Interview Pflege

„Checklisten verbessern die Gesundheit“

19.02.2024 Maria Sinjakowa 4 Min. Lesedauer

Für die Gesundheitsförderung in Pflege- und Wohneinrichtungen hat die AOK Qualitätskriterien entwickelt. Anke Tempelmann erklärt die QualiPEP-Checklisten.

Foto: Eine Person im weißen Kittel sitzt an einem Laptop und tippt, gleichzeitig schreibt sie auf einem Schreibklemmbrett.
Checklisten mit Qualitätskriterien sollen Einrichtungen helfen, die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen, die dort wohnen und arbeiten, zu verbessern.
Foto: Porträt von Anke Tempelmann, Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlerin, Abteilung Prävention beim AOK-Bundesverband.
Anke Tempelmann, Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlerin, ist in der Abteilung Prävention beim AOK-Bundesverband tätig und hat QualiPEP entwickelt.

Frau Tempelmann, was verbirgt sich hinter dem Kürzel QualiPEP?

Anke Tempelmann: QualiPEP steht für Qualitätsorientierte Prävention und Gesundheitsförderung in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Pflege. Dahinter verbergen sich sechs Checklisten mit Qualitätskriterien. Ihnen zugrunde liegen wissenschaftlich fundierte Qualitätskonzepte, die sich in der Praxis bewährt haben. Die Checklisten sollen den Einrichtungen dabei helfen, die Gesundheit und damit auch die Lebensqualität von Menschen, die dort wohnen und arbeiten, Schritt für Schritt zu verbessern.

Warum sind Qualitätskriterien, wie QualiPEP sie vorgibt, für Prävention und Gesundheitsförderung wichtig?

Tempelmann: Die Qualitätskriterien in den Checklisten funktionieren wie beispielsweise Kriterien in Checklisten für die Reisevorbereitung. Das heißt, wenn man sich an sie hält, kommt man gut ans Ziel. In der Prävention und Gesundheitsförderung ist das nicht viel anders. Die Kriterien entstanden nicht am Schreibtisch. Für die Checklisten haben wir Empfehlungen von Mitarbeitenden sowie Bewohnerinnen und Bewohnern gesammelt und diese mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen verknüpft. Die Qualitätskriterien sind auf die jeweiligen Lebenswelten und Zielgruppen zugeschnitten. Die Einrichtungen, die die Gesundheit und die Gesundheitskompetenz ihrer Bewohnerinnen und Bewohner sowie Beschäftigten fördern wollen, müssen das Rad also nicht noch einmal neu erfinden. Sie können die bewährten und erprobten QualiPEP-Checklisten mit den Empfehlungen aus der Praxis zu Hilfe nehmen. 

Wie hilft QualiPEP den Einrichtungen konkret, sich zu verbessern?

Tempelmann: Die Einrichtungen können anhand der Kriterien einen leichten Zugang zu Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz finden, schon bestehende Maßnahmen überprüfen, neu ausrichten oder auch priorisieren. Außerdem enthalten die Checklisten Kriterien, die Maßnahmen so zu planen, dass sie wirksam und nachhaltig sind.

Lassen Sie uns das Handlungsfeld Ernährung herausgreifen. Was bietet dazu QualiPEP?

Tempelmann: Beim Essen und Trinken geht es um mehr, als den Körper mit ausreichend Energie und
Nährstoffen zu versorgen. Das Angebot an Speisen und die Gestaltung der Essumgebung sind mit sozialen, emotionalen und kulturellen Aspekten verbunden. Diese Aspekte finden sich in den QualiPEP-Checklisten wieder. So können die Einrichtungen beispielweise über Beteiligung bei der Auswahl, Gestaltung und Zubereitung des Speiseangebotes die soziale Teilhabe und Selbstbestimmtheit von Pflegebedürftigen oder Menschen mit Behinderung stärken. So sollen Einrichtungen ihren Bewohnenden und Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, was und wann sie essen wollen. Auch saisonale und regionale Spezialitäten, aber auch Essbiografien spielen eine wichtige Rolle, wenn es um Gesundheitsförderung geht.

Welche Aspekte sind wichtig, wenn die Einrichtungen dieses Thema angehen wollen? Worauf müssen sie achten?

Tempelmann: Ein ganz wichtiger Aspekt ist die Partizipation. Auch hier geht es darum, die Lebensqualität und die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner aber auch der Mitarbeitenden zu erhöhen. Über Wunschlisten oder in monatlichen Küchensprechstunden können Pflegebedürftige und Beschäftigte ihre individuellen Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche in die Speiseplanung einbringen. Sie können den Verpflegungsverantwortlichen mitteilen, auf was sie Appetit haben und mit ihren Ideen die Küchenchefs bei der Zusammenstellung der Speisepläne inspirieren.

Wie kann es gelingen, die Gemeinschaftsverpflegung gesundheitsfördernd und nachhaltig zu gestalten?

Tempelmann: Eine klimafreundliche Ernährung ist auch immer eine gesunde Ernährung. Die größte Wirkung wird durch eine fleischreduzierte und pflanzenbetonte Ernährung erzielt. Wichtig ist, beim Lebensmitteleinkauf auf den regionalen Ernährungssektor zu achten. So schmeckt in der Regel saisonales und regionales Obst und Gemüse besser und enthält viele Vitamine. Werden dann noch die Bio-Siegel beachtet, sind die heimischen Produkte oft weniger mit Pestiziden belastet und hinterlassen zudem einen kleineren CO2-Fußabdruck, da sie nicht über große Strecken transportiert werden. Auch im Rahmen der Gemeinschaftsverpflegung gibt es Möglichkeiten, Lebensmittelabfälle und umweltschädliche Verpackungen zu vermeiden.

Zur Person:

Anke Tempelmann, Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlerin, ist in der Abteilung Prävention beim AOK-Bundesverband tätig und hat QualiPEP entwickelt.

Kontakt: Anke.Tempelmann(at)bv.aok.de

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