Filzläuse im Intimbereich? Bloß nicht kratzen!
Wenn es im Intimbereich unangenehm juckt, sind möglicherweise Filzläuse die Übeltäter: Die kleinen Blutsauger befallen ausschließlich Menschen und nisten sich besonders häufig in der Intimbehaarung ein. In der Regel hat ein Befall mit Filzläusen keine besonderen gesundheitlichen Folgen und ist gut behandelbar. „Werden die juckenden Stellen aber aufgekratzt, kann das die Ansteckungsgefahr für andere sexuell übertragbare Infektionen erhöhen – vor allem bei ungeschütztem Sex“, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Blaue Flecken an der Bissstelle
Grob geschätzt findet man bei etwa zwei Prozent der Weltbevölkerung Filzläuse. Sie halten sich in der Intim- und Achselbehaarung sowie in starker Behaarung im Brustbereich auf, selten in Augenbrauen und Wimpern. Dort bohren sie sich in die Haut, saugen über mehrere Stunden Blut und hinterlassen juckende, bläulich graue oder rote Flecken auf der Haut, die sich, wenn sie aufgekratzt werden, auch entzünden können.
Kleiner als Kopfläuse
Die Parasiten haben eine Länge von ein bis zwei Millimetern und sind kleiner als Kopfläuse. Sie halten sich an den Haaren des Menschen fest, wo sie ähnlich wie Kopfläuse ihre Eier (Nissen) ablegen. Das Weibchen lebt am Körper des Wirts etwa drei bis vier Wochen und legt in der Zeit circa 30 Eier an den Haaren ab. Die Entwicklung vom Ei bis zur erwachsenen Laus dauert etwa zwei bis drei Wochen. Abseits des menschlichen Körpers können die Läuse etwa ein bis zwei Tage überleben, die Nissen länger.
O-Ton von Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband
Meist beim Sex übertragen
„Übertragen werden die Filzläuse durch engen Körperkontakt, meist beim Sex. Auch mangelnde Körperhygiene begünstigt die Übertragung. Sie können sich aber auch über gemeinsam benutzte Bettwäsche, Handtücher oder Kleidung verbreiten“, erklärt Medizinerin Debrodt. Die Ausscheidungen der Läuse zeigen sich oft als bräunliche Pünktchen in der Unterwäsche. „Durch Kratzen der juckenden Stellen können zusätzliche Wunden entstehen, die so ein Einfallstor für Infektionen sind“, so Debrodt weiter. „Es besteht dann eher die Gefahr, sich beim Sex mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen wie Chlamydien oder Syphilis anzustecken.“ Bei Verdacht auf einen Filzlausbefall sollten Betroffene unbedingt eine Arztpraxis aufsuchen und sich beraten lassen.
Rasur und spezielle Lösungen helfen
Da sich die Filzläuse kaum bewegen, sind sie mit bloßem Auge nur schwer zu erkennen. Sie lassen sich jedoch recht einfach behandeln: Mit speziellen Lösungen, die mehrere Stunden einwirken müssen, werden Läuse und Nissen abgetötet. Hilfreich ist außerdem, die betroffenen Stellen zu rasieren. Da Läuse und Nissen auch außerhalb des menschlichen Körpers einige Zeit überleben können, sollten mehrere Tage lang Kleidung und Bettwäsche täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.
„Wichtig ist auch der Schutz des Partners oder der Partnerin“, so Medizinerin Debrodt. „Bis zum Ende der Behandlung und zur Kontrolle – also etwa eine Woche lang – sollten Betroffene auf engen Körperkontakt und damit auch auf Sex verzichten. Zudem ist es wichtig, Kontaktpersonen zu informieren, damit diese sich gegebenenfalls auch behandeln lassen können.“