Zeitschriftenschau
In jeder Ausgabe kuratiert G+G Beiträge aus Fachzeitschriften und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand von Forschung und Wissenschaft.
Blutdruckkontrolle entscheidend bei Fettlebererkrankung
Eine Hypertonie verschlechtert bei Betroffenen mit metabolischer Fettleber (MASLD) den Krankheitsverlauf deutlich. Eine Auswertung dreier großer Kohortenstudien mit mehr als 116.000 Patientinnen und Patienten zeigt, dass Hypertoniker eine um 30 bis 57 Prozent höhere Rate schwerer klinischer Ereignisse und eine schnellere Fibroseentwicklung aufweisen. Hypertonie war zudem mit einer geringeren Chance auf Besserung der Lebersteifigkeit verbunden. In allen untersuchten Kohorten (UK Biobank, VTCE, PLBK) zeigten sich bei Hypertonikern häufiger fortgeschrittene Fibrosestadien und mehr Komplikationen, etwa kardiovaskuläre oder leberbezogene Ereignisse. Die Forschenden betonen daher, dass eine konsequente Blutdruckkontrolle bei MASLD essenziell ist, um die Progression der Lebererkrankung zu verlangsamen und Folgeschäden zu vermeiden.
Weniger Operationen bei akuter Appendizitis nötig
Die akute Appendizitis gehört zu den häufigsten abdominellen Notfällen, verläuft jedoch in rund 80 Prozent der Fälle unkompliziert. International rücken Leitlinienautoren von der Empfehlung ab, bei unkomplizierter Appendizitis stets primär zu operieren. Vielmehr spricht vieles für eine konservative Therapie bei akuter unkomplizierter Appendizitis, wie auf dem Kongress Viszeralmedizin 2025 in Leipzig betont wurde. Im Mittel 15 Prozent der chirurgisch entfernten Wurmfortsätze in Europa werden als histologisch unauffällig beschrieben. Der Appendix wird heute als immunologisch relevantes Organ betrachtet, das zur Stabilisierung des Mikrobioms beiträgt und Immunglobulin A produziert. Studien zeigen, dass durch eine antibiotische Behandlung 60 bis 70 Prozent der Operationen vermeidbar sind, auch wenn etwa ein Viertel der konservativ Behandelten später doch operiert werden muss. Die Appendektomie bleibt ein bewährter Standardeingriff, ist jedoch nicht immer erforderlich. Eine sorgfältige Diagnostik und Risikoeinschätzung sind entscheidend.
Vagusstimulation reduziert anhaltende Gesichtsrötungen
Die transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS) verbessert laut einer chinesischen Studie nicht nur die Hautrötungen bei Couperose (erythematotelangiektatische Rosazea), sondern wirkt sich auch positiv auf Angst, Depression, Schlafstörungen und Migräne aus. In der Untersuchung mit 72 vorwiegend jungen Frauen erzielte die tägliche 30-minütige Stimulation über drei Wochen deutliche Rückgänge im Hautrötungs-Score (Clinician’s Erythema Assessment‑Wert - CEA 2,97 auf 1,25) gegenüber der Kontrollgruppe. Gleichzeitig sanken Angst‑ und Depressionsscores um etwa sechs Punkte, Schlafbeschwerden nahmen fast vollständig ab, und Migränesymptome reduzierten sich deutlich. Die Forschenden führen die Effekte auf eine Hemmung proinflammatorischer Zytokine wie IL‑1β, IL‑6 und TNF‑α zurück und sehen taVNS als vielversprechende neuroimmunmodulierende Therapieoption bei Couperose.
Rauchstopp nach Krebsdiagnose halbiert Sterberisiko
Der Rauchverzicht nach einer Krebsdiagnose verbessert nachweislich die Überlebenschancen – selbst in fortgeschrittenen Stadien und auch bei später Abstinenz. Eine US-amerikanische Beobachtungsstudie mit über 13.000 Patienten zeigte, dass aktive Raucher eine 35 % höhere Zwei-Jahres-Mortalität als Nichtraucher hatten, Ex-Raucher 13 %. Patienten, die innerhalb von sechs Monaten nach der Diagnose aufhörten, lebten signifikant länger: Ihre Sterblichkeit war fast halb so hoch wie bei weiter Rauchenden. Besonders deutlich war der Effekt in den Stadien III und IV. Das Forschungsteam um Steven Tohmasi (Washington University, St. Louis) fordert daher, strukturierte Programme zum Rauchstopp dauerhaft in die onkologische Regelversorgung zu integrieren. Das Forscherteam geht davon aus, dass fehlende Ressourcen und Bewusstseinslücken dies bislang verhinderten.
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