Interview Prävention

„Meine Arbeit als Medfluencer ist ein Fulltimejob"

09.04.2025 Thorsten Severin 5 Min. Lesedauer

Felix Berndt ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Healthfluencer im deutschsprachigen Raum. Als Doc Felix berichtet der 33-Jährige bei Instagram, TikTok, YouTube & Co. regelmäßig über Gesundheit, Ernährung und Sport. Im G+G-Interview erzählt der Arzt, worauf es ihm in den sozialen Medien ankommt und welche Ziele er verfolgt.

Foto: Studio mit Lichtausleuchtung, aufgebauter Kamera und Mikrofon an einem Tisch – alles pink ausgeleuchtet.
Vor allem junge Menschen ziehen einen großen Teil ihres Wissens aus sozialen Netzwerken, auch zu Gesundheitsthemen.
Foto: Felix Berndt ist Arzt, Ernährungsexperte und Healthfluencer alias Doc Felix.
Felix Berndt ist Arzt, Ernährungsexperte und teilt als Doc Felix Healthcontent auf seinen Social Media-Kanälen.

Herr Berndt, was war für Sie die Motivation, Healthfluencer zu werden?

Felix Berndt: Das Gesundheitssystem steht meiner Ansicht nach auf falschen Füßen. Schon im Studium fragte ich mich, ob es der richtige Ansatz ist, dass die Menschen lediglich eine Arztpraxis aufsuchen, wenn sie krank sind. Es wäre doch viel besser, wenn ich als Arzt schon vorher dabei begleiten könnte, gar nicht erst krank zu werden. Ich sehe in den sozialen Medien die Chance, diese Idee in die Tat umzusetzen. Mit meiner Arbeit möchte ich meinen Followern zeigen, wie toll und einfach ein gesundes Leben ist. Die Beschäftigung mit der eigenen physischen und mentalen Gesundheit ist nicht nur ein Investment in die Zukunft und für ein längeres Leben, sondern zugleich verbessert sich so auch die Lebensqualität erheblich.

Bleibt Ihnen noch Zeit für die Arbeit in einer Praxis?

Berndt: Meine Arbeit als Medfluencer ist ein Fulltimejob. Ich kreiere nicht nur täglichen Gesundheitscontent auf verschiedenen Plattformen, sondern reise als Speaker durch Deutschland und werde als Experte für Gesundheitsthemen eingeladen. Außerdem muss ich zusätzlich meine Angestellten führen. Für eine medizinische Tätigkeit in einer Praxis bleibt keine Zeit mehr. Mein Traum ist allerdings, irgendwann ein Gesundheitshaus zu errichten, das analog und digital zugleich funktioniert. Dort sollen verschiedene Fachrichtungen gemeinsam mit den Patienten daran arbeiten, deren Gesundheit langfristig zu erhalten.

Welche Zielgruppe haben Sie mit Ihren Social-Media-Aktivitäten vor allem im Blick?

Berndt: Auf meinen Plattformen sind alle Menschen willkommen, die Lust auf ein gesundes Leben haben.

Welche Verhaltensregeln sind Ihnen wichtig? 

Berndt: In meinen Beiträgen achte ich darauf, dass ich nah am Leben meiner Follower bin. Den medizinischen Content, der manchmal etwas komplex oder trocken daherkommt, möchte ich auf unterhaltsame Weise verpacken. Das sieht man zum Beispiel an leckeren Rezepten, zu denen ich Informationen über die Wirkungsweise der einzelnen Lebensmittel gebe. Außerdem schätzen meine Zuschauer und Zuhörer, dass ich auch von meinen eigenen Erfahrungen berichte. Als Kind war ich pummelig und überhaupt nicht an Sport oder guter Ernährung interessiert. Ich kenne also den Struggle, den viele meiner Follower haben, sehr gut. Ich denke, diese Authentizität ist etwas, das sie an meinem Content schätzen.

„Es wäre viel besser, wenn ich als Arzt schon vorher dabei begleiten könnte, gar nicht erst krank zu werden.“

Felix Berndt

Arzt und Healthfluencer

Nicht alles wird im Studium vermittelt. Woher beziehen Sie Ihr Wissen? 

Berndt: Mein Medizinstudium ist ein zwar ein großer Teil meiner Wissensbasis, was die funktionalen Prozesse des Körpers oder die Wirkung von Medikamenten angeht. Aber gerade das Thema Ernährung kommt im Studium viel zu kurz. Mittlerweile habe ich ein kleines und sehr kompetentes Team um mich versammelt, das sich kontinuierlich mit den neuesten Studien im Bereich Gesundheit und Ernährung beschäftigt. Außerdem schöpfe ich viel aus meinem eigenen Erfahrungsschatz. Ich denke, man muss sich von dem Gedanken verabschieden, es gäbe Wissen für alles. Man muss nicht immer alles lesen, man darf auch gern mal an sich selbst forschen und ausprobieren. Wissenschaft ist immer im Wandel.

Stehen Ärztinnen und Ärzte in der Öffentlichkeit in einer größeren Verantwortung als andere Influencer?

Berndt: Ärztinnen und Ärzte stehen schon rein gesetzlich in einer größeren Verantwortung und werden zurecht stärker kontrolliert als andere Berufsgruppen. Die Folgen einer Fehlberatung oder Falschinformation sind erheblicher als bei einem Modeinfluencer. Deshalb ist es mir besonders wichtig, dass meine Inhalte immer wissenschaftlich auf dem aktuellen Stand sind. Allerdings möchte ich zugleich andere Menschen mit medizinischer Expertise ermuntern, ihr Wissen in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Diese Content-Creator können die Gesellschaft fundiert und kompetent beraten.

Wie erklären Sie sich das große Interesse an Gesundheitsthemen in sozialen Medien?

Berndt: Die sozialen Medien bieten die Möglichkeit, sich unabhängig von einer Arztpraxis und oft langen Wartezeiten über gesundheitliche Themen zu informieren. Außerdem wird der medizinische Content oftmals in unterhaltsamer Weise dargestellt. Ich denke aber auch, dass sich die Menschen in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft vermehrt mit sich selbst beschäftigen und ihr Leben optimieren möchten.

Foto: Illustration "Kosmos der sozialen Medien" – Pillen, Social-Media-Icons und Menschen fliegen ein Smartphone.
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Warum gibt es so wenig seriöse Angebote zum Thema Gesundheit in den sozialen Netzwerken?

Berndt: Für Menschen mit medizinischer Expertise ist es rechtlich gesehen immer eine Gratwanderung, ihren Content zu teilen. Als Arzt stehe ich wie gesagt unter schärferer Beobachtung als jemand, der sich einen weißen Kittel vor der Kamera anzieht und einfach behauptet, er sei Gesundheitsexperte oder Coach. Diese Begriffe sind nicht geschützt und deshalb darf sich grundsätzlich erstmal jeder so nennen. Für den Rezipienten ist es daher nicht immer ersichtlich, wer nun wirklich die entsprechende Kompetenz besitzt und wer nicht. An einer seriösen Erkennungshilfe für echte Experten in sozialen Netzwerken sollte meiner Ansicht nach gearbeitet werden.

Wie finanzieren Sie Ihre Videos?

Berndt: Ich arbeite mit ausgewählten Partnern zusammen. Meine Kooperationen wähle ich danach aus, ob sie zu meinen persönlichen Werten und beruflichen Zielen passen.

Sie bieten eigene Produkte, wie etwa E-Books, Kochbücher und Masterclasses, an. War das von vornherein intendiert?

Berndt: Als ich mit meiner Arbeit begonnen habe, war es für mich wichtig, meine Vorstellung eines Gesundheitssystems zu leben, das sich nicht nur an Kranken, sondern auch an Gesunden orientiert. Ich wollte zeigen, wie toll ein gesundes Leben ist. Das hat so gut funktioniert, dass ich irgendwann merkte, dass mein Content sich nicht mehr nur in kurzen Videos darstellen lässt.

Wie lange dauert es, bis ein Clip fürs Web fertig ist?

Berndt: Selbst ein kurzes Video von wenigen Sekunden entsteht unter vielen Stunden Arbeit. Zusammen mit meinem Team entwickle ich Ideen, schreibe Scripts für die Videos, die dann gedreht, geschnitten und bearbeitet werden müssen. Dort fließen Kompetenzen aus vielen Bereichen zusammen, was die Arbeit extrem spannend und vielseitig macht.

Zur Person

Der Arzt und Ernährungsexperte Felix Berndt wurde 1992 geboren. Sein Medizinstudium beendete er 2019. Auf seinen Social-Media-Kanälen erreicht Doc Felix inzwischen mehr als eine Million Fans.

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