Artikel Prävention

Engagement, das junge Seelen stärkt

17.10.2025 Tim Ende 3 Min. Lesedauer

Krisen und Unsicherheiten belasten zunehmend die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Schulen können mit präventiven Projekten dazu beitragen, Resilienz zu fördern und psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Das zeigen die Projekte, die mit dem Berliner Gesundheitspreis 2025 des AOK-Bundesverbandes und der Ärztekammer Berlin ausgezeichnet worden sind.

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Berliner Gesundheitspreises stehen auf der Bühne zusammen mit Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK Bundesverbandes und Dr. Peter Bobbert, dem Präsidenten der Ärztekammer Berlin und halten ihre Urkunden in den Händen.
Schulen gehören zu den wichtigsten Lebensumfeldern von Kindern und Jugendlichen. Ein guter Ausgangspunkt, um mit gezielten Projekten die psychische Gesundheit zu stärken.

Junge Menschen sollten unbeschwert und gesund aufwachsen können, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft – in dieser Überzeugung waren sich die Anwesenden bei der Verleihung des Berliner Gesundheitspreises 2025 einig. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Gesundheits- und Schulwesen folgten der Einladung von AOK-Bundesverband und Berliner Ärztekammer. Unter ihnen waren die Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (CSU) und Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen) sowie der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Michael Brand (CDU), und der Staatssekretär im niedersächsischen Kultusministerium, Stephan Ertner (Bündnis 90/Die Grünen). Sie kamen zusammen, um denjenigen eine Bühne zu bieten, die im Alltag oft nicht die lauteste Stimme haben – Kindern und Jugendlichen. Denn unter dem Motto „Starke Schule, starke Seele“ ehrte der Berliner Gesundheitspreis in diesem Jahr schulische Projekte, die die psychische Gesundheit von jungen Menschen stärken.

Eine Tatsache, die nicht immer selbstverständlich war, wie die Moderatorin Sarah Oswald zu Beginn der Preisverleihung betonte. „Ich hätte mich gefreut, wenn es solche Projekte zu meiner Schulzeit schon gegeben hätte“, gab sie zu bedenken.

Schulen als Präventionsorte

Und so zog sich die enorme Bedeutung von Schulen als zentrale Orte der Prävention wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, sprach in ihrem Grußwort von der Schule als „einem der wichtigsten Lebensumfelder von Kindern und Jugendlichen“. Dort würden, so Reimann weiter, die Schülerinnen und Schüler auf ihre Zukunft vorbereitet. Doch durch Pandemie, Krieg, Klimawandel und Mobbing wachse „eine ganze Generation von Schülerinnen und Schülern mehr oder weniger im Krisenmodus auf“, so Reimann. „Deshalb ehren wir Projekte, die sich kreativ und nachhaltig für die Stärkung der psychischen Gesundheit in Deutschlands Schulen einsetzen.“

Ein solches ist die Initiative „Dare2Care“, die seit 2023 die psychologische Widerstandsfähigkeit und das demokratische Miteinander an Schulen stärkt. Aus 24 Wettbewerbsbeiträgen aus zwölf Bundesländern wählte die Jury dieses Projekt als ersten Preisträger aus, weil sie etwas „gewagt“ haben, wie Staatssekretär Brand in seiner Laudatio betonte. „Sie haben Mut bewiesen, sie haben gezeigt: Es geht. Und das bringt jungen Menschen enorm viel Gutes.“ Und er erläuterte, was ihm – und der Bundesregierung – besonders wichtig sei: „Wir brauchen die Stärkung der psychischen Gesundheit junger Menschen – da sind alle gefordert.“

Bei „Dare2Care“ lernen Schülerinnen und Schüler, Eltern und pädagogische Fachkräfte in Workshops und Fortbildungen, wie sie mit Emotionen, Konflikten und Belastungen umgehen. Das Preisgeld von 20.000 Euro soll nun dafür genutzt werden, um noch mehr Schulen resilient zu machen, wie die sichtlich erfreuten Preisträgerinnen und Preisträger auf der Bühne in Berlin ankündigten.

„Viel zu viele junge Menschen wissen nicht, wo sie Hilfe finden oder wie sie ihre eigene Gesundheit schützen können.“

Dr. Peter Bobbert

Präsident der Ärztekammer Berlin

Projekte wollen Angebotslücken schließen

Bei den Projektverantwortlichen des zweiten Preisträgers, der App „Nebolus“, war die Freude über das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro ebenfalls groß. Dr. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, sprach in seiner Laudatio davon, wie schwer es sei, im „Dschungel der Angebote im Netz“ die richtigen Informationen zu finden. Hier setze die App an, denn mit ihr begeben sich Jugendliche auf digitale Gesundheitsrallyes, bei denen sie mithilfe von Geschichten lokale psychosoziale Anlaufstellen entdecken und lernen, vertrauenswürdige Informationen zu bewerten. Dadurch werde die Hemmschwelle, sich Hilfe bei mentalen Problemen zu holen, gesenkt, so Bobbert weiter. „Viel zu viele junge Menschen wissen nicht, wo sie Hilfe finden oder wie sie ihre eigene Gesundheit schützen können“, so der Berliner Ärztepräsident. Die App schließe hier eine Angebotslücke.

Helfen – das möchte auch die Peer-to-Peer-Plattform des niedersächsischen Kultusministeriums „Gemeinsam stark in der Schule. Für dich. Für andere.“ Sie wurde beim Berliner Gesundheitspreis 2025 mit dem dritten Preis und 10.000 Euro ausgezeichnet. Die Bundestagsabgeordnete Zeulner gab in ihrer Laudatio zu bedenken, dass Eltern nicht immer die ersten Ansprechpartner ihrer Kinder seien, wenn es um bestimmte Probleme gehe. Deswegen sei es umso wichtiger, dass „Schülerinnen und Schüler füreinander da sind“. Genau hier setzt das preiswürdige Projekt an – bei der Hilfe zur Selbsthilfe. Schülerinnen und Schüler werden unter anderem mit Videos zu psychologischen Themen geschult, tauschen sich über psychische Gesundheit aus und erfahren Unterstützungsangebote. Zeulner betonte, sie wünsche sich „von Herzen“, dass das Projekt weitergehe, und kündigte an, den guten Ansatz aus Niedersachsen mit nach Bayern zu nehmen, um ihn dort bekanntzumachen.

Eien Schülergruppe - zwei Jungs, ein Mädchen - schaut selbstbewusst zum Betrachter. Im Hintergrund sind eine Schule aus Holz und ein paar Büsche sowie ein Schulhof zu sehen.
17.10.2024AOK-Bundesverband

Gemeinsamer Einsatz für seelische Gesundheit

Ein weiterer guter Ansatz aus Norddeutschland wurde mit dem kommunalen Sonderpreis ausgezeichnet. Das Bremer Projekt „ReFaps“ stärkt Kinder und Jugendliche und ihre Familien in sozial benachteiligten Stadtteilen durch spezialisierte Fachkräfte. So kann auf psychische Belastungen frühzeitig reagiert und der Zugang zu Hilfsangeboten erleichtert werden. „ReFaps“ setze da an, wo die Not groß sei, sagte die Laudatorin, Bundestagsabgeordnete und Ärztin Kappert-Gonther, die selbst viele Jahre eine Praxis für Psychotherapie in Bremen betrieb. Gesundheit entwickle sich im Alltag, in den Lebensrealitäten, dort, wo junge Menschen lebten, lernten und aufwüchsen, so Kappert-Gonther. „Und genau dort entstehen auch Belastungen.“ Deswegen sei es eine Aufgabe von Stadtentwicklung, Bildungssystemen und sozialer Gerechtigkeit, dass sich seelische Gesundheit entwickeln könne. Das Projekt, das mit 5.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet wurde, ist stadtteilbezogen mit Gesundheitsförderung und dem psychiatrischen Versorgungssystem vernetzt und erleichtert so den Zugang zu Hilfsangeboten für Betroffene.

Und so zeigte der Berliner Gesundheitspreis, welche Kraft schulische Projekte haben können, um die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken. „Der Weg ist nicht immer leicht“, betonte Carola Reimann zum Abschluss der Preisverleihung, „aber es gibt mir immer Zuversicht, dass es besser wird, wenn Leute, wie aus den ausgezeichneten Projekten, sich einsetzen.“

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