Ärzteverbände lehnen Untersuchungen in Apotheken ab
Mit einem geplanten „Vorbeugemedizingesetz“ stößt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf harsche Kritik.
Als „teure Parallelangebote“ bezeichnete etwa der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, das Vorhaben, Apotheken Vorsorgeuntersuchungen auf Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes zu gestatten. Solche Check-ups könnten „einen Besuch beim Arzt und die ärztliche Präventionsberatung niemals ersetzen“. Die Politik müsse verinnerlichen, dass Apotheken keine „Arztpraxen-to-go“ seien. „Oft kommen beim Vorsorgegespräch gesundheitliche Probleme zutage, die man mit Messungen allein nicht erfassen kann“, so Reinhardt gestern. Besonders treffe es diejenigen, bei denen die Messwerte unauffällig seien und denen dann suggeriert werde, ein Besuch beim Arzt sei überflüssig. Als „vollkommen absurd“ bezeichnete der Hausärztinnen- und Hausärzteverband die Idee. Denn Patientenwerte gelte es in Kenntnis der Krankheitsgeschichte zu betrachten.
Das Angebot zum Check in Apotheken soll laut Minister über die Krankenkassen erfolgen. Diese „sollen den Altersgruppen der 25-, 35- und 50-Jährigen einmalig einen Voucher schicken, mit dem sie in die Apotheke gehen können, um die genannten Untersuchungen vornehmen zu lassen. Sind die Werte auffällig, dann geht der Patient mit den Werten aus der Apotheke und dem Voucher zum Hausarzt“, zitierte die „Passauer Neue Presse“ den SPD-Politiker.
Dass vor allem junge Menschen so zu mehr Vorsorge bewegt werden sollen, begrüße die BÄK. Denn nur fast 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen nähmen regelmäßig Gesundheits-Checks wahr. Zielführender wäre es jedoch, wenn Politik und Kostenträger Mittel für Aufklärung und Informationen investierten, statt „Geld für Apothekenleistungen aufzuwenden“. Reinhardt warf der Politik vor, seit Jahren systematisch medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung in die Apotheken zu verlagern.
Für die Untersuchungen sollen die Apotheken extra Geld erhalten, die Verbände hatten zuletzt generell eine bessere Bezahlung gefordert. Nach einem Gespräch mit der Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening räumte Lauterbach auf „X“ ein: „Bei den Honorarvorstellungen bleiben Konflikte“. Overwiening unterstrich, dass die Apotheken jüngst immer mehr Aufgaben übernommen hätten und daher die „finanzielle Stärkung erneut eingefordert“ haben. Über die Situation der Heilberufe wollen Verbände am Donnerstag in der Bundespressekonferenz informieren. (imo)
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