Krankheitsfaktor Bauchfett: Apfeltypen leben gefährlicher
Apfel oder Birne? Bierbauch oder Hüftgold? Beim Übergewicht ist nicht nur das Gewicht, sondern auch die Verteilung der Fettpölsterchen entscheidend für die Gesundheit. Deshalb heißt es: Nicht nur auf die Waage stellen, sondern auch die Taille messen. Denn das Bauchfett hat es in sich.
Wichtig ist, wie sich die Fettdepots verteilen
Einen Waschbrettbauch haben wohl die wenigsten Menschen, ein kleines Bäuchlein schon eher. In Deutschland ist jeder dritte Erwachsene von Bauchfett betroffen. Entwickelt sich das Bäuchlein allerdings zu einem stattlichen Bauch, dann kann es gefährlich für die Gesundheit werden. „Beim Übergewicht ist auch die Frage ausschlaggebend, wie sich die Fettdepots am Körper verteilen“, sagt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie beim AOK-Bundesverband. „So ist das Bauchfett beim sogenannten Apfeltyp problematischer als das Fett um die Hüften beim Birnentyp." Menschen mit einer apfelförmigen Figur haben ein größeres Risiko für Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Menschen mit einer birnenförmigen Figur.
Der BMI kann nur Orientierung geben
Übergewicht wird in der Regel über den Body-Mass-Index (BMI) definiert, der das Verhältnis vom Körpergewicht zur Körpergröße angibt. Dafür wird das Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Wenn eine Person 1,70 Meter groß ist und 80 Kilogramm wiegt, lautet der BMI: 27,68, also rund 28. Damit hat sie einige Pfunde zu viel auf den Rippen, denn ab einem BMI von über 25 gilt man nicht mehr als normal-, sondern als übergewichtig. Ab einem BMI von 30 spricht man von starkem Übergewicht, auch Adipositas genannt „Doch der BMI hat einige Schwächen“, sagt Medizinerin Maroß. „So macht diese Formel keine Angaben zum Verhältnis von Muskel- zu Fettmasse, denn mehr Muskeln bedeuten auch mehr Gewicht.“ Zudem berücksichtigt der BMI nicht die Verteilung des Körperfetts: Lagern sich die Fettpölsterchen mehr um die Hüfte oder mehr am Bauch an?
Was Bauchfett bewirkt
Das Bauchfett – medizinisch Viszeralfett genannt – hat etwas andere Eigenschaften als der Speck um die Hüften, der auch als subkutanes Fett bezeichnet wird. Das merkt man schon daran, dass viszerales Bauchfett sich fest anfühlt, subkutanes Fett sich als Röllchen mit Daumen und Zeigefinger ertasten lässt. „Das Bauchfett ist deshalb gefährlicher, da es an den inneren Organen sitzt und auch in die tiefen Schichten hineinreicht. Es ist besonders stoffwechselaktiv. Die Botenstoffe, die es produziert, setzen Entzündungen in Gang, stören Stoffwechselprozesse und belasten die Blutgefäße“, so Medizinerin Maroß. „Dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall, aber auch für Störungen des Stoffwechsels, wie erhöhte Blutfett- oder Blutzuckerwerte bis hin zum Diabetes mellitus und zum metabolischen Syndrom.“
Mehr Männer als Frauen betroffen
Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft spricht sogar davon, dass das Bauchfett wie ein eigenes Organ zu betrachten sei, weil es so viele Hormone und Substanzen produziere. Wo sich die Fettpölsterchen ansammeln, lässt sich nicht beeinflussen. Dazu Maroß: „Das ist genetisch bedingt, aber auch abhängig vom Geschlecht: Von den kritischen Fettansammlungen im Bauchraum sind mehr Männer als Frauen betroffen. Doch auch bei Frauen kann sich Bauchfett anlagern, vor allem wenn sich mit den Wechseljahren die Hormone umstellen.“
Taillenumfang richtig messen
Um nicht nur den BMI zu betrachten, ist es wichtig den Taillenumfang richtig zu messen, und zwar so:
- vor dem Frühstück am freien Oberkörper messen
- Maßband zwischen unterste Rippe (Rippenbogen) und Oberkante des Hüftknochens (Beckenkamm) ansetzen, also etwa auf Höhe des Bauchnabels
- Maßband eng anlegen
- Bauch entspannen und ausatmen
Beträgt der Bauchumfang über 102 Zentimeter bei Männern und über 88 bei Frauen, deutet das auf kritisches Viszeralfett hin, welches die Risiken für die genannten Krankheiten bereits deutlich erhöht. Den Bauch einziehen gilt übrigens beim Messen nicht!
Bauchfett loswerden
Was also tun, wenn das Maßband zu viel anzeigt? Dann heißt es: Die individuellen Risiken in der hausärztlichen Praxis checken lassen. Die Ärztin oder der Arzt kann auch überprüfen, ob andere Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten für die überflüssigen Pfunde verantwortlich sind.
Und wie wird man das Bauchfett wieder los? „Wenn man abnehmen möchte, muss man weder auf alles verzichten, was einem schmeckt, noch muss man hungern“, betont Ärztin Maroß. „Es kommt auf eine ausgewogene Mischung der Lebensmittel an – und was man selbst lange Zeit durchhalten kann.“ Von speziellen Diäten sollte man die Finger lassen. Besonders erfolgversprechend ist es, wenn man eine gesunde Ernährung aus Gemüse, Obst, Salat und Vollkornprodukten mit mehr Bewegung kombiniert. Mehr Bewegung hat noch weitere günstige Effekte auf den Körper und die Krankheitsrisiken.
Medizinerin Maroß warnt allerdings vor überzogenen Erwartungen: „Es gilt als Erfolg, wenn man innerhalb von sechs Monaten fünf Prozent seines Gewichts verloren hat.“ Bei 100 Kilogramm Körpergewicht wären das also fünf Kilogramm weniger – aber auch das bringt schon gesundheitliche Vorteile.
Übrigens: Weder BMI noch Taillenumfang berücksichtigen das Alter. Aber mit zunehmender Lebensdauer verändert sich die Figur und der individuelle Körperbau. Daher können dicke Menschen, die körperlich fit sind, durchaus einen gesunden Stoffwechsel haben.