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G+G Kassentreffen: Keine Bange vor dem Ansturm der Patienten

20.06.2025 2 Min. Lesedauer

Die sechste Podcast-Folge vom „G+G Kassentreffen – Wer kommt, was geht?": Zu Gast ist dieses Mal Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.

Frau hat Smartphone in der Hand und Kopfhörer im Ohr, dazu ist eine Abbildung vom G+G Podcast Kassentreffen
Portraitbild von Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth.
Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes

Das sogenannte Primärarztsystem gehört derzeit zu den Top-Themen der gesundheitspolitischen Debatte. Heißt vereinfacht: Jeder Patient, jede Patientin geht zunächst zur Hausärztin beziehungsweise zum Hausarzt und wird dann gegebenenfalls an einen Facharzt weitergeleitet. Union und SPD haben die Einführung eines solchen Systems im Koalitionsvertrag verankert. Kritiker befürchten eine Überlastung der Hausarztpraxen. „Von wegen!“, sagt die Co-Vorsitzende des Hausärztinnen und Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, in der neuen Folge des Podcast „G+G Kassentreffen“ und führt Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) an. „Das ZI hat ausgerechnet, das wären pro Praxis zwei bis fünf mehr am Tag. Das sag‘ ich Ihnen als Hausärztin, das kriegen wir hin.“

Engpässe gebe es vor allem in den Facharztpraxen. „Sie bekommen, wenn Sie bei mir in Pforzheim einen Termin beim Dermatologen wollen, ein Angebot in sechs bis acht Monaten. Das kann so nicht bleiben“, kritisiert die Verbandschefin. Deutschland hinke bei der Primärarztversorgung hinterher, fast alle anderen Länder auf der Welt hätten ein verbindliches Primärarztsystem. Wichtig sei, „moderner“ zu werden. „Wenn wir natürlich arbeiten wie vor hundert Jahren, dann wird’s nix!“ Einzelkämpfer-Praxen seien nicht das, was der Nachwuchs wolle. „Wir wissen, dass der Nachwuchs sehr gerne im Team arbeitet“, so die Lehrbeauftragte für Allgemeinmedizin an der Universität Heidelberg und Professorin für „Physician Assistance“ an der EUFH Köln aus eigenem Erleben. Moderner werden und Teamarbeit heißt für sie auch, nicht-ärztliche Gesundheitsberufe stärker in die ambulante Versorgung einzubinden. Stichwort: mehr delegieren, Tätigkeiten abgeben, nicht alles selbst machen. „Wir haben in Deutschland sehr lange auf die Expertise akademisierter Gesundheitsberufe verzichtet“, bemängelt die oberste Hausärztin.

Noch ist nicht abschließend geklärt, ob der Primärarzt unbedingt ein Hausarzt sein muss. So sieht das Konzept, das die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) nach hitziger Debatte in der Vertreterversammlung im Vorfeld des Deutschen Ärztetages Ende Mai 2025 beschlossen hat, unter anderem vor, dass neben Allgemeinmedizinern und Internisten auch Kinder- und Jugendärzte sowie Frauenärzte künftig die Steuerung von Patienten übernehmen sollen. Zudem sollen chronisch Kranke ohne eine Überweisung weiter den Facharzt aufsuchen können. Buhlinger-Göpfarth kritisierte das seinerzeit als „Steuerung light“ und forderte ein klares Bekenntnis zur Koordination durch Haus- und Kinderärzte. Einen dauerhaften Disput erwartet die Verbandschefin nicht. „Ich denke, da ist es wie so oft, dass wenige auch sehr laut sind. Es ist ja auch gut, wenn wir das einfach erst einmal in der Ärzteschaft nochmal miteinander besprechen.“ Viele Fachärzte wünschten sich ein „Vorfiltern“ auf hausärztlicher Ebene. Nicht jeder Schnupfen müsse gleich beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt landen. „Oder der Rheumatologe will nicht den unspezifischen Gelenkschmerz in seiner Praxis“, ergänzt sie.

>>> Hier „Kassentreffen - Wer kommt, was geht?“, Folge 6 mit Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth bei Spotify anhören <<<

>>> Hier „Kassentreffen - Wer kommt, was geht?“, Folge 6 mit Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth bei Apple Podcasts anhören <<<

Foto: Illustration mit Kopfhörer und Smarthphone, daneben der Text: G+G-Podcast. Jetzt reinhören.

Im Interview mit Elena Gorgis und Ralf Breitgoff spricht die dreifache Mutter darüber, ob eine Doppelspitze die Verbandsarbeit bereichert, wie die Feminisierung den Arztberuf verändert. Außerdem geht es um den Trend zur Urbanisierung und warum die Hausärzte anfangs mit der Landarztquote fremdelten, wo Allgemeinmediziner klar im Vorteil sind, weswegen sie nicht Gynäkologin geworden ist und ob eine mutmaßlich fachfremde Juristin als Ministerin der Gesundheitspolitik guttut.

Alle G+G-Podcasts im Überblick gibt es hier.

Foto: Ein Mensch hält sein Smartphone in der Hand auf dem zu lesen ist: G+G Kassentreffen
Die G+G nicht nur lesen, sondern auch hören: Der Podcast als neues Format ist ein Wunsch unserer Leserinnen und Leser. Vier Folgen von „G+G Kassentreffen – Wer kommt, was geht?“ sind nun online.
10.01.20251 Min

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