Kommentar: Arzt-Engpass wird zur Gefahr
Die Niederlassung auf dem Land muss Hausärzten möglichst einfach gemacht werden. Ein Kommentar von Kaja Klapsa, Redakteurin Politik bei der ZEIT.
Der Hausarzt stirbt aus. Heute noch auf dem ostdeutschen Land, bald schon in der westdeutschen Kleinstadt. Viele Allgemeinmediziner gehen in den Ruhestand, reduzieren ihre Arbeitszeit oder ziehen in die Großstadt. Für Patienten wird der Versorgungsengpass zunehmend zur Gefahr. Die Entwicklung aufzuhalten, ist komplex. Niemand kann gezwungen werden, auf dem Dorf zu praktizieren. Es gibt allerdings mehrere sinnvolle Lösungsansätze, die ausgebaut werden sollten.
Zunächst muss es jungen Hausärzten so einfach wie möglich gemacht werden, sich in einer ländlichen Region niederzulassen. Dies gelingt etwa durch finanzielle Zuschüsse und Erleichterungen bei der Praxisübernahme. Für diejenigen, die lieber angestellt in Teilzeit arbeiten wollen, könnten mehr Kommunen etwa medizinische Versorgungszentren gründen.
Auch sollte bei der Studienplatzvergabe die Landarztquote erhöht und in jedem Bundesland umgesetzt werden. Dies ermöglicht Abiturienten auch ohne 1,0-Notenschnitt ein Medizinstudium und erhöht gleichzeitig die Versorgung in unterversorgten Regionen. Sinnvoll wäre auch ein verpflichtendes Praxismodul in einer Lehrarztpraxis auf dem Land, damit Studierende die dortige Lebenswelt möglichst früh kennenlernen.
„Es gibt mehrere sinnvolle Ansätze, die ausgebaut werden sollten.“
Redakteurin Politik bei der ZEIT
Die Regierung konzentriert sich indes auf ihre Pläne für das sogenannte Primärarztsystem. Dieses sieht vor, dass ein Besuch beim Facharzt künftig nur noch mit Überweisung des Hausarztes möglich sein soll. Was in der Theorie nachvollziehbar klingt, würde in der Praxis schwerwiegende Konsequenzen haben. Hausarztpraxen drohten zu Überweisungsmaschinen zu werden und hätten noch weniger Zeit für ihre Patienten als heute.
So würde die schwarz-rote Koalition am Ende vor allem eines erreichen: eine weitere Verschärfung des Hausarztproblems.
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