Ärzte sehen im Koalitionsvertrag viele „vernünftige“ Vorschläge
Die gesundheitspolitischen Vereinbarungen für die neue Legislaturperiode beinhalten aus Sicht der Bundesärztekammer (Bäk) „eine Reihe von vernünftigen und pragmatischen Vorschlägen“. Dennoch seien die Herausforderungen im Gesundheitswesen „definitiv schwer zu lösen“, sagte Bäk-Präsident Klaus Reinhardt heute im Vorfeld des deutschen Ärztetages, der dieses Jahr vom 27. bis 30. Mai in Leipzig stattfindet. „Wir müssen uns überlegen, wie aus dem bestehenden System noch mehr Effizienz geschöpft werden kann und wir mit dem Vorhandenen so umgehen, dass wir die Menschen weiter verantwortlich und gut und qualitativ hochstehend versorgen können.“
Dazu zählt laut Reinhardt die im Koalitionsvertrag geplante Einführung eines Primärarztsystems. Dessen Funktionalität, Wirkung und Akzeptanz hänge aber entscheidend davon ab, wie es im Detail gestaltet sei. „Unsinn“ sei, dass jeder Fall immer und unbedingt durch eine Hausarztpraxis laufen müsse, betonte Reinhardt. Bei „ganz offensichtlichen Dingen“, etwa einem gebrochenen Fuß, müsse der Patient nicht notwendigerweise durch eine Hausarztpraxis gelotst werden. Stattdessen sollte verbindlich geregelt werden, dass sich Menschen mit unklarem Beschwerdebild zunächst mit einem Facharzt für Allgemeinmedizin beraten, was an sinnvoller und weiterer Versorgung richtig sei. Wenn das „smart und intelligent“ gestaltet werde, könne das eine Ressourcen-Verschwendung und überflüssige Termine verhindern.
Auch die im Koalitionsvertrag angekündigte Entbürokratisierung käme Reinhardt zufolge der Effizienz im Gesundheitswesen zugute. Bisher sei wenig passiert. Die Bäk habe schon unter Gesundheitsminister Karl Lauterbach ein Tableau von 40 konkreten Maßnahmen geliefert, die einfacher gestaltet oder ganz wegfallen könnten. Anstatt mehr zu regulieren, sollte Reinhardt zufolge mehr in bürgerliches und gesellschaftliches Handeln vertraut werden.
Die Bäk begrüßte, dass die Krankenhausreform grundsätzlich fortgesetzt werde. Es sei gut, sich für Detailregelungen wie die Vorhaltefinanzierung mehr Zeit zu nehmen, damit das System von allen akzeptiert und auch umgesetzt werde. Es gebe jedoch auch „Leerstellen“ im Koalitionsvertrag, monierte Reinhardt. „Zum Beispiel wissen wir nicht, wie die Fortführung des Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst erfolgen soll.“ Auch die Themen Klimawandel und Resilienz im Gesundheitswesen würden im Koalitionsvertrag nicht erwähnt. (bhu)