Studie: Viele Beschäftigte in Gesundheit und Pflege wandern ab
Der häufige Wechsel von Fachkräften aus Gesundheits- und Pflegeberufen in andere Branchen verstärkt den Personalmangel und führt zu Verlusten an wertvollem Know-how. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zu Engpassberufen, die den Fokus – neben den Bereichen Handwerk und IT – auf Gesundheit und Pflege legt. Laut der heute veröffentlichten Untersuchung lässt sich der Trend in diesem Berufsfeld jedoch nicht allein durch höhere Löhne stoppen, wie auch Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen.
Nach Angaben der Untersuchung des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung arbeiten etwa 85 Prozent der Beschäftigten in Gesundheit und Pflege in sogenannten Engpassberufen mit hohem Fachkräftemangel. Der Bereich ist mit einem Frauenanteil von im Schnitt 81 Prozent stark weiblich geprägt und weist eine hohe Teilzeitquote von rund 43 Prozent aus.
Zwei Drittel derjenigen, die den Engpassbereich verlassen, orientieren sich beruflich vollständig neu. „Gerade im Pflegebereich bedeutet das, dass dem Arbeitsmarkt dringend benötigte Fachkompetenzen dauerhaft verloren gehen“, erläuterte Luisa Kunze, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann-Stiftung. Die Studie sieht bessere Bezahlung und attraktivere Arbeitsbedingungen – etwa mehr Gestaltungsspielräume und Aufstiegsmöglichkeiten – als entscheidende Hebel, um Beschäftigte in Engpassberufen zu halten.
Der Lohn allein ist im Gesundheits- und Pflegebereich jedoch nicht ausschlaggebend: So lag im Zeitraum von 2013 bis 2019 der durchschnittliche Tageslohn in den Nicht-Engpassberufen des Gesundheits- und Pflegebereichs laut Untersuchung bei 87,83 Euro, in den Engpassberufen dagegen mit 93,94 Euro sogar höher. Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen, dass die Bruttomonatsverdienste in den Gesundheits- und Pflegeberufen in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen sind – von durchschnittlich 2.829 Euro brutto im April 2014 um 1.219 Euro auf 4.048 Euro im April 2024. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft nahmen die Bruttomonatsverdienste im selben Zeitraum um durchschnittlich 988 Euro zu.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten und den Pflegeberuf wieder attraktiver zu machen, hat die Bundesregierung jüngst zwei zentrale Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht: das Gesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege, das Pflegefachkräften mehr Eigenverantwortung und Entscheidungsspielräume geben soll, und das Pflegefachassistenzeinführungsgesetz, das eine bundeseinheitliche Ausbildung für Pflegefachassistenzen schafft. Während der Bundestag Letzteres bereits am 9. Oktober verabschiedete, befindet sich das Pflegekompetenzgesetz noch im laufenden Verfahren. (sr)
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