Update

Bündnis fordert Paradigmenwechsel bei Kindergesundheit

15.09.2025 2:30 Min. Lesedauer

Mehr Sicherheit für Kinder im Gesundheitssystem fordern das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), die KKH Kaufmännische Krankenkasse und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Dieser Satz ist mehr als eine medizinische Binsenweisheit, er ist ein Auftrag“, betonte die APS-Vorsitzende Ruth Hecker heute in Berlin im Vorfeld des Welttags der Patientensicherheit am Mittwoch. Die Versorgung müsse sich an Alter, Größe, Entwicklung und sprachlichen Fähigkeiten orientieren.

Eltern spielten als Brücke zwischen Kind und Behandlungsteam eine zentrale Rolle, unterstrich Hecker. „Da sollten wir genau hinhören.“ Risiken entstünden dort, wo Systeme überlastet seien – bei Medikations- oder Diagnostikfehlern, Krankenhausinfektionen und besonders an den Schnittstellen der Kommunikation. Das Bündnis schlägt unter anderem standardisierte Checklisten, doppelte Medikamentenkontrollen, gewichtsbasiertes Dosieren und pädiatrische Datenbanken in der elektronischen Verordnung vor. Auch eine „Speak-up-Kultur“ sei notwendig, um Hierarchien zwischen Fachpersonal und Eltern abzubauen.

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH wächst die Unsicherheit bei Eltern. Rund ein Viertel (26 Prozent) der Befragten mit Kindern bis 12 Jahren äußerten Ängste im Hinblick auf Klinikaufenthalte ihrer Kinder (2021: 19 Prozent). Hauptsorge sind Infektionen mit Krankenhauskeimen, gefolgt von Ängsten vor erneuten Operationen oder Narkosekomplikationen. Dennoch vertrauen mehr als Zweidrittel (73 Prozent) der Eltern dem Klinikpersonal. Zahlen der Weltgesundheitsorganisation, auf die Hecker verwies, zeigen: Weltweit wird jeder zehnte Patient im Gesundheitswesen geschädigt. Mehr als drei Millionen Todesfälle pro Jahr sind Folge unsicherer Versorgung – über die Hälfte dieser Schäden sind demnach vermeidbar. Patientenschäden bremsten das globale Wirtschaftswachstum jährlich um 0,7 Prozent, verbunden mit indirekten Kosten in Billionenhöhe.

APS-Generalsekretär Joachim Maurice Mielert forderte einen „Paradigmenwechsel“. Patientensicherheit müsse gesetzlich verankert werden. DGKJ-Präsidentin Ursula Felderhoff-Müser warnte vor den Folgen der geplanten Krankenhausreform: „Die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen geraten zunehmend aus dem Fokus gesundheitspolitischer Entscheidungen.“ Christian Deindl, stellvertretender APS-Vorsitzender, kritisierte die ungerechte Verteilung von Ressourcen im Gesundheitssystem. Kindermedizin bedeute Zuwendung und Empathie und benötige entsprechende zeitliche und personelle Ressourcen. (ts)
 

Optionale Felder sind gekennzeichnet.

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.