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WIdO: Biosimilars bergen milliardenschwere Einsparpotenziale

11.11.2025 2:30 Min. Lesedauer

Durch den flächendeckenden Einsatz biologischer Nachahmerpräparate ließen sich nach Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) Milliardensummen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sparen. Die Nettokosten aller Fertigarzneimittel, die grundsätzlich durch sogenannte Biosimilars ausgetauscht werden könnten, summierten sich demnach im Jahr 2024 auf 4,23 Milliarden Euro.

Basierend auf der Austauschliste des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) und unter Berücksichtigung der Applikationsformen nahmen die Experten in einem konservativen Szenario einen Preisabschlag von 30 Prozent auf die Preise des Referenzarzneimittels sowie eine Umstellungsquote von 60 Prozent auf das wirtschaftlichste Arzneimittel an. Dabei ergäben sich Einsparungen in Höhe von 693,3 Millionen Euro pro Jahr. In einem ambitionierteren Szenario wird von einer Preisreduktion ausgehend vom Referenzarzneimittel von 70 Prozent und einer Umstellungsquote von 80 Prozent auf das wirtschaftlichste Medikament ausgegangen. In diesem Fall lägen die Einsparungen bei 2,33 Milliarden Euro jährlich.

Der GBA hat im Juni ein Beratungsverfahren zur Ausweitung der Biosimilar-Substitution eingeleitet und führt in diesen Tagen dazu eine Anhörung durch. Künftig könnten weitere hochpreisige biologische Fertigarzneimittel durch hochwertige Biosimilars ersetzt werden, sofern sie durch das Gremium als austauschfähig eingestuft werden.

WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder verwies auf die dynamische Preis- und Umsatzentwicklung bei biologischen Arzneimitteln. Gleichzeitig fielen zahlreiche Biologika in den kommenden Jahren aus dem Patentschutz. Er forderte vor diesem Hintergrund den Gesetzgeber auf, einen „verpflichtenden Austausch in der Apotheke“ über die gegenwärtige Austauschregelung für parenterale Zubereitungen hinaus zu ermöglichen. Diese Maßnahmen könnten entscheidend „den Weg ebnen, die weiterhin steigenden Arzneimittelausgaben wenigstens ein Stück weit im Zaum zu halten und die Beitragszahlenden etwas zu entlasten“.

Seit 2006 laufen die Patentfristen für zahlreiche hochpreisige Biologika nach und nach ab. Seither kommen immer mehr Zweitanbieter biologischer Arzneimittel auf den deutschen Markt. Die biosimilarfähigen Fertigarzneimittel erreichten einen Nettokostenanteil von 7,1 Prozent des gesamten GKV-Arzneimittelmarktes in Höhe von 59,29 Milliarden Euro. Ein verpflichtender Austausch in der Apotheke bei direkter Abgabe an Patientinnen und Patienten würde Wirtschaftlichkeitspotenziale heben, unterstrich Schröder. Qualitätseinbußen für die Patientinnen und Patienten gebe es dadurch nicht. (sev)

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