Kampf gegen die Drogensucht
Mehrere Fachverbände der Sucht- und Drogenhilfe haben erneut auf die hohe Zahl drogenbedingter Todesfälle in Deutschland aufmerksam gemacht. Dies sei ein „alarmierendes Signal, das dringendes Handeln erfordert“. Die tausendfachen Todesfälle junger Menschen seien ein unüberhörbarer Weckruf für die gesundheitspolitisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen. Die Fachverbände skizzierten in ihrer Stellungnahme die aktuelle Entwicklung auf dem Drogenmarkt und legten der Politik einen Katalog mit fünf Maßnahmen vor, um Gesundheit und Leben der Betroffenen besser zu schützen und weiteres Leid für Angehörige zu verhindern.

Kampf gegen die Drogensucht
Mehr als 2.100 Menschen sind im Jahr 2024 an den Folgen ihres Konsums illegaler Drogen verstorben. Das geht aus dem neuesten Drogenbericht hervor, den der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck Anfang Juli 2025 in Berlin vorgestellt hat. Nach Ansicht mehrerer Fachverbände der Sucht- und Drogenhilfe ist die weiterhin hohe Zahl drogenbedingter Todesfälle in Deutschland ein alarmierendes Signal, das dringendes Handeln erfordere. Kokain und Heroin seien für die meisten Todesfälle verantwortlich, gleichzeitig drohe zusätzlich eine Opiodkrise, weil die Verfügbarkeit von Heroin dramatisch zurückgegangen ist, so die Fachverbände in ihrer gemeinsamen Stellungnahme.
Synthetische Drogen drängen in den Markt
„Vor allem potente synthetische Opioide wie Nitazen und Fentanyl drängen in den Markt. Diese Substanzen sind äußerst gefährlich, da sie ein hohes Risiko für Überdosierungen und Todesfälle bergen“ heißt es in der kürzlich veröffentlichten Stellungnahme von akzept e.V., der Deutschen Aidshilfe, der Gesellschaft für Suchtmedizin, dem Fachverband Drogen- & Suchthilfe sowie dem JES Bundesverband. Den genannten Herausforderungen stehe man jedoch nicht hilflos gegenüber.
Die Fachverbände skizzierten in ihrer Stellungnahme fünf Maßnahmen, die geeignet seien, die Zahl der Drogentoten nachhaltig zu verringern: So müssten kommunale Frühwarnsysteme aufgebaut und mehr Drogenkonsumräume zur Verfügung gestellt werden. Mithilfe von Drug-Checking-Angeboten, wie es sie schon in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gibt, sollen Drogenkonsumenten die Möglichkeit bekommen, ihre Substanzen vor dem Konsum auf gefährliche Inhaltsstoffe zu untersuchen. Zudem müssten eine Opioidsubstitutionstherapie (OST) sowie das Notfallmedikament Naloxon flächendeckend bereitgestellt werden.
Streeck: Müssen das Ruder herumreißen
Auch Prof. Dr. Hendrik Streeck, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, betonte bei der Vorstellung des Drogenberichts, dass die Politik aktiv gegensteuern und „das Ruder herumreißen“ müsse. „Wir erleben eine quasi pandemische Dynamik, die wir schon kennen: Einzelne Ausbrüche, neue Substanzen, schnelle Verbreitung, lückenhafte Datenlage – und ein System, das zu träge ist, um rechtzeitig zu reagieren. Wenn wir nicht aufpassen, verschärft sich diese Entwicklung in wenigen Jahren zu einer Krise mit massiven gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen.“
Besonders dramatisch sei: Noch nie wurden bei Verstorbenen so viele unterschiedliche Substanzen toxikologisch nachgewiesen wie im vergangenen Jahr. Noch nie war Mischkonsum so prävalent – und noch nie waren synthetische Opioide wie etwa Fentanyl bei so vielen Todesfällen gefunden worden (342 Fälle, rund 16 Prozent). Die Zahl der Todesfälle an denen andere Neue Psychoaktive Stoffe beteiligt waren, stieg um mehr als 70 Prozent auf 154. Dies deckt sich mit internationalen Erkenntnissen – insbesondere in Nordamerika. Streeck betonte: „Um zu verhindern, dass sich die Lage in fünf oder zehn Jahren verselbstständigt, müssen wir gemeinsam handeln – mit klarer politischer Prioritätensetzung. Polizei und Zoll können die Verfügbarkeit eindämmen, aber wir brauchen ebenso dringend eine moderne, professionell ausgestattete Suchthilfe, neue Präventionsformate, niedrigschwellige Angebote und mehr medizinisches Wissen über neue Substanzen. (omü)