Forumsformat Prävention

Debatte: Sepsis stärker in den Fokus rücken

22.05.2024 Konrad Reinhart 4 Min. Lesedauer

Eine Blutvergiftung wird vielfach unterschätzt und nicht rechtzeitig erkannt. Konrad Reinhart von der Sepsis-Stiftung fordert, die Bevölkerung und das Klinikpersonal für die Krankheit zu sensibilisieren.

Foto: Illustration eines Blutkreislaufs mit Bakterien.
Eine Sepsis, auch als Blutvergiftung bekannt, ist eine Reaktion des Immunsystems auf eine Infektion – von Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten verursacht.

Jährlich erleiden hierzulande etwa eine halbe Million Menschen eine Sepsis, rund 140.000 überleben diese nicht. Damit gehört die Krankheit zu den führenden vermeidbaren Todesursachen. Dennoch wird sie oftmals von Betroffenen, deren Umfeld und vom medizinischen Personal zu spät oder gar nicht erkannt. Sepsis, auch als Blutvergiftung bekannt, ist eine Reaktion des Immunsystems auf eine Infektion – von Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten verursacht.

Sterblichkeitsrate fast doppelt so hoch wie in Australien

Foto: Prof. Dr. Konrad Reinhart, Vorsitzender der Sepsis Stiftung.
Prof. Dr. Konrad Reinhart ist Vorstandsvorsitzender der Sepsis-Stiftung, Senior Professor der Charité Universitätsmedizin Berlin, Berater der Weltgesundheitsorganisation und Fachexperte für das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen.

Frühsymptome können ein nie gekanntes Krankheitsgefühl, Verwirrtheit und Atemprobleme sein. Die Behandlung erfolgt mittels Antibiotika oder antiviralen Mitteln. In 20 bis 30 Prozent der Fälle sind zur Beseitigung der Sepsisquelle auch invasive Maßnahmen erforderlich. Drei Viertel der Überlebenden leiden unter Langzeitfolgen wie Gedächtnisstörungen, chronischer Müdigkeit oder Depressionen. Ein Drittel wird pflegebedürftig.

Auslöser sind nicht nur Wundinfektionen, sondern meist Infektionen wie Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte oder Covid-19. Von den in Krankenhäusern diagnostizierten Fällen enden etwa 30 Prozent tödlich. Damit ist die Sterblichkeitsrate in Deutschland fast doppelt so hoch wie in Australien. Warum ist das so? Die Akteure im Gesundheitswesen inklusive Rettungsdienst verfügen zum Teil nur über mangelnde Sepsis-Kenntnisse. Die Aufklärung in der Bevölkerung über Frühsymptome ist ungenügend und die Impfraten unzureichend. Risikofaktoren und Verdachtszeichen sowie Handlungsempfehlungen finden sich in der Checkliste auf sepsischeck.de.

„Jedem muss klar sein, dass Sepsis ein medizinischer Notfall ist.“

Prof. Dr. Konrad Reinhart

Vorstandsvorsitzender der Sepsis-Stiftung

Über Präventionsmaßnahmen und Frühzeichen informieren

Wir setzen uns für mehr Aufklärung ein, wie es etwa bei sexuell übertragbaren Krankheiten der Fall ist, und möchten auf allen Ebenen über Präventionsmaßnahmen und Frühzeichen informieren. Jedem muss klar sein, dass eine Sepsis ein medizinischer Notfall ist, vergleichbar mit einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt. Außerdem fordern wir die Einführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen, wie verbindliche Schulungen für medizinisches Personal sowie die Einrichtung von innerklinischen Notfallteams in Krankenhäusern. Und die Krankenhausstrukturreform trägt hoffentlich zur Reduzierung der Sterblichkeit und besseren Behandlung der Sepsisfolgen bei.

Mitwirkende des Beitrags

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.