Mit KAI lernen Kinder das richtige Zähneputzen
Gute Zahnpflege beginnt bereits, wenn der erste Milchzahn durch das Zahnfleisch stößt. Tägliches Zähneputzen allein reicht jedoch nicht aus, um Zähne gesund zu erhalten. „Genauso wichtig sind regelmäßige Kontrollen durch die Zahnärztin oder den Zahnarzt sowie eine gesunde Ernährung“, sagt Katja Kühler, Zahnärztin bei der AOK.

Ab dem ersten Milchzahn an Zahnreinigung gewöhnen
Auch wenn Karies bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland zurückgegangen ist, hatte etwa die Hälfte der sechs- bis siebenjährigen Kinder mit Milchzähnen schon einmal Karies. Eltern sollten ihre Kinder daher ab dem ersten Milchzahn an das Ritual der Zahnreinigung gewöhnen. Die Zähne von Babys und kleinen Kindern putzen zunächst noch die Eltern. „Das geht gut mit einer kleinen, weichen Zahnbürste“, erklärt Zahnärztin Kühler. Ab dem Alter von drei Jahren können Kinder selbst ihre ersten Versuche starten. „Die Eltern müssen allerdings die Putzbemühungen unbedingt kontrollieren und auch immer nachputzen", betont Kühler. Denn Kinder besitzen noch nicht die nötige Feinmotorik, um ihre Zähne selbstständig reinigen zu können. Als Faustregel gilt: Wenn Kinder die Schreibschrift flüssig beherrschen, schaffen sie es auch, allein die Zähne zu putzen. Das ist etwa am Ende der zweiten Klasse der Fall.
Kaufläche – außen – innen
Damit die Zähne richtig sauber werden, hat sich die KAI-Technik bewährt. Auch kleine Kinder können sie leicht erlernen, wenn sie immer die gleiche Reihenfolge einhalten. Der Buchstabe K steht dabei für Kauflächen, A für Außenflächen und I für Innenflächen:
- Zuerst sollten die Kauflächen geputzt werden, oben und unten – und zwar von den Backenzähnen hin zu den Schneidezähnen. Sie putzt man in waagerechter Stellung, die Bürste bewegt sich dabei wie ein Schrubber hin und her.
- Um danach die Außenflächen zu reinigen, beißt das Kind die Zähne aufeinander, die dann mit kreisenden Bewegungen von hinten nach vorn geputzt werden.
- Bei den Innenflächen der Zähne wird die Zahnbürste am Zahnfleisch angesetzt und in Richtung Zahnkrone geputzt: im Oberkiefer also von oben nach unten, im Unterkiefer von unten nach oben. Hinter die Schneidezähne kommt man besser, wenn man die Bürste hochkant ansetzt.
Radio O-Töne von Katja Kühler, Zahnärztin bei der AOK
Zweimal täglich putzen
Geputzt wird zweimal täglich für jeweils etwa drei Minuten. „Eltern können bei den einzelnen Flächen in normalem Tempo bis 15 zählen. So bekommen Kinder ein Gefühl dafür, dass Zähneputzen eine gewisse Zeit braucht und nicht schnell erledigt werden darf", rät Kühler. Eine Sanduhr oder ein lustiger Eierwecker machen es dem Kind leichter, drei lange Minuten durchzuhalten. Eltern sollten eine konsequente Linie verfolgen, also keine Ausnahmen vom täglichen Zähneputzen dulden. So wird Zahnhygiene für Kinder zu einer notwendigen Routine.
Ernährung zentraler Baustein guter Mundhygiene
Ein zentraler Baustein einer guten Mundhygiene ist die Ernährung. „Zusammengefasst bedeutet das: viel Kalzium, gründlich kauen, wenig Süßigkeiten essen", sagt Kühler. Vor allem Kalzium versorgt den Körper mit Mineralstoffen und festigt die Zähne. Kalzium findet sich zum Beispiel in Milchprodukten, in Gemüsesorten wie Broccoli, Fenchel und Grünkohl und in kalziumhaltigem Mineralwasser. So früh wie möglich sollten Kinder lernen, feste Nahrung zu kauen. „Wer kaut, reinigt schon in gewissem Maße seine Zähne, weil das Kauen den Speichelfluss fördert. Und der Speichel schwemmt Essensreste und Säuren weg", so Kühler weiter. Breiartige Nahrung fördert dagegen die Bildung von Zahnbelag. Kindern Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke ganz zu verbieten, ist nicht nötig und wäre wohl auch nur schwer durchsetzbar. Schädlicher Zahnbelag lässt sich verhindern, wenn Kinder sich sofort die Zähne putzen, nachdem sie Schokolade oder andere süße Sachen gegessen haben.
Nach sauren Lebensmitteln mit Putzen warten
Nach dem Verzehr von sauren Lebensmitteln (etwa Fruchtsäfte und Softgetränke) sollte man ein bis zwei Stunden mit dem Zähneputzen warten, damit sich der Zahnschmelz remineralisieren kann. Denn Säuren lösen die oberste Schicht des Zahnschmelzes an. Wer sofort putzt, reibt also die Schicht gleich mit ab. Nur eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt kann Schäden an den Zähnen frühzeitig erkennen.
Zahnbürsten mit rutschfestem Griff und kleinem Bürstenkopf
Zahnbürsten mit einem dicken, rutschfesten Griff eignen sich am besten für kleine Kinderhände. Diese kann das Kind bequem festhalten und gezielt führen. Beim Kauf empfiehlt es sich, auf die Größe des Bürstenkopfes zu achten. Liegt dieser unter zwei Zentimetern, passt er auch in einen Kindermund. Alle zwei bis drei Monate sollte zudem eine neue Zahnbürste verwendet werden. Kinder können auch mit einer elektrischen Zahnbürste putzen. Doch von selbst geht das Putzen damit nicht. „Denn entscheidend für eine gute Reinigung ist vor allem die korrekte Putztechnik", sagt AOK-Zahnärztin Kühler. Eltern sollten sich daher zahnärztlich beraten lassen, ob und wann es für ihr Kind sinnvoll ist, auf die elektrische Bürste umzusteigen. Zahnseide und sogenannte Interdentalbürsten helfen dabei, Karies in den Zahnzwischenräumen zu verhindern. Weil Karies besonders die Backenzähne angreift, können diese Zähne in bestimmten Fällen in der Zahnarztpraxis versiegelt werden. Das lohnt sich bei sehr anfälligen Zähnen oder bei großen Grübchen und Rillen in den Backenzähnen. Die Prozedur ist schmerzlos und dauert nur wenige Minuten. Ein weiterer Pluspunkt: Die Versiegelungen halten mehrere Jahre lang.
Zahncreme mit Fluorid-Gehalt
Bei der Wahl der Zahnpasta ist es wichtig, auf den Fluorid-Gehalt zu achten und diesbezüglich in der zahnärztlichen Praxis Rücksprache zu halten. Zum Putzen drückt man einen erbsengroßen Klecks Zahncreme auf die Bürste. Das Ausspucken gelingt leichter mit Zahncremes, die nicht nach Früchten oder Bonbons schmecken. Generell gilt: Je kleiner das Kind ist, desto niedriger sollte der Fluorid-Gehalt dosiert sein. Ab einem Alter von etwa sechs Jahren – wenn die ersten bleibenden Zähne kommen – darf die Zahncreme auch über 1.000 parts per million (ppm) Fluorid enthalten – wie bei den Erwachsenen.
Ab sechstem Lebensmonat zur zahnärztlichen Vorsorge
Gesetzlich krankenversicherte Kinder können ab dem sechsten Lebensmonat zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch nehmen. Die Zahnärztin oder der Zahnarzt berät dabei zum individuellen Kariesrisiko, zu geeigneten Fluoridierungsmaßnahmen, kann frühzeitig Erkrankungen der Zähne oder des Kiefers feststellen und auch sehen, ob richtig und regelmäßig geputzt wurde. Auch Ernährungs- und Mundhygieneberatung gehört dazu. Ab dem sechsten Lebensjahr sollten Kinder zweimal im Jahr zur zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung.
Zahnärztliche Früherkennung ab 2026 auch im „Gelben Heft“
Ab Januar 2026 werden zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen neu im Kinderuntersuchungsheft, dem sogenannten Gelben Heft, vermerkt. Das heißt, dass neben den ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen (U1 bis U9) auch die sechs zahnärztlichen Untersuchungen Z1 bis Z6 darin standardmäßig dokumentiert werden.