Dauerhafter Stress kann krank machen
Belastend sind in der modernen Arbeitswelt vor allem die steigenden Anforderungen an Beschäftigte (Lärm, steigender Zeit- und Leistungsdruck, Konflikte mit Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden oder körperliche Anstrengung). Die Bewältigung dieser Anforderungen führt bei Beschäftigten immer häufiger zu Stress – und dadurch langfristig zu psychischen Erkrankungen.
Stress ist eigentlich eine nützliche Aktivierung des ganzen Organismus – also eine durchaus positive Reaktion des Körpers auf eine Anforderung. Zu stressbedingten Veränderungen gehören Anspannung der Muskulatur, schnellere Atmung, erhöhter Blutdruck, Ausschüttung von Stresshormonen: Der Körper ist in höchster Reaktionsbereitschaft. Kurzfristig kann eine Stressreaktion dabei sogar positiv sein – sind wir doch für eine bestimmte Zeit hoch konzentriert und leistungsfähig.
Hält sie jedoch an, schadet die Veränderung des Stoffwechsels zunehmend der Gesundheit und kann von Verspannungen, Bluthochdruck und Schlafstörungen bis zu Erschöpfung und Depressionen führen.
Unterschiedliche Stresstypen
Stress wirkt bei jedem anders. Was dem einen zu viel ist, stresst den anderen überhaupt nicht und wird vielleicht sogar als eine interessante Herausforderung betrachtet. Was bei wem Stress auslöst – Stressoren genannt –, ist also sehr individuell: Lärm, hoher Zeitdruck oder körperliche Anstrengungen werden nicht von jedem gleich als Belastung empfunden. Auch mit Monotonie, Unterforderung oder Konflikten mit Chef oder Kollegen geht der eine gut, der andere weniger gelassen um.
Unternehmen in Balance
Um Stress vorzubeugen beziehungsweise zu bewältigen, kann im Unternehmen als erster Schritt eine Analyse potenzieller Stressfaktoren erfolgen. Anschließend können potenzielle psychische Belastungsfaktoren reduziert werden – Stressmanagement ist eine der möglichen präventiven Maßnahmen.
Führungskräfte können die Mitarbeiter vielfältig dabei unterstützen, gute Strategien zum gesunden Arbeiten zu entwickeln. Wer unter großen psychischen Belastungen leidet, sollte Techniken kennenlernen (Entspannungskurse zum Beispiel), um sie zu bewältigen, und den Fokus auf eine ausgewogene Life-Balance legen. Vor allem in Berufen, in denen Mitarbeiter häufig psychischen Belastungen wie Lärm, Zeitdruck, Konflikten mit Vorgesetzten oder Kollegen ausgesetzt sind, können gezielt eingesetzte Techniken aus dem Stressmanagement hilfreich sein.
Gesundheitsgefährdende Arbeitsbelastungen
Der iga.Report 31 der Initiative Gesundheit und Arbeit nennt gesundheitsgefährdende Arbeitsbelastungen beim Namen. Möglichst vermieden werden sollten:
- Hohe Arbeitsintensität
- Geringer Handlungsspielraum, insbesondere in Kombination mit hoher Arbeitsintensität bei gleichzeitig geringer sozialer Unterstützung
- Ungleichgewicht zwischen erlebter beruflich geforderter Leistung und dafür erhaltener Belohnung oder Wertschätzung
- Zeitbezogene Arbeitsbelastungen – durch Überstunden, Formen von Schichtarbeit
- Geringe soziale Unterstützung
- Rollenstress
- Aggressives Verhalten am Arbeitsplatz
Psyche und Gesundheit im Erwerbsleben
Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) hat einen elektronischen Leitfaden zum Umgang mit arbeitsbedingtem Stress erstellt. Er hilft Unternehmen, effektiv mit arbeitsbedingtem Stress umzugehen.
Der Leitfaden
- erläutert, was genau unter Stress und psychosozialen Risiken zu verstehen ist,
- beschreibt, was Arbeitgeber dagegen tun können,
- nennt konkrete Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können,
- schlägt Instrumente vor, die Unternehmen nutzen können, und
- weist auf weitere nützliche Quellen hin.
Digitale Arbeitsprozesse mit Blick auf den Menschen gestalten
Damit die Vorteile digitaler Prozesse die Risiken überwiegen, gibt der iga.Report 41 „Neue Technologien und Digitalisierung in der Arbeitswelt“ eine klare Empfehlung: Arbeitgeber sollten sich zwei entscheidende Fragen stellen – und das, bevor neue digitale Anwendungen im Betrieb eingeführt werden:
- Wie können Arbeitsprozesse gut gestaltet werden? Machen zum Beispiel trotz ständiger digitaler Erreichbarkeit Kernarbeitszeiten Sinn? Wie lässt sich die Informationsflut durch dienstliche E-Mails, unternehmensinterne Plattformen und Chat-Programme begrenzen, etwa durch das bedarfsgerechte Steuern von Informationen, bei dem jeder Beschäftigte Unterlagen genau dann bekommt, wenn er sie braucht?
- Wie ist die Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Technologie gedacht? Um diese Frage zu klären, empfiehlt es sich für Arbeitgeber, die möglichen Folgen der Einführung neuer Technologien offen zu diskutieren. Arbeitgeber können gemeinsam mit den Beschäftigten überlegen, welche Arbeiten tatsächlich digitalisiert oder automatisiert werden und was im Interesse des arbeitenden Menschen durch Personen erledigt wird.