Blickwinkel Gesundheitssystem

Steigende Lasten für Patienten?

19.11.2025 Klaus Jacobs 2 Min. Lesedauer

Jacobs' Weg: Weil der Bundesregierung Geld und Mut fehlen, drohen höhere Zuzahlungen. Die sollten nicht nur sozialverträglich, sondern auch wettbewerbsgerecht ausgestaltet sein.

In Reihen und gleichen Abständen liegen zerknitterte zehn-Euroscheine auf hellblauem Untergrund.
Zuzahlungserhöhungen sollen die Lücken in der GKV-Finanzierung abfedern.
Foto: Porträtbild von Prof. Dr. Klaus Jacobs, Volkswirt und ehemaliger Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
Prof. Dr. Klaus Jacobs, Volkswirt und ehemaliger Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)

Es steht schlecht um die gesetzliche Krankenversicherung (GKV), die bei der Bundesregierung erkennbar unter „ferner liefen“ rangiert. Das kommt davon, dass die Mehrheit der Verantwortlichen in Parlament und Regierung der GKV selbst gar nicht angehört. Schon bald dürfte sich Nina Warkens „kleines Reformpaket“ als zu klein erweisen. Vom Finanzminister wird es vermutlich nichts geben, weder für versicherungsfremde Leistungen noch für eine ermäßigte Mehrwertsteuer auf Arzneimittel. 

Zur Stärkung der solidarischen Beitragsfinanzierung wird es aber auch kaum kommen, denn das würde politischen Mut erfordern, den es ebenfalls nicht gibt. Aus demselben Grund dürften auch die Pharmabranche sowie die Ärzte- und Apothekerschaft weithin ungeschoren bleiben.

Wer bleibt da noch übrig, wenn die Beiträge stabil bleiben sollen? Gewiss nicht ohne Absicht sprach Nina Warken bereits von einer pauschalen Verdoppelung aller Patientenzuzahlungen. Wegen der Härtefallregelungen würde sich das hierdurch 2024 generierte Gesamtvolumen von 4,9 Milliarden Euro aber nicht verdoppeln. Niemand muss mehr als zwei Prozent des jährlichen Bruttohaushaltseinkommens selbst bezahlen, bei Chronikern beträgt die Grenze sogar nur ein Prozent – Letzteres betraf 2024 gut 4,3 Millionen Versicherte. Was darüber hinausgeht, trägt die Krankenkasse. Das ist jedoch ein Konstruktionsfehler, denn bei einer Kasse mit besonders vielen Härtefall-Versicherten finanzieren diese ihre Zuzahlungsbefreiung über einen höheren Zusatzbeitrag letztlich selbst. Die betroffene Kasse hat hierdurch zudem einen massiven Wettbewerbsnachteil.

„Härtefälle verzerren den Kassenwettbewerb.“

Klaus Jacobs

Volkswirt und ehemaliger Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK

Bis Ende März 2026 soll die Finanzkommission Gesundheit Reformmaßnahmen vorschlagen, die kurzfristig wirksam sind. Im Unterschied zu Strukturreformen trifft das auf Zuzahlungserhöhungen zu. Diese soll die Kommission laut Arbeitsauftrag zur Förderung von Eigenverantwortung unter Berücksichtigung des Solidarprinzips und der Bedarfsgerechtigkeit in den Blick nehmen. Falls die Kommission höhere Zuzahlungen für unvermeidlich hält, sollte sie auch auf deren wettbewerbsgerechte Ausgestaltung achten.

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