Ruhestand – und jetzt? Gut geplant in die neue Lebensphase
Die einen wünschen den Ruhestand herbei, die anderen sehen ihm mit gemischten Gefühlen entgegen. Das Thema beschäftigt vor allem die Generation der Babyboomer, die bald in Rente gehen. Reicht meine Rente, um den Lebensstandard zu halten? Wie bleibe ich gesund und möglichst selbstständig? Wie gestalte ich meinen Alltag? „Alles Fragen, mit denen man sich idealerweise schon vor dem Ruhestand beschäftigen sollte. Wer das tut, wird feststellen: Es gibt viele Möglichkeiten, diesen Lebensabschnitt positiv zu gestalten“, sagt Patricia Lück, Diplom-Psychologin im AOK-Bundesverband.

Aktiv sein hält gesund
„Entwerfen Sie frühzeitig, also nicht erst einige Monate vor dem Rentenbeginn, für sich eine Vision, wie Ihr Ruhestand aussehen soll“, so Psychologin Lück. „Wollen Sie erst einmal ausspannen und ganz ohne Verpflichtungen sein? Gibt es Dinge, die Sie schon immer einmal tun oder lernen wollten? Wie viel Zeit wollen Sie für andere, zum Beispiel die Familie, investieren? Wie viel Zeit brauchen Sie für sich? Welche Stärken haben Sie? Wo wollen Sie die am liebsten einsetzen?“ Wichtig ist es, körperlich aktiv, sozial eingebunden und geistig rege zu bleiben, denn: Aktive Menschen sind zufriedener und im Durchschnitt gesünder als inaktive Menschen.
Möglichkeiten ausloten
Sind die Ziele klar, geht es in die Feinplanung: So können sich künftige Rentnerinnen und Rentner zum Beispiel über ehrenamtliche Tätigkeiten informieren, sich die Angebote von Bildungseinrichtungen oder Freizeitstätten in ihrer Umgebung anschauen. Das kann die Volkshochschule vor Ort sein, die nahe gelegene Uni, die ein Seniorenstudium anbietet, oder die örtliche Freiwilligenbörse mit vielfältigen Angeboten. Rund ein Drittel der über 65-Jährigen in Deutschland engagiert sich ehrenamtlich – im Sport, bei sozialen Einrichtungen, in Kultur und Bildung oder im Umweltschutz. „Ehrenamtliche Arbeit erweitert den eigenen Horizont, man lernt neue Menschen kennen, erlebt Gemeinschaft und tut etwas für das gesellschaftliche Miteinander – das kann sehr befriedigend sein“, so die AOK-Expertin.
O-Ton von Patricia Lück, Diplom-Psychologin im AOK-Bundesverband
Wann kommt die Rente – und reicht sie?
Doch reicht die Rente überhaupt? Die Renteninformation, die ab dem 27. Lebensjahr einmal im Jahr per Post kommt, informiert darüber, ab welchem Alter die Rente abschlagsfrei ausgezahlt und wie hoch die Altersrente voraussichtlich sein wird. Man kann sich das auch auf der Internetseite der Deutschen Rentenversicherung berechnen lassen. Zudem bietet die Deutsche Rentenversicherung Beratungen an. So lässt sich klären, wie viel Geld im Ruhestand gebraucht wird, und ob man eventuell noch etwas dazuverdienen muss oder sollte.
Laut dem Statistischen Bundesamt arbeiten rund sechs Prozent der Arbeitnehmenden auch nach Renteneintritt unverändert weiter, sieben Prozent reduzieren ihre Arbeitszeit. Das Gros (55 Prozent) der Rentnerinnen und Rentner hört mit Beginn des Ruhestandes jedoch auf zu arbeiten, ein weiteres Drittel hat schon vor Renteneintritt aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr gearbeitet.
Übrigens kommt die Rente nicht automatisch – sie muss beantragt werden. Empfohlen wird, den Rentenantrag etwa drei Monate vor dem beabsichtigten Rentenbeginn zu stellen. Das Beschäftigungsverhältnis endet zudem nicht automatisch mit dem Renteneintritt – außer es ist im Arbeitsvertrag so vereinbart.
Idealerweise bereiten Unternehmen ihre Beschäftigten auf den Ruhestand vor: „Möglich sind hier Beratungsangebote zu Altersvorsorge und Finanzen oder Angebote, wie ein gleitender Übergang in Teilzeit oder Minijobs im Unternehmen aussehen kann“, sagt Lück.
Gesund bis ins hohe Alter
Um den neuen Lebensabschnitt genießen zu können, ist die eigene Gesundheit wichtig. Dazu gehören regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Wer sich bewegt, reduziert sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall, Diabetes, Krebs, Osteoporose und Demenz. Wer aktiv und mobil ist, bleibt außerdem länger selbstständig. Lück: „Und damit sollte man nicht aufhören, weil man älter wird. Bleiben Sie bewegt, sowohl körperlich wie auch geistig.“ Ein Instrument oder eine Sprache lernen – es ist nie zu spät dafür und bewahrt vor geistigem Abbau.
Doch trotz aller Vorbereitungen, Pläne und guten Empfehlungen, der Ruhestand verändert auch die Partnerschaft, wenn man plötzlich rund um die Uhr zusammen ist, daher die Empfehlung von Psychologin Lück: „Besprechen Sie mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner, wie Sie das gemeinsame Leben im Ruhestand gestalten wollen. Schmieden Sie gemeinsam Pläne, lassen Sie sich aber auch gegenseitige Freiräume. Pflegen Sie Freundschaften und Ihr soziales Netzwerk. Und freuen Sie sich auf den neuen Lebensabschnitt mit seinen Freiheiten und vielen Möglichkeiten!“