Wenn der Grüne Star den Sehnerv leiden lässt

Ein Glaukom kann zu Blindheit führen. Der Grüne Star – wie das Glaukom auch genannt wird – ist eine Schädigung des Sehnervs und nicht zu verwechseln mit dem Grauen Star, bei dem sich die Augenlinse eintrübt und operativ ersetzt werden kann. Was eine Früherkennung beim Grünen Star jedoch bringt, wie die Erkrankung behandelt wird und warum ein erhöhter Augeninnendruck nicht zwangsläufig zu einem Glaukom führt, das erklärt Thomas Ebel, Arzt beim AOK-Bundesverband.

Ein Mann tropft sich Augentropfen in ein Auge.

Erkrankung entwickelt sich schleichend

Vor den Augen hatte er eine Art Nebel und um Straßenlaternen und Autoscheinwerfer hat er einen Strahlenkranz gesehen. Bei Anbruch der Dunkelheit war kaum noch etwas zu erkennen und die Unsicherheit beim Autofahren nahm mehr und mehr zu. Im Gesichtsfeld tauchen dunkle Flecken auf, Gehwege und Straßen erscheinen nur noch als graue Fläche. Das berichtet ein Patient, der an einem Glaukom erkrankt ist. Diese Symptome eines Glaukoms treten erst nach vielen Jahren auf, denn die Augenerkrankung entwickelt sich schleichend und unbemerkt. „Sehstörungen machen sich bei einem Glaukom erst bemerkbar, wenn schon viele Nervenfasern des Sehnervs zugrunde gegangen sind“, sagt Mediziner Ebel.

Häufigkeit und Symptome

Glaukom – damit werden Augenerkrankungen bezeichnet, bei denen der Sehnerv unumkehrbar geschädigt wird und das Sehvermögen langsam verlorengeht. Schätzungsweise etwa drei bis vier Prozent der Menschen zwischen 40 und 80 Jahren haben einen Grünen Star. „Es entstehen Ausfälle im Gesichtsfeld, die zunächst nicht wahrnehmbar sind, weil das Gehirn diese ‚blinden Flecken’ ausgleicht“, berichtet der AOK-Experte. Unbehandelt dehnen sich die blinden Stellen mehr und mehr aus, es treten irgendwann Sehstörungen ein, bis das Sehen nur noch im ganz zentralen Bereich möglich ist. Einige Menschen erblinden vollständig.

O-Töne von Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband

Risikofaktoren

Hauptrisikofaktor für ein Glaukom ist ein erhöhter Augeninnendruck. Der Augeninnendruck wird in der gleichen Messeinheit gemessen wie der Blutdruck, nämlich in mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule). Als normal gelten Werte zwischen 10 und 21 mmHg.  Ein höherer Druck entsteht, wenn das Kammerwasser im Auge, das Hornhaut, Iris und Linsen mit Nährstoffen versorgt, nicht richtig abfließen kann. Dann besteht die Gefahr, dass der Sehnerv zu sehr belastet wird und Nervenzellen absterben. „Doch nicht bei jedem Menschen mit einem erhöhten Augeninnendruck entsteht ein Glaukom. Das hängt davon ab, wie widerstandsfähig der Sehnerv ist“, erklärt Arzt Ebel. „Deshalb darf ein erhöhter Augeninnendruck nicht automatisch mit der Erkrankung Glaukom gleichgesetzt werden.“

Offenwinkelglaukom die häufigste Form

Das Offenwinkelglaukom ist mit über 80 Prozent die häufigste Form eines Glaukoms. Daneben gibt es unter anderem auch ein sogenanntes Normaldruckglaukom, bei dem der Augeninnendruck nicht zu hoch ist. Möglicherweise trägt bei diesen Menschen eine unzureichende Durchblutung des Auges zur Schädigung des Sehnervs bei. Wesentlich seltener kommt das sogenannte akute Engwinkelglaukom (auch Winkelblockglaukom genannt) vor, bei dem sich das Kammerwasser plötzlich staut und der Innendruck schnell und stark ansteigt. Weitere Ursachen für ein Glaukom können andere Augenerkrankungen, Verletzungen oder Fehlbildungen des Auges sein.

Behandlungsmöglichkeiten

Im Zentrum der Behandlung steht die Senkung des Augeninnendrucks mittels Augentropfen. Sie verringern entweder die Produktion des Kammerwassers oder verbessern das Abfließen. Eine Heilung des Glaukoms ist zwar nicht möglich, eine Senkung des Augeninnendrucks kann das Fortschreiten eines Glaukoms stoppen oder zumindest verlangsamen. „Wichtig ist, dass die Tropfen wirklich jeden Tag ein- oder mehrmalig genommen werden, auch wenn es manchmal schwerfällt“, so Ebel weiter. Es ist nicht immer einfach, sich die Tropfen selbst zu verabreichen, bei Schwierigkeiten sollte man sich die Anwendung in der Arztpraxis genau zeigen lassen. Regelmäßige Kontrolltermine bei der Augenärztin oder dem Augenarzt sind wichtig, um den Krankheitsverlauf zu kontrollieren und die medikamentöse Behandlung gegebenenfalls anzupassen.

Auch mithilfe eines Lasereingriffs oder einer Operation – Eingriffe, die ebenfalls den Augeninnendruck senken sollen – kann ein Glaukom aufgehalten werden. Beides kommt meist dann infrage, wenn es nicht gelingt, den Augeninnendruck durch Medikamente allein zu kontrollieren, oder die Tropfen nicht gut vertragen werden.

Richtig tropfen

Hilfreich ist es, das Tropfen fest in den Tagesablauf zu integrieren. Folgendes sollte dabei beachtet werden:

  • Vor dem Tropfen Hände waschen.
  • Das Mittel vorher einige Minuten in der Hand oder Hosentasche auf Körpertemperatur anwärmen. Kalte Präparate beschleunigen den Tränenfluss, sodass das Mittel schneller wieder ausgeschwemmt wird. Zudem lassen sich die Kunststofffläschchen leichter pressen, wenn sie angewärmt sind.
  • Mit weit geöffneten Augen nach oben schauen, Unterlid ein wenig herunterziehen.
  • Tropfansatz sollte nicht das Auge berühren, damit keine Keime übertragen werden.
  • Es genügt ein einziger Tropfen.
  • Die Augen nach dem Eintröpfeln für einige Minuten schließen. Mit dem Finger den Augenwinkel leicht zudrücken. Das sorgt dafür, dass die Tropfen nicht in den Nasen-Rachen-Raum abfließen.

Früherkennung als IGe-Leistung

Weil ein Glaukom eine der häufigsten Erblindungsursachen ist, Symptome erst spät auftreten und Schäden nicht mehr rückgängig zu machen sind, ist der Wunsch groß, die drohende Gefahr frühzeitig zu erkennen. Kein Wunder, dass die Glaukomfrüherkennung deshalb zu den häufigsten „Individuellen Gesundheitsleistungen“ (IGeL) gehört. Die Untersuchung besteht nicht nur aus der Messung des Augeninnendrucks, denn die Hälfte der Menschen mit einem Glaukom haben gar keinen erhöhten Augeninnendruck und die meisten Betroffenen mit einem erhöhten Augeninnendruck bekommen kein Glaukom. Es gehört dazu auch eine Augenspiegelung und eine Untersuchung mit dem Spaltlampenmikroskop, um das gesamte Auge und vor allem den Sehnerv begutachten zu können. Bezahlen müssen die Patientinnen und Patienten diese Leistung in der Regel selbst, weil bisher noch nicht bewiesen ist, dass eine Glaukomfrüherkennung bei allen gesunden Menschen tatsächlich die Entstehung eines Glaukoms oder eine Erblindung verhindern kann.

Wann die Kassen die Kosten übernehmen

Es gibt aber Ausnahmen, bei denen die Kassen zahlen und es keine IgE-Leistung ist: „Bei Menschen mit bestimmten Risikofaktoren, zum Beispiel bei dauerhafter Einnahme von Kortison, einem veränderten Augenhintergrund oder einem erhöhten Augeninnendruck, Augenschäden durch Diabetes oder bestimmten Augenverletzungen scheint eine Früherkennung sinnvoll zu sein“, sagt Ebel. In einem solchen Fall sollten die Patientinnen und Patienten mit ihrer Krankenkasse klären, ob die Kosten übernommen werden.