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Vernetzte Hilfe fürs Gehirn

19.11.2025 Sascha Kirmeß 2 Min. Lesedauer

Schnell reagieren und Menschen nach einem Schlaganfall so vor schweren Behinderungen bewahren: Das will ein neues Netzwerk im dünn besiedelten Norden Sachsen-Anhalts erreichen. Teil der Innovation ist ein mobiles Interventionsteam.

MRT-Bild mit sechs Aufnahmen eines Gehirns.
Gut im Bilde bei Schlaganfall: Ein Netzwerk bündelt die Kompetenzen.

Nach einem Schlaganfall zählt jede Minute, um die Patientinnen und Patienten vor schwerwiegenden Folgen zu bewahren. Zehn Kliniken (Netzwerkpartner) bündeln deshalb ihre Kompetenzen im „Neurovaskulären Netzwerk Sachsen-Anhalt Nord“ (NeuvaNet SAN). Die Leitung hat die Universitätsmedizin Magdeburg. Zu den Beteiligten des Netzwerks gehört als einzige Krankenkasse die AOK Sachsen-Anhalt. Finanziert wird das Projekt durch das Land Sachsen-Anhalt. Ein Herzstück des Netzwerks ist das mobile neuroradiologische Interventionsteam. Ausgestattet mit einem eigenen Einsatzfahrzeug bringt es die Expertise der Universitätsmedizin Magdeburg direkt in die Partnerkliniken. Eingriffe, die bisher nur in spezialisierten Zentren möglich waren, können nun in den Kliniken des Netzwerks erfolgen, ohne dass der Patient verlegt werden muss – eine enorme Zeitersparnis, die bei Schlaganfällen den entscheidenden Unterschied machen kann.

Rund um die Uhr verfügbar

Ziel des Netzwerks ist es, Patientinnen und Patienten mit komplexen neurovaskulären Erkrankungen – insbesondere ischämischen und hämorrhagischen Schlaganfällen – schnell, qualitätsgesichert und leitliniengerecht zu versorgen. Die Universitätsmedizin Magdeburg übernimmt in Abstimmung mit den beteiligten Kliniken dabei die zentrale Steuerungs- und Koordinationsrolle. Mit ihrer 24/7-Verfügbarkeit bietet sie durchgehend eine hochspezialisierte Anlaufstelle für Akutfälle, Zweitmeinungen und komplexe Interventionen. Fachdisziplinen wie die Neurologie, Neuroradiologie, Gefäßchirurgie und Neurochirurgie arbeiten dabei eng vernetzt zusammen, um die Versorgung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten sowie die Behandlung weiterer neurovaskulärer Erkrankungen auf hohem Niveau zu gewährleisten. 

Zu den Aufgaben des Netzwerks gehören wöchentliche interdisziplinäre Fallkonferenzen im überregionalen Neurovaskulären Board, in dem Expertinnen und Experten gemeinsam komplexe Fälle besprechen und Therapien empfehlen. Zudem sorgt das Netzwerk für schnelle Diagnostik und Therapie bei Schlaganfällen und weiteren neurovaskulären Krankheitsbildern, bietet telemedizinische Beratung, entwickelt einheitliche Versorgungsstandards und Standard Operating Procedures (Standardarbeitsanweisungen) für alle Partnerkliniken und wendet sie an. Im Netzwerk verortet sind zudem die Qualitätssicherung, Zertifizierung und Fortbildung für Netzwerkpartner sowie die Koordination von Verlegungen und Interventionen innerhalb des Netzwerks.

Was ist ein Schlaganfall?

Der Oberbegriff Schlaganfall, auch Apoplex oder Hirninsult, wird für eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen verwendet. Der Hirninfarkt oder auch ischämischer Schlaganfall entsteht durch einen Gefäßverschluss. Meist sind die Gefäßwände bereits vorgeschädigt, verhärtet und durch Ablagerungen verengt. Von einer Hirnblutung oder einem hämorrhagischen Schlaganfall spricht man, wenn ein Gefäß im Gehirn platzt und somit bestimmte Hirnareale nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden.

Qualität im Blick

Dagmar Garlin, Leiterin des Fachbereichs strategisches Krankenhaus- und Verhandlungsmanagement der AOK Sachsen-Anhalt, begrüßt die enge Abstimmung und die einheitlichen Qualitätsstandards: „Durch regelmäßigen Austausch in Fallkonferenzen werden gemeinsam komplexe Fälle besprochen oder Kliniken durch Experten telemedizinisch beraten. Das Netzwerk möchte so auch bei Schlaganfällen eine schnelle Diagnostik und bestmögliche Therapie erreichen.“ 

Dass ein solches Angebot in Sachsen-Anhalt besonders gefragt ist, betonte anlässlich des Starts von NeuvaNet im Sommer 2025 Professor Hans-Jochen Heinze, Ärztlicher Direktor der Universitätsmedizin Magdeburg: „Wir sind das Bundesland mit der ältesten Bevölkerung und verzeichnen jährlich rund 10.000 Schlaganfälle. Unser Ziel muss es sein, eine lückenlose Versorgung sicherzustellen und die Interventionszeit deutlich zu verkürzen.“

Die Idee zum Netzwerk geht auf ein Notfallkonzept zurück, das die AOK Sachsen-Anhalt 2023 gemeinsam mit dem Verband der kommunalen und landeseigenen Krankenhäuser (VKLK) entwickelt hatte. Dieses Konzept wurde aufgegriffen und mit finanzieller Unterstützung des Landes umgesetzt. „Ein Umstand, auf den wir besonders stolz sind und der unseren Anspruch und vor allem Kompetenz zeigt, die Versorgung im Land als wichtiger Partner mitzugestalten“, so Dagmar Garlin.

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