Daten und Analysen Versorgung

Demografischer Wandel trifft Versorgung

05.10.2023 Ulrike Serbent 4 Min. Lesedauer

Immer mehr Ärztinnen und Ärzte arbeiten in Teilzeit. Auch für Nachwuchsmediziner ist dieses Modell attraktiv. Doch davon bleibt die Versorgung, vor allem im ländlichen Raum, nicht unberührt.

Foto: Sechs weiße Würfel mit der Aufschrift "Teilzeit/Vollzeit" liegen nebeneinander. Die ersten zwei Würfel werden von zwei Fingern angetippt.
14 Prozent der Mediziner und dreimal so viele Medizinerinnen arbeiten in Teilzeit.

421.303 Ärztinnen und Ärzte waren im Jahr 2022 bei den Landesärztekammern gemeldet – soviele wie noch nie zuvor. Gegenwärtig ist die Versorgung von einer guten Erreichbarkeit geprägt. So gelingt es 98 Prozent der Patientinnen und Patienten einen Hausarzt innerhalb von 15 Minuten aufzusuchen. Zugleich sinkt die Zahl der Arztpraxen insgesamt in Deutschland. In den Jahren 2012 bis 2022 gab es einen bundesweiten Rückgang von 7,6 Prozent.

Work-Life-Balance nimmt größeren Stellenwert ein

Inzwischen wird deshalb auch über das Thema Arztzeit-Mangel diskutiert. Gründe hierfür liegen unter anderem in veränderten bevorzugten Arbeitszeitmodellen. Viele Ärztinnen und Ärzte legen mehr Wert auf Work-Life-Balance und arbeiten häufiger als Angestellte und in Teilzeit. Auch Selbstständige, vor allem jüngere, sind oftmals nicht bereit, mehr als 50 Stunden in der Woche zu arbeiten.

So ist die Teilzeitquote bei den Medizinerinnen und Medizinern angestiegen: 14 Prozent der Männer und dreimal so viele Frauen (42 Prozent) arbeiten in Teilzeit. Um in den kommenden Jahren das Versorgungsniveau für Patientinnen und Patienten aufrecht zu erhalten und die ebenfalls steigende Zahl der Behandlungen abzusichern, müssten unter anderem mehr Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden.

Zahl der Angestellten in zehn Jahren mehr als verdoppelt

Jeder zweite Arzt in der vertragsärztlichen Versorgung arbeitet inzwischen in Gemeinschaftspraxen oder einer Einrichtung wie einem Medizinischen Versorgungszentrum. Diese Tendenz führt dazu, dass es an weniger Standorten als bisher Angebote für die ambulante Versorgung gibt. Mehr angestellte Ärztinnen und Ärzte verschärfen zudem den Arztzeit-Mangel.

Medizinstudierende geben in Umfragen an, dass sie lieber angestellt als selbstständig und in Teilzeit arbeiten möchten. Entsprechend hat sich die Zahl der Angestellten zwischen 2012 und 2022 mehr als verdoppelt, von 19.601 auf 46.109.

Mehr Ärzte über 65 Jahren

Die Ärzteschaft in Deutschland ist zudem auch vom demografischen Wandel betroffen. So hat sich der Anteil der Ärztinnen und Ärzte über 65 Jahren in den vergangenen Jahren stark erhöht. In den letzten zehn Jahren stieg die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte in dieser Altersgruppe von 8.968 (6,4 Prozent) auf 18.218 (11,9 Prozent).

Besonders der ländliche Raum ist von dieser Entwicklung betroffen: Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ist bereits heute in über der Hälfte der Planungsbereiche mehr als jeder dritte Hausarzt über 60 Jahre alt. Dies hat zur Folge, dass in den nächsten Jahren zahlreiche Praxen eine Nachfolge suchen werden. Bereits heute sind über 4.800 Hausarztspraxen unbesetzt und fehlen in der Versorgung.

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