Apothekenreform weiterhin in der Kritik
Die von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken geplante Apothekenreform stößt weiterhin auf Vorbehalte. „Insgesamt sehen wir kritisch, dass der vorliegende Referentenentwurf zahlreiche ausgabenträchtige Leistungen zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung auf den Weg bringt, die Wirtschaftlichkeit dabei aber zu kurz kommt“, kritisierte Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, heute anlässlich der Verbändeanhörung zum Referentenentwurf. Die prekäre Finanzsituation der GKV werde unzureichend berücksichtigt. Die Kassenärzte warnten vor einer „Aushöhlung ärztlicher Kompetenzen“. Die Apotheker monierten vor allem die fehlende Fixumserhöhung.
Mit dem Entwurf eines Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetzes (ApoVWG) sollen die Apotheken mehr Kompetenzen und Eigenverantwortung erhalten, der wirtschaftliche Spielraum vor allem für Apotheken auf dem Land gestärkt und Bürokratie abgebaut werden. So sind unter anderem Zuschüsse für Teilnotdienste, die Weiterentwicklung von Zweigapotheken, Vertretungen durch pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA), der Ausbau pharmazeutischer Dienstleistungen wie beispielsweise Impfungen und die Freigabe von Öffnungszeiten vorgesehen.
Eine weitere Aufweichung bei der wirtschaftlichen Abgabe von Arzneimitteln lehnt der AOK-Bundesverband strikt ab. Diese könne auch die Abgabe von Rabattarzneimitteln belasten, so Reimann. Sie kritisierte darüber hinaus die geplante Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel ohne ärztliche Verordnung. „Hier drohen nicht sachgerechte Mehrkosten für die GKV.“ Positiv seien die vorgesehenen Schritte zur Entbürokratisierung und Flexibilisierung.
„Die Rakete von Minister Lauterbach hat nicht abgehoben. Und jetzt steht die gleiche Rakete auf dem Startblock“, sagte Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda), laut der Pharmazeutischen Zeitung (PZ) heute beim OTC-Gipfel des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR). Erneut fehle der Apothekerschaft die Erhöhung des Fixums, bei der geplanten Verhandlungslösung vermisse man klare Vorgaben und erneut stehe eine Apotheke ohne Apothekerin und Apotheker im Gesetz.
Mit Blick auf die ärztlichen Kompetenzen warnte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in ihrer Stellungnahme vor einer Gefährdung der Patienten durch eine „weitgehend unkoordinierte Übernahme originär ärztlicher Aufgaben durch Apothekerinnen und Apotheker ohne entsprechende Ausbildung“. Dies führe zudem zu einer weiteren Zersplitterung des Gesundheitswesens. Die Akkreditierten Labore in der Medizin (Alm) prognostizierten in ihrer Stellungnahme Qualitätsverluste und Fehldiagnosen. Besonders kritisch sehen sie die geplante Aufhebung des Arztvorbehalts bei diagnostischen Tests. (sr)
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