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Ärzte und Patienten wissen zu wenig über Gesundheits-Apps

27.02.2024 2 Min. Lesedauer

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind noch nicht Teil des etablierten therapeutischen Spektrums der medizinischen Versorgung in Deutschland. Dieses Resümee zog Barmer-Vorstandsvorsitzender Christoph Straub heute bei der Vorstellung des „Arztreport 2024“ in Berlin. Zwar stiegen die Verordnungszahlen der Gesundheits-Apps kontinuierlich, dennoch existierten unter Ärzten und Patienten weiterhin große Unsicherheiten hinsichtlich der Anwendung.

„Zu wenig Detailwissen und falsche Erwartungen führen dazu, dass DiGA zurückhaltend verordnet werden und deren Einsatz oftmals vorzeitig abgebrochen wird“, kritisierte Krankenkassenchef Straub. Seit der Einführung im Herbst 2020 hätten Mediziner rund 600.000 digitale Gesundheitsanwendungen verordnet. Bislang stehen sie für Erkrankungen wie Depression, Adipositas, Tinnitus und Einschränkungen des Bewegungsapparats zur Verfügung. Genutzt werden die Apps der Auswertung zufolge vor allem von Erwerbstätigen, darunter mehrheitlich Frauen. Menschen in Städten wiesen dabei eine größere Affinität auf als Bewohner ländlicher Regionen. 44 Prozent der 1.000 befragten Ärzte und Psychotherapeuten erklärten, noch nie eine entsprechende App verordnet zu haben. Ein Drittel dieser Gruppe bescheinigte sich selbst einen mangelhaften Kenntnisstand bei dem Thema.

Informationsdefizite registrierten die Studienautoren auch bei Patienten. Von 1.700 Versicherten verwendeten rund 600 die App nicht über den vorgesehenen Zeitraum von 90 Tagen. Etwa 230 Patienten gaben an, die Nutzung bereits nach weniger als einem Monat beendet zu haben. Kosten – durchschnittlich 376 Euro pro Verordnung – verursachen die Apps trotzdem. Denn Krankenkassen zahlen auch bei Nichtanwendung für den gesamten Zeitraum von drei Monaten. Straub forderte deshalb eine Testzeit von 14 Tagen zu Beginn jeder Therapie. Zudem müssten die Inhalte der Digitalanwendungen „unbedingt einheitlich und verständlicher als bislang im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte dargestellt werden“. Joachim Szecsenyi, Autor des Arztreports, ergänzte: „Auf längere Sicht können DiGA ein wertvoller Bestandteil in der Versorgung der Patientinnen und Patienten werden.“ Das Fundament hierfür sei „mehr Transparenz“. (fb)