„Fragmentiert und unkoordiniert“
Die Politik muss laut Günter Roggenkamp, Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg (Versichertenseite), schnell handeln, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.


Herr Roggenkamp, der Reformbedarf der ambulanten Versorgung in Deutschland ist unbestritten. Was ist Ihre Forderung an die Politik?
Günter Roggenkamp: Die Versorgungslandschaft im deutschen Gesundheitswesen ist fragmentiert, unkoordiniert und besonders für vulnerable Gruppen schwer verständlich und schwer zugänglich. Statt Patientenzentrierung haben wir Wartezeiten, die aus dem Ruder gelaufen sind, Behandlungen erfolgen mit Verzögerung, Behandlungsqualität geht verloren. Gesetzlich Versicherte werden bei der Terminvergabe gegenüber Privatversicherten und Selbstzahlenden weiterhin systematisch benachteiligt. Deshalb muss die Politik schnell die Grundlage dafür schaffen, dass das Leistungsversprechen eingehalten wird und die Versorgung finanzierbar bleibt.
Wie kann aus Ihrer Sicht eine nachhaltige Finanzierung gelingen?
Roggenkamp: Erforderlich ist eine verlässliche und solidarische Finanzierung durch Strukturreformen auf der Einnahmen- und Ausgabenseite, um Leistungskürzungen und Beitragssteigerungen zu verhindern. Wir brauchen eine Dynamisierung des Bundeszuschusses und eine Neuberechnung der Zuschüsse für Bürgergeldbeziehende, um die Unterdeckung auszugleichen. Die Senkung der Mehrwertsteuer auf Arznei- und Hilfsmittel kann helfen, die Ausgabenlast zu verringern. Perspektivisch ist der Übergang zu einer Bürgerversicherung anzustreben.
„Es geht um eine schnellere Terminvergabe und eine bedarfsgerechte Patientensteuerung.“
Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg (Versichertenseite)
Wie sollte die Primärversorgung in Zukunft gestaltet sein?
Roggenkamp: Es geht um eine schnellere Terminvergabe und eine bedarfsgerechte Patientensteuerung. Überflüssige Untersuchungen gilt es zu vermeiden. Wir brauchen ein breit aufgestelltes System mit klaren Spielregeln für Patienten, Haus- und Fachärzte. Hinzu kommen technische Lösungen wie Videosprechstunden und die elektronische Patientenakte. Eine gute Primärversorgung leitet Patienten besser durch die Versorgung, entlastet das Praxispersonal und führt zu einem effizienteren Einsatz der Beitragsgelder.
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