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Mehr Bildung hätte gesundheitliche Effekte

08.12.2023 3 Min. Lesedauer

Die Gesundheitspolitik muss die Bedürfnisse von Menschen mit niedrigem Bildungsniveau bei der Nutzung des Gesundheitssystems stärker in den Blick nehmen. Das fordert die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen.

„Zurzeit zeigen sich gesellschaftliche Spaltungen nicht nur im Bildungsniveau der Bevölkerung, sondern auch in der Gesundheitsversorgung“, schreibt deren Geschäftsführer Thomas Altgeld im Magazin G+G Wissenschaft. Altgeld verweist auf mehr als sechs Millionen sogenannte „gering literalisierte“ Erwachsene in Deutschland, die nicht schlechter versorgt werden dürften als alle anderen.

Gesundheitspolitik und Gesundheitsakteure hätten „eine Bringschuld, solche Barrieren zu reduzieren“, so Altgeld. Es sei wissenschaftlich belegt, dass soziale und bildungsbezogene Nachteile massive gesundheitliche Folgen hätten. „Mehr Investitionen in Bildung und eine Reform des selektierenden Bildungssystems in Deutschland hätten auch unmittelbar deutliche gesundheitliche Effekte“, betont der Diplom-Psychologe. Mögliche Barrieren für den Zugang zu medizinischer Versorgung seien bekannt. Aber nicht einmal Sprachhindernisse würden systematisch abgebaut. So gebe es von einer Info-Broschüre des Bundesgesundheitsministeriums über das deutsche Gesundheitswesen lediglich eine ukrainische Übersetzung, kritisiert Altgeld: „Zumindest ukrainischen Flüchtlingen wird also zugebilligt, dass sie das deutsche Gesundheitswesen nicht auf Anhieb mithilfe einer umfangreichen deutschsprachigen Broschüre begreifen können.“
 
Altgeld beklagt in seinem Beitrag die unzureichende Datenlage. „Über mögliche besondere Schwierigkeiten, Bedürfnisse und Anforderungen von Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau liegen bis auf Einzelfallstudien keine systematischen Auswertungen des Versorgungsgeschehens vor.“ Altgeld warnt in diesem Zusammenhang vor Fehleinschätzungen, etwa dass die Überlastung der Notfallversorgung auf die Systemunkenntnis von Menschen mit niedrigem Bildungsniveau oder Migrationshintergrund zurückzuführen sei. Die einzigen beiden wissenschaftlichen Studien dazu zeigten, dass dies nicht stimme. Der ersten Studie zufolge suchten Menschen mit höherem Schulabschluss eher häufiger aus Eigeninitiative die Notaufnahme auf als Befragte mit niedrigem Schulabschluss. Die zweite Studie liefere zudem keinerlei Belege für eine Mehrfachnutzung durch Migranten. (ink)

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