Antibiotikaresistenzen gefährden die Versorgung
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC warnt vor einer zunehmenden Antibiotikaresistenz. Dadurch seien vier der fünf EU-Ziele gefährdet, die bis 2030 Antibiotikaresistenzen reduzieren sollen. Diese sehen vor, den Gesamtverbrauch von Antibiotika um 20 Prozent zu senken sowie Blutstrominfektionen zu reduzieren. Dabei kommt es zu schweren, meist bakteriellen Infektionen. Bakterien oder Pilze gelangen in den Blutkreislauf und lösen eine Entzündungsreaktion aus. ECDC-Direktorin Pamela Rendi-Wagner forderte heute zum Europäischen Tag des Antibiotikabewusstseins „kritische Innovation an drei Schlüsselfronten“, darunter rationaler Einsatz von Antibiotika, robuste Präventionsstrukturen und Innovation in der Wirkstoffentwicklung.
Laut ECDC haben Blutstrominfektionen seit 2019 signifikant zugenommen. Gleichzeitig erhöhte sich den Angaben zufolge der Antibiotikaverbrauch, während der Anteil der empfohlenen Access-Antibiotika – älterer, gut wirksamer Mittel mit vergleichsweise geringem Resistenzrisiko – bei etwa 60 Prozent stagniert. Antibiotikaresistenzen verursachen laut ECDC jährlich über 35.000 Todesfälle in der EU beziehungsweise im Europäischen Wirtschaftsraum und gefährden Transplantationen und Krebstherapien. Ursachen sind unter anderem eine alternde Bevölkerung, hohe Antibiotikanutzung, Defizite in der Infektionsprävention sowie die grenzüberschreitende Verbreitung resistenter Erreger. Gleichzeitig komme, so das ECDC, die Entwicklung neuer Antibiotika weltweit nur langsam voran.
Auch Pharma Deutschland rief in Berlin dazu auf, den Umgang mit Antibiotikaresistenzen deutlich zu intensivieren. Der Verband forderte neue Vergütungsmodelle für Reserveantibiotika, gezielte Innovationsförderung sowie eine langfristig gesicherte Finanzierung der Produktionskapazitäten. Ein verantwortungsvoller Einsatz vorhandener Antibiotika reiche nicht aus. Aktuelle Resistenzdaten zeigen laut Pharma Deutschland erhebliche Risiken: Während der Anteil von Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) in Deutschland seit 2004 deutlich zurückging, blieb er in Italien, Spanien und Griechenland auf hohem Niveau.
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Verbands, Elmar Kroth, warnte davor „in wenigen Jahren nicht mehr ausreichend wirksame Mittel zur Verfügung zu haben“. Er betonte, dass das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz zwar erste Schritte gehe, die Regelungen jedoch noch nicht weit genug gingen, „um die Vorhaltung von Reserveantibiotika nachhaltig zu gewährleisten“. (ts)

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