Daten und Analysen Pflege

Jede dritte Klinikeinweisung von Pflegebedürftigen wäre vermeidbar

13.05.2025 Stefanie Roloff 4 Min. Lesedauer

Der Anteil hochbetagter Menschen an der Gesamtbevölkerung und damit auch an den Krankenhausfällen wächst in Deutschland seit Jahren kontinuierlich. Doch viele der Klinikaufenthalte wären vermeidbar, wenn die Versorgung vor Ort besser aufgestellt wäre. Das zeigt der Krankenhaus-Report 2025 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Freigestelltes Porträt einer schönen alten Frau. Links neben ihr befindet sich ein gelbes Icon, auf dem grafisch eine Person im Bett sowie medizinisches Personal dargestellt sind. Daneben ist eine Grafik aus drei Säulen zu sehen.
Nicht jede Krankenhauseinweisung von Pflegebedürftigen ist zwingend notwendig.

In Deutschland leben dem Statistischen Bundesamt zufolge immer mehr Hochaltrige, die 80 Jahre und älter sind. Mehr als die Hälfte von ihnen ist laut einer Analyse im Krankenhaus-Report 2025 des WIdO pflegebedürftig. Diese Menschen werden häufiger in Kliniken eingewiesen und bleiben dort länger, was die stationären Kosten pro Kopf in die Höhe treibt (siehe Pressemitteilung zum Krankenhaus-Report 2025).

Gleichzeitig verursachen Krankenhausaufenthalte bei Pflegebedürftigen erhebliche körperliche und psychische Belastungen. Eine Verlegung aus einer Pflegeeinrichtung oder der häuslichen Umgebung sollte daher immer wohlüberlegt sein. Das ist vor allem bei sogenannten Pflegeheim-sensitiven Krankenhausaufenthalten (PSK) relevant – dabei handelt es sich um Menschen, die bei rechtzeitiger und angemessener ambulanter Versorgung nicht in die Klinik hätten kommen müssen.

Hochgerechnet auf die rund vier Millionen Krankenhausfälle von Pflegebedürftigen im Jahr 2022 sind 36 Prozent dieser Fälle auf eine der folgenden PSK-Hauptdiagnosen zurückzuführen: Herzinsuffizienz, sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheit, Volumenmangel, sonstige Krankheiten des Harnsystems und Diabetes mellitus, Typ 2. Das entspricht 1,4 Millionen potenziell vermeidbaren Krankenhausfällen.

Um diese Einweisungen zu umgehen, empfehlen die Verfasser des Krankenhaus-Reports den Ausbau der ambulanten Versorgungsstrukturen, etwa in Form einer gezielten sektorenübergreifenden Zusammenarbeit, mehr geriatrischer und gerontologischer Expertise sowie einer verbesserten telemedizinischen Infrastruktur.

Unterschiede bei der PSK-Anzahl im Bundeslandvergleich

Balkengraphik mit Darstellung der hohen Variation zwischen potenziell vermeidbaren Hospitalisierungen bei Pflegebedürftigen nach Bundesländern

Bemerkenswert ist, dass die Zahlen der potenziell vermeidbaren Krankenhauseinweisungen von Pflegebedürftigen in den Bundesländern sich deutlich unterscheiden. So hatte Bremen im Jahr 2022 mit 203 PSK-Fällen je 1.000 Pflegebedürftigen die niedrigste Fallzahl, während Bayern mit 295 die meisten Fälle verzeichnete. Hier besteht jedoch weiterer Forschungsbedarf, denn die aktuelle Analyse zu den PSK-Zahlen bezieht sich derzeit hauptsächlich auf Pflegeheimbewohnende. Der weitaus größte Teil der Gepflegten wird jedoch zuhause versorgt. Die Experten geben außerdem zu bedenken, dass nicht jeder PSK-Fall automatisch eine unnötige Behandlung im Krankenhaus ist.

 

Varianz beim Anteil Hochbetagter an allen Krankenhausfällen

Auch beim Blick auf den Gesamtanteil Hochbetagter an den Krankenhausfällen fallen Unterschiede in den Bundesländern auf. Denn während dieser bundesweit von 13 Prozent im Jahr 2005 auf 21,9 Prozent im Jahr 2023 stieg, variieren die Anteile in den Bundesländern erheblich – zwischen 20,9 Prozent in Bremen und 24,7 Prozent in Sachsen. Im Einstiegskapitel des Krankenhaus-Reports werden als Ursachen vor allem die unterschiedliche Verteilung bei Alter- und Geschlecht, aber auch die jeweiligen Versorgungsstrukturen genannt. Gemeinsam ist allen Bundesländern wiederum ein klarer Anstieg der Fälle im ausgewerteten Zeitraum. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hat sich der Anteil Hochaltriger sogar mehr als verdoppelt.

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