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Wie die ePA ein Erfolg wird – Drei Fragen an Kai Senf  

28.12.2023 AOK-Bundesverband 3 Min. Lesedauer

Der Politikchef des AOK-Bundesverbandes erläutert die Vorteile der elektronischen Patientenakte (ePA) und wie man Zweifler von der sogenannten Opt-Out-Regel überzeugen kann.

Foto: Medizinische Kraft sitzt am Computer und tippt.
Porträt: Kai Senf - Geschäftsführer Politik und Unternehmensentwicklung
Kai Senf - Geschäftsführer Politik und Unternehmensentwicklung

Laut Digitalgesetz, das der Bundestag am 14. Dezember 2023 verabschiedet hat, sind die Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… verpflichtet, ihren Versicherten ab Januar 2025 eine elektronische Patientenakte (ePA) bereitzustellen. Wer die ePA nicht haben will, muss aktiv widersprechen (Opt-out-Regel). „Dies wird der Digitalisierung im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… hoffentlich Schubkraft verleihen“, kommentierte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverbandes, Jens Martin Hoyer, die Entscheidung. Laut einer Online-Befragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes finden 62,9 Prozent der Befragten die Opt-out-Regelung gut. 21,1 Prozent lehnen sie jedoch ab. „Um das Vertrauen der Versicherten in die ePA zu stärken, braucht es umfassende und vor allen Dingen sachliche Informationen“, sagt Politikchef Kai Senf im Interview mit dem Presse- und Politikportal.

Herr Senf, wie steht die AOK zur geplanten Opt-out-Regelung?

Senf: Wir begrüßen die ePA für alle ausdrücklich. In der Vergangenheit wurde es den Menschen viel zu schwer gemacht, die ePA zu nutzen. Dank der Opt-Out-Regelung habe ich zukünftig die Wahl, ob meine Versorgung beim Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… digital unterstützt ablaufen soll oder alles so bleibt wie gehabt. Wer sich aktiv mit der eigenen Akte befassen möchte, kann sich für den Zugriff darauf registrieren. Wer die Nutzung der Akte lieber komplett dem eigenen Arzt oder der eigenen Ärztin überlassen möchte, kann dies ebenfalls tun. Am Ende bleibt die Hoheit über die eigenen Gesundheitsdaten immer bei den Versicherten.

„Um das Vertrauen der Versicherten in die ePA zu stärken, braucht es umfassende und vor allen Dingen sachliche Informationen.“

Ergebnisse der von der AOK beauftragten Befragung zeigen, dass viele Menschen der ePA noch skeptisch gegenüberstehen und Widerspruch gegen das Anlegen ihrer persönlichen Patientenakte einlegen wollen. Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit sich das ändert? 

Senf: Essentiell ist, dass die Patientinnen und Patienten den Nutzen der ePA für ihre alltägliche medizinische Versorgung sehen. Nur wenn die Vorteile der ePA überwiegen, ergibt sich für diejenigen, die ihr aktuell noch skeptisch gegenüberstehen, ein Anreiz, sich trotzdem für die elektronische Akte zu entscheiden. Der im Digitalgesetz festgeschriebene elektronische Medikationsplan Patientinnen und Patieten, die drei oder mehr Arzneimittel anwenden, haben seit 2016 einen Anspruch… sowie die Befüllung mit Labor- und Bildbefunden stellen sicherlich gute erste Ansatzpunkte dar. Auch die bereits in die ePA integrierten Anwendungen wie das Zahnbonusheft oder der Impfpass werden für mehr Komfort beim Praxisbesuch sorgen. Zukünftig muss ich keine Befundberichte mehr von einem zum anderen Arzt tragen, habe mein Bonusheft immer auf dem Smartphone dabei und kann mir sicher sein, dass mein Arzt auf einen Blick alle meine eingenommenen Medikamente sieht. Das sind Vorteile, die unmittelbar einleuchten.

Natürlich ist es auch wichtig, dass mögliche Risiken, die im Zusammenhang mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen bestehen, nicht verschwiegen werden. Schließlich geht es hier um sehr sensible persönliche Daten. Um das Vertrauen der Versicherten in die ePA zu stärken, braucht es umfassende und vor allen Dingen sachliche Informationen, damit die Versicherten eine informierte Entscheidung treffen können.

Eine breit angelegte Kommunikationskampagne kann diese verschiedenen Aspekte, also den Zugang zu grundsätzlichen Informationen, das Aufzeigen von Vorteilen sowie die ehrliche Kommunikation von Risiken bündeln. Ich bin mir sicher, dass wir dann weit mehr als 60 Prozent der Menschen für die Nutzung der ePA gewinnen können. 

Balkendiagramm zur AOK-Befragung
62,9 Prozent von 10.000 Befragten finden die geplante Opt-out-Regelung zur elektronischen Patientenakte(ePA) im Digital-Gesetz (DigiG) gut. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Online-Befragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes von Ende November. Demnach bekommen ab 2025 alle Versicherten automatisch eine ePA, wenn sie nicht aktiv widersprechen…
13.12.2023AOK-Bundesverband2 Min

Auch in der Ärzteschaft gibt es noch große Vorbehalte, viele Ärztinnen und Ärzte fürchten vor allem die Mehrarbeit, die durch die Digitalisierungsthemen ePA und E-Rezept angeblich entsteht. Können Sie das nachvollziehen?

Senf: Die Performance der ePA in den Arztpraxen ist aktuell offensichtlich noch ausbaufähig. Hier hapert es oftmals bei der Software zur Praxisverwaltung. Die im Gesetzesentwurf vorgesehene Konformitätsbewertung, also der Nachweis der IT-Hersteller, dass die eigenen Systeme die Interoperabilitätsanforderungen erfüllen, stellt schon einmal einen Schritt in die richtige Richtung dar. Zudem hoffe ich, dass ähnlich wie beim E-Rezept noch ein Testzeitraum durch den Gesetzgeber eingeräumt wird. Es ist mit Blick auf den Rückstand Deutschlands bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens im europäischen Vergleich richtig, ambitionierte Fristen zu setzen. Dies darf allerdings nicht zulasten der Funktionsfähigkeit gehen. Es ist niemandem geholfen, wenn die ePA nur schlechte Laune in den Praxen und damit auch bei den Versicherten hinterlässt. Wir müssen uns allerdings auch davon verabschieden, dass digitale Anwendungen von Beginn an als 100-Prozent-Lösungen eingeführt werden. Nachbesserungsbedarf wird es sicherlich geben. Ein wenig Frustrationstoleranz wird daher von allen beteiligten Akteuren gefragt sein.

Langfristig werden, da bin ich mir sicher, ePA und E-Rezept allerdings für enorme Effizienz-Zugewinne in den Praxen sorgen können. Schon heute berichten Ärztinnen und Ärzte davon, dass sich durch die Integration des E-Rezeptes in den Praxisalltag signifikante zeitliche Einsparungen ergeben haben.