BAH stellt sich als „Pharma Deutschland“ neu auf
Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) firmiert künftig unter dem Namen „Pharma Deutschland“. Die Vertreter der 420 Mitgliedsunternehmen stimmten bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main mit 97 Prozent der Umbenennung sowie einer Reform der Verbandsstruktur zu. Der neue Name „Pharma Deutschland“ spiegele den Anspruch seiner Organisation, „die gesamte Bandbreite der Pharmaindustrie in Deutschland als Leitverband zu repräsentieren“, sagte der wiedergewählte Vorstandsvorsitzende Jörg Wieczorek.
Die Neuaufstellung sei „keine Kampfansage an die anderen Verbände“, betonte der Vorstandschef. Für die Branche werde es aber „höchste Zeit, sich auf einen starken Verband zu konzentrieren“ und die Zersplitterung zu überwinden. Wenn die Politik einen Hauptansprechpartner habe, bringe das „mehr Klarheit, aber auch mehr Tempo bei den Entscheidungen“.
Mit einem eigenen Büro in Brüssel will der Lobbyverband zudem die Präsenz der heimischen Pharmaindustrie auf der EU-Ebene verstärken. Für die Unternehmen steige Jahr für Jahr der Regulierungsaufwand, kritisierte Wieczorek. Nötig sei „eine Balance zwischen unternehmerischem Handeln und staatlicher Kontrolle“. Es gelte „mit dem Arzneimittel zu sparen und nicht immer nur am Arzneimittel“.
Zugleich wird die Interessenvertretung Mitglied des Verbands der Chemischen Industrie (VCI). Vom VCI verspricht sich „Pharma Deutschland“ organisatorische Unterstützung für eine neue Regionalstruktur mit sechs Landesverbänden. Der BAH repräsentierte bisher vor allem mittelständische Pharmaunternehmen. Sie beschäftigen zusammen rund 80.000 Menschen und stellen nach Angaben des Verbandes „fast 80 Prozent der in Apotheken verkauften rezeptfreien und fast zwei Drittel der rezeptpflichtigen Arzneimittel sowie einen Großteil der stofflichen Medizinprodukte“.
Neben dem BAH sind in Deutschland bisher der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (Vfa), der Verband der Generikahersteller (Pro Generika) sowie der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) als Branchenlobby aktiv. Der Vfa vertritt dabei vor allem die Interessen weltweit tätiger Pharmakonzerne mit rund 21.000 Beschäftigten in Deutschland. Dem ähnlich wie dem BAH aufgestellten BPI gehören derzeit 270 Unternehmen mit rund 78.000 Beschäftigten an. Eine Fusion des BAH mit Hauptsitz in Bonn und dem in Berlin angesiedelten BPI war im Frühjahr 2020 nach mehrmonatigen Verhandlungen gescheitert. (toro)