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Hohe Arzneimittelausgaben: AOK fordert Gegensteuern

09.12.2025 2 Min. Lesedauer

Angesichts stark gestiegener Arzneimittelausgaben fordern AOK-Bundesverband und das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) politische Maßnahmen zur Begrenzung dieser Kosten. „Das System muss dringend weiterentwickelt werden“, mahnte Verbandschefin Carola Reimann heute bei der Vorstellung des Arzneimittel-Kompasses 2025 in Berlin. Laut AOK erreichten die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel 2024 mit 59,3 Milliarden Euro ein Rekordhoch. Haupttreiber seien patentgeschützte Mittel. Sie verursachen demnach 54 Prozent der Gesamtkosten, machen aber nur sieben Prozent der verordneten Tagesdosen aus. „Das Ende der Fahnenstange ist dabei noch nicht erreicht“, warnte der WIdO-Geschäftsführer und Mitherausgeber des Reports, Helmut Schröder. Für 2025 und 2026 erwartet das Institut weitere Ausgabensteigerungen von jeweils mehr als fünf Prozent.

Laut dem Arzneimittel-Kompass mit dem Titel „Die Preisfrage: Wege zu fairen Lösungen" verlieren bestehende Preisregulierungen zunehmend an Wirkung. Die Steuerungsfunktion des 2011 eingeführten Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (Amnog) werde durch Umgehungsstrategien der Hersteller ausgehöhlt, so Schröder. Als Beispiel führte er die sogenannte Orphanisierung an. Den Daten zufolge entfielen im vorigen Jahr 24 von 42 Neueinführungen auf Orphan-Arzneimittel, Medikamente zur Behandlung von seltenen Erkrankungen. Diese verursachten knapp 14 Prozent der Kosten, obwohl ihr Versorgungsanteil unter einem Promille lag. „Auch dies führt dazu, dass in der Folge immer mehr Geld für immer weniger Versorgung ausgegeben wird“, erläuterte Schröder seine Forderung nach einer Reform des Amnog.

Auch AOK-Verbandschefin Reimann sprach sich für mehr Regulierung aus. Medikamente mit unsicherer Evidenz und hohem Bedarf sollten nur noch in qualifizierten Zentren eingesetzt werden. Zudem plädierte sie für einen Interimspreis in den ersten sechs Monaten, eine Anhebung des Herstellerabschlags auf 16 Prozent sowie eine Reduzierung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent. Diese Maßnahmen würden „Entlastung bringen“. 

Claudia Wild vom Austrian Institute for Health Technology Assessment forderte, die Forschungs- und Entwicklungskosten (F&E) der Pharmaindustrie transparent zu machen: „Derzeit macht sich die Pharmaindustrie das Fehlen einer standardisierten Berichterstattung über öffentliche F&E-Ausgaben zunutze, um den Mythos aufrechtzuerhalten, ganz allein Unsummen dafür auszugeben.“ Stattdessen würden die Arzneimittel über Steuergelder für Forschung und später über hohe Arzneimittelpreise finanziert. Hier müsse es mehr Klarheit bei der Erfassung öffentlicher Beiträge sowie vertragliche Vorgaben geben, um öffentliche Förderung künftig an faire Preise zu koppeln. (ts)

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