Arzneiausgaben steigen auf neuen Rekordwert
Die Arzneiausgaben der Krankenkassen sind auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Dabei kosten vor allem patentgeschützte Arzneimittel immer mehr Geld, tragen zugleich aber immer weniger zur Versorgung bei. Das ergab die heute vorgestellte Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) des Arzneimittelmarktes. Danach fließt bereits jeder zweite Euro der Arzneiausgaben in patentgeschützte Mittel. Zugleich deckten diese aber, gemessen an den verordneten Tagesdosen, nur noch 6,8 Prozent der Versorgung ab. 2013 waren es noch 12,2 Prozent.
Damit werde „immer mehr Geld für weniger Versorgung“ ausgegeben, bilanzierte das Institut. Insgesamt stiegen die Nettoausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel laut WIdO binnen zehn Jahren um 88 Prozent auf 52,9 Milliarden Euro in 2022. Die Kosten für patentierte Mittel verdoppelten sich sogar auf 27,8 Milliarden Euro. Die Wirtschaftskraft Deutschlands legte im selben Zeitraum hingegen nur um knapp 38 Prozent zu. Die Zahl der Verordnungen wuchs lediglich um 12,6 Prozent.
Als Ursache für den steilen Anstieg der Arzneiausgaben nannte das Institut neben der wachsenden Verordnungsmenge vor allem die jährlich steigenden Packungspreise. Trotz des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes erwartet WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder auch für dieses Jahr keine Trendumkehr: „Es ist mit einem erneuten Anstieg der GKV-Ausgaben zu rechnen.“ Auch bei patentierten Arzneimitteln sei keine Entspannung in Sicht. Die 2011 mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz eingeführten Regeln hätten „ganz offensichtlich nur begrenzten Einfluss auf die Preisgestaltung der Hersteller patentierter Arzneimittel“, kritisiert Schröder.
Der AOK-Bundesverband sieht dringenden Handlungsbedarf, um die Arzneiausgaben zu stabilisieren. „Kein Wunder, dass Pharmaunternehmen hohe Profite einfahren, da sie hierzulande weiterhin die höchsten Preise in ganz Europa verlangen können“, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Jens Martin Hoyer. „Das Lamento über schlechte Rahmenbedingungen auf dem deutschen Markt ist daher schwer verständlich.“
Hoyer forderte, die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel zu senken und den erhöhten Herstellerabschlag über 2023 fortzusetzen. Auch plädierte er dafür, den Inflationsausgleich beim Preismoratorium 2024 auszusetzen. Bei neuen Arzneimitteln sollte zudem anstelle des vom Hersteller selbst gewählten Einstandspreises ein Interimspreis ab dem Marktzugang gelten. Auch bräuchten die Kassen wieder „mehr selektivvertragliche Freiheiten, zum Beispiel im Bereich zytostatischer Zubereitungen“. (cm)
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