"Cardiolotse" - Ein qualifizierter Begleiter für Herzerkrankte zur Verbesserung der poststationären Weiterbehandlung

Ein Versorgungsprojekt der AOK Nordost

Wer sind die Träger des Projekts?

Logo: Stadt.Land.Gesund.

Initiator: "Cardiolotse" wurde gemeinsam von der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost (Konsortialführung) und der Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH entwickelt und als Antrag auf Förderung beim Innovationsfonds Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz vom 16. Juli 2015 gibt dem Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) den… eingereicht. Ein Förderzuschlag erfolgte 2018. In die Projektidee wurden zahlreiche Akteure, bestehend aus Vertretern der Ärzteschaft (Berufsverband Deutscher Internisten und Internistinnen e. V. und der Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e. V.), die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung Angebote der Integrierten Versorgung (IV) zielen auf eine patientenorientierte interdisziplinäre… im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… e. V., die Deutsche Herzstiftung e. V. und die Berliner Patientenvertretung eingebunden. Als evaluierendes Institut wurde die Technische Universität München beteiligt.

Träger: Der laufende Selektivvertrag Im Gegensatz zum Kollektivvertrag handelt es sich bei einem Selektivvertrag um Versorgungsverträge,… ist zwischen AOK Nordost und der Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH geschlossen. Innerhalb des Selektivvertrages wurden zudem niedergelassene Ärtze eingebunden.

Welchem Problem in der Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen widmet sich das Projekt?

Für viele Patienten mit einer chronischen Herzerkrankung stellt der Übergang zwischen der stationären in eine weiterführende ambulante Versorgung eine Herausforderung dar. Wenn dieser Übergang nicht gelingt, verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Patienten tendenziell und sie kommen erneut ins Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… (Rehospitalisierung).

Das Konzept „Cardiolotse“ setzt genau an dieser „Versorgungslücke“ an, die beim Übergang von der Entlassung aus dem Krankenhaus in die weiterführende medizinische Versorgung im ambulanten Sektor entsteht, und hat das Ziel, die Zahl vermeidbarer Rehospitalisierungen zu reduzieren. Den Betroffenen wird eine zusätzliche Begleitung zur Seite gestellt - ein Cardiolotse, der sie persönlich und telefonisch während und nach ihrem Krankenhausaufenthalt für ein Jahr begleitet.

Ein Cardiolotse ist eine qualifizierte medizinische Fachperson mit einer Zusatzqualifikation. Es werden Beratungen an dem individuellen Bedarf des Patienten ausgerichtet durchgeführt. Das können die Vermittlung von Haus-und Fachärzten sein, die Vermittlung von Gesundheitsangeboten sowie das Nachhalten und Unterstützen bei der Einhaltung bis hin zum Erreichen von Therapiezielen. Somit kann allen herzkranken Patientinnen - egal, ob diese in der Stadt oder auf dem Land leben - der Impuls für ein gesünderes Leben gegeben werden. Dass der Cardiolotse wirkt, hat eine unabhängige wissenschaftliche Studie der Technischen Universität München bestätigt: Herzkranke Patienten, die von einem Cardiolotsen betreut wurden, kamen seltener wieder ins Krankenhaus, und falls doch, waren die Krankenhausaufenthalte kürzer.

Welchen Lösungsansatz verfolgt das Projekt?

Die Aufgaben des Cardiolotsen gehen weit über das Entlassungsmanagement hinaus. Zentral ist dabei, die Betroffenen umfänglich und in adressatengerechter Sprache in allen Belangen und Fragen rund um ihre Erkrankung aufzuklären und als persönlicher Ansprechpartner verfügbar zu sein. Als Bindeglied zwischen dem stationären und ambulanten Sektor verfügen die Cardiolotsen über Expertenwissen aus beiden Bereichen und ebenso zu weiteren Gesundheitsangeboten.

Als zusätzlicher Ansprechpartner für ambulante Ärzte sollen sie zudem die Arztpraxen und das Praxispersonal entlasten. So unterstützt der Cardiolotse zum Beispiel bei der Suche nach geeigneten Herzsportgruppen und hält die Teilnahme nach. Zudem vermittelt er bei Bedarf fachärztliche Mitbehandler und berät zu speziellen Schulungsangeboten wie zu Ernährung und Tabakentwöhnung. Außerdem trägt ein Cardiolotse dazu bei, dass medizinisches Fachpersonal dem Gesundheitsmarkt erhalten bleibt, weil Rahmenbedingungen wie Arbeitszeiten (kein Schicht- und Wochenenddienst) und Flexibilität (Vor-Ort in der Klinik und Telefontage im Homeoffice), Familie und Beruf vereinbaren lassen. Erfahrungen aus der Lotsentätigkeit können in berufliche Veränderungen integriert werden, wie umgedreht die beruflichen Erfahrungen sich auf die Lotsentätigkeit positiv auswirken.

Was haben die Versicherten davon?

Im Versorgungsprogramm "Cardiolotse" stehen die Patienten mit Herzerkrankungen im Mittelpunkt. Unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse, werden die Patienten von ihrem Cardiolotsen durch den "Gesundheitsdschungel" gelotst, es wird ihnen ein vereinfachter Zugang zu geeigneten Informationen und Gesundheitsangeboten, wie zum Beispiel Koronarsportgruppen oder Raucherentwöhnungskurse, ermöglicht, und schwer verständliche medizinische Sachverhalte werden in laienverständlicher Sprache übersetzt, so dass der Patient aktiv am Genesungsprozess beteiligt und sein Selbstmanagement gefördert wird.

Cardiolotsen schaffen für die Patienten eine individuell gleichgute Versorgung, unabhängig von Alter, Herkunft, sozialem Status oder den Erfahrungen im Umgang mit der chronischen Erkrankung wie auch mit neuen Medien. Erneute Krankenhauseinweigungen werden durch die Teilnahme an "Cardiolotse" seltener, das gesundheitliche Befinden und die Lebensqualität werden damit zugleich gesteigert. 

Was ist die Aufgabe der AOK in dem Projekt?

Konsortialführerin und Impulsgeber bei der Konzeptentwicklung (IF-Projekt); Impulsgeber bei der (Weiter-)Entwicklung von Versorgungsbausteinen in der Intervention von "Cardiolotse"; Vertragspartner mit Fokus auf die qualitätsgesicherte Umsetzung der Cardiolotsen-Intervention und Finanzierung der Versorgungsform; Information und Einbindung von niedergelassenen Haus- und Fachärzten; Informationstransfer bei den Partnern und Schulung der Cardiolotsen zu AOK-Angeboten; Teilnehmermanagement; Treiber in Bezug auf die Ausweitung des Versorgungsangebots.

Wo wird das Projekt aktuell umgesetzt?

Berlin/Brandenburg

Übertragbarkeit auf andere Regionen:

"Cardiolotse" wurde bisher nur im städtischen und mit Anbindung an ein Krankenhausträger erprobt. Eine Übertragung auf ländliche Regionen ist ebenso möglich wie auf andere Krankenhausträger. Darüber hinaus ist auch eine Anbindung im ambulanten Sektor wie beispielsweise in Arztnetzen denkbar. Derzeit finden Planungsansätze für eine Ausweitung von Cardiolotse in der Region Nordost statt. Ziel ist es, das Angebot allen herzkranken Versicherten zur Verfügung zu stellen, die von der Betreuung durch einen Cardiolotsen profitieren.

Wie viele Beteiligte (Versicherte/Ärzte/Fachkräfte) gibt es aktuell? Wie viele könnten in der Zukunft erreicht/eingebunden werden?

Derzeit sind 1.347 Versicherte (aktiv) eingeschrieben. Seit dem Start des IF-Projekts bis heute wurden bereits 4.692 Versicherte (kumuliert) in "Cardiolotse" betreut (IF: 1.354 Versicherte; Selektivvertrag: 3.338 Versicherte).

Seit wann, und gegebenenfalls bis wann, läuft das Projekt?

Beginn: 1. Mai 2021

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