Cannabisgesetz kritisch. Bei dessen Entwicklung seien zu wenig Kinderärzte, Lehrkräfte, Polizisten und Eltern eingebunden worden, sagte er der Funke-Mediengruppe. Er wolle aber die systematische Bewertung des Gesetzes abwarten. Es gehe ihm „nicht um Ideologie, sondern um eine nüchterne, ehrliche und wissenschaftsbasierte Drogenpolitik“. Gebraucht würden bessere Aufklärung und Prävention.
Der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), Peter Raiser, beklagt in diesem Zusammenhang mangelnde Ressourcen für Prävention. Der Bund müsse Maßnahmen ergreifen, zugleich müssten Länder und Kommunen mehr eingebunden werden. Ein „Zurück zur Kriminalisierung“ möchte Raiser aber nicht – wohl aber eine Weiterentwicklung des Gesetzes basierend auf wissenschaftlicher Evidenz. Zudem macht er sich für flächendeckende Präventionsangebote stark.
Lob seitens der Bundesärztekammer und der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände kommt laut „Rheinischer Post“ (RP) unterdessen für die Mitte Juli angekündigte Verschärfung des Medizinal-Cannabisgesetzes (MedCanG). Danach soll medizinisches Cannabis künftig nur nach persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt verschrieben werden können. Der Versand soll verboten werden. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Simone Borchardt, sieht darin einen „Schritt in die richtige Richtung“. Sie sagte der RP: „Gerade bei einem Stoff, der Missbrauchsrisiken birgt, ist der persönliche Arzt-Patienten-Kontakt unverzichtbar.“
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) begründet die geplanten Änderungen mit einem „über das zu erwartende Maß hinaus“ gestiegenen Import von Cannabisblüten zu medizinischen Zwecken. Nach aktuellen Zahlen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) lag die Menge im ersten Quartal 2025 bereits bei deutlich über 35.000 Kilogramm. (ter)
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