100.000 Betroffene in Rheinland-Pfalz: 3,7 Prozent an Osteoporose erkrankt – rund jede vierte hochaltrige Frau betroffen
Mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Osteoporose.

Osteoporose gehört zu den häufigsten muskuloskelettalen Erkrankungen. Besonders Frauen im höheren Alter sind von der Erkrankung betroffen. Der neue Gesundheitsatlas Osteoporose stellt umfassende Informationen zu Entstehung und Risikofaktoren von Osteoporose zur Verfügung. Er beleuchtet das Thema aus der Betroffenenperspektive, beschreibt Folgen für das Gesundheitswesen und skizziert das Präventionspotenzial.
Mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland betroffen
Bei insgesamt 2,15 Millionen Menschen ab dem 35. Lebensjahr in Deutschland wurde im Jahr 2023 laut dem aktuellen „Gesundheitsatlas Deutschland“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) eine Osteoporose diagnostiziert. Das entspricht einem Anteil (Prävalenz ist eine Messgröße aus der Epidemiologie, die die Häufigkeit einer Krankheit zu einem bestimmten… ) von 4,0 Prozent der Bevölkerung. Seit 2017 ist der Wert rückläufig, was mit einer steigenden gesunden Lebenserwartung im Zusammenhang stehen könnte.
100.000 Betroffene in Rheinland-Pfalz
Im Jahr 2023 waren in Rheinland-Pfalz rund 100.000 Menschen ab dem 35. Lebensjahr von Osteoporose betroffen. Die Prävalenz liegt damit bei 3,7 Prozent und damit unterhalb des Bundeschnitt. Der niedrigste Anteil innerhalb des Bundeslandes findet sich mit 2,7 Prozent im Landkreis Mainz-Bingen. Am stärksten betroffen ist Pirmasens: Dort liegt die Krankheitshäufigkeit bei 5,6 Prozent in der Bevölkerung. In der Landeshauptstadt Mainz liegt der Anteil bei 2,9 Prozent. Im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten ähnlicher Größenordnung (unter 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner) belegt Mainz damit bundesweit Platz 1 der niedrigsten Osteoporosehäufigkeiten.
Osteoporosehäufigkeit steigt mit dem Alter - Frauen sind häufiger betroffen
Bei Osteoporose zeigen sich sehr charakteristische Unterschiede in Bezug auf Alter und Geschlecht. Bei jüngeren Menschen kommt die Erkrankung noch sehr selten vor: Unter den 35- bis 49-Jährigen ist weniger als ein Prozent der Bevölkerung betroffen. „Mit zunehmendem Alter nimmt die Krankheitshäufigkeit jedoch erheblich zu. In allen Altersgruppen sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer. Der Anteil in Rheinland-Pfalz erreicht seinen Höhepunkt in der Altersklasse ab 90 Jahre – bei Frauen mit gut 25 Prozent, bei Männern mit rund sieben Prozent“, sagt Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse. Die Osteoporosehäufigkeit in Rheinland-Pfalz ist hinsichtlich des Altersverlaufs vergleichbar mit den bundesweiten Ergebnissen. Allerdings liegen die Prävalenzen in den höheren Altersgruppen leicht unter dem Bundesdurchschnitt.
Die Ergebnisse des Gesundheitsatlas basieren auf ärztlich dokumentierten Diagnosen aus dem Versorgungsalltag. Dabei werden alle Patientinnen oder Patienten mit Osteoporose erfasst, die ärztliche Hilfe aufgrund der Erkrankung in Anspruch genommen haben. Es werden die Alters- und Geschlechtsunterschiede sowie regionale Unterschiede der Osteoporosehäufigkeit bei den Einwohnerinnen und Einwohnern beschrieben. Grundlage der Ergebnisse ist ein vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickeltes statistisches Verfahren, das ausgehend von den AOK-Routinedaten auch Sekundärdaten genannt, sind Daten, die routinemäßig von der gesetzlichen Krankenversicherung… eine alters-, geschlechts- und morbiditätsadjustierende Hochrechnung auf die gesamte Bevölkerung ermöglicht. So sind Aussagen zur Krankheitshäufigkeit regional gegliedert nach den Kreisen und kreisfreien Städten möglich.
Patienteninformationen und Angebote der AOK
Auf der Website der AOK unter Osteoporose: Ursachen, Symptome, Therapie stehen Patientinnen und Patienten mit Osteoporose viele Informationen zur Verfügung. Das Angebot beinhaltet Hintergrundinformationen zur Osteoporose und Hinweise auf Präventionsmaßnahmen. Ein weiteres Informationsangebot beschäftigt sich explizit mit der Sturzprophylaxe (Sturzprophylaxe: Stürze im Alter vermeiden). Dabei werden Übungen für Balance und Kraft erläutert, Hinweise für ein sicheres Wohnumfeld mit geringer Sturzgefahr gegeben und weitere Verhaltensmaßnahmen empfohlen, um Stürze im Alter zu verhindern.
Des Weiteren kann auch ein ärztliches Management zur Koordination der Versorgung im Disease-Management-Programm (DMP) für Osteoporose-Patientinnen und -Patienten sinnvoll sein. Die Teilnahme am DMP gewährleistet eine kontinuierliche Behandlung nach anerkannten evidenzbasierten Regeln, regelmäßige Kontrolluntersuchungen, eine differenzierte individualisierte Therapieplanung unter Einbeziehung von Begleiterkrankungen sowie die Koordination der Versorgung. Das DMP wird auch von der AOK in Rheinland-Pfalz und im Saarland angeboten.
„Grundsätzlich ist der AOK wichtig, möglichst vielen Menschen einen unkomplizierten Zugang zu gesundheitsfördernden Angeboten zu bieten. Dies bedeutet den Menschen an Orten zu begegnen, an denen sie einen großen Teil ihres Tages verbringen. Die Gesundheitskasse ist nicht nur im Krankheitsfall für ihre Kundinnen und Kunden da, sondern trägt durch vielfältige Präventionsangebote dazu bei, dass vermeidbare Gesundheitsbelastungen erst gar nicht entstehen“, so Niemeyer weiter.
Der 30-seitige „Gesundheitsatlas Deutschland“ zum Thema Osteoporose ist im Vorfeld des „Welt-Osteoporose-Tag“ am 20. Oktober veröffentlicht worden und steht zum kostenfreien Download auf der Gesundheitsatlas-Website des WIdO bereit: Gesundheitsatlas Deutschland zu Osteoporose in Rheinland-Pfalz
Zum Hintergrund - Osteoporose: Was ist das?
Bei der Osteoporose handelt es sich um eine Knochenerkrankung, die durch eine verringerte Knochenmasse und strukturelle Veränderungen des Knochengewebes gekennzeichnet ist, sodass die Knochen ihre Stabilität verlieren. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche. In der Regel treten diese Veränderungen generalisiert – also im ganzen Körper – auf, jedoch kann es in seltenen Fällen auch zu ausschließlich lokalisierten Veränderungen der Knochen kommen. Osteoporose ist die häufigste Knochenerkrankung, wobei es sich beim Großteil der Betroffenen um Frauen handelt.
Risikofaktoren für die Entstehung von Osteoporose
Osteoporose entsteht durch ein Ungleichgewicht im Knochenstoffwechsel. Es kommt dazu, dass mehr Knochen abgebaut als aufgebaut werden. Eine Reihe von Faktoren haben dabei einen Einfluss. So kann zum Beispiel ein Calcium- oder Vitamin-D-Mangel dazu führen, dass Knochensubstanz abgebaut wird und sich die Mikrostruktur des Knochens verändert. Aber auch die Einnahme bestimmter Medikamente, insbesondere von Glukokortikoiden (umgangssprachlich Kortison), kann die Entstehung einer Osteoporose begünstigen. Dass Frauen deutlich häufiger an Osteoporose erkranken, steht in engem Zusammenhang mit den hormonellen Veränderungen nach der Menopause. Östrogen hat einen schützenden Effekt auf den Knochen, der wegfällt, wenn sich der Hormonspiegel in den Wechseljahren verringert. Bei Männern hat das Testosteron einen ähnlichen Effekt auf den Knochen, jedoch sinken die Testosteronspiegel bei Männern mit dem Alter im Vergleich zum Östrogen bei Frauen deutlich langsamer. Daher zeigt sich mit steigendem Alter auch eine zunehmende Differenz in den Osteoporoseprävalenzen zwischen Männern und Frauen.
Osteoporoseprävention durch Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum, aber mit lebenslanger körperlicher Aktivität
Auch bestimmte Lebensstilfaktoren wirken sich auf die Entstehung der Osteoporose aus. So ist das Frakturrisiko unter Raucherinnen und Rauchern erhöht. Dies ist vermutlich auf einen negativen Effekt des Rauchens auf den Knochenstoffwechsel zurückzuführen, wodurch sich die Knochendichte verringert. Ebenso wirkt sich ein übermäßiger Alkoholkonsum negativ aus.
Da die Knochendichte maßgeblich durch körperliche Aktivität bestimmt wird, spielt Bewegung eine wichtige Rolle zur Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… von Osteoporose. Dabei ist sowohl Bewegung in jungen Lebensjahren wichtig, da die maximale Knochendichte zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr aufgebaut wird, als auch ausreichende körperliche Aktivität in höherem Lebensalter. Dadurch werden neben der Knochendichte auch die Muskelmasse und Beweglichkeit beeinflusst, die wiederum einen großen Effekt auf das Sturzrisiko und damit das Frakturrisiko haben.
Innovatives Verfahren ermöglicht Aussagen auf lokaler Ebene
Für den Gesundheitsatlas ist ein Hochrechnungsverfahren zum Einsatz gekommen, welches für diesen Zweck vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickelt worden ist. Es erlaubt durch Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten zuverlässige Aussagen zu Krankheitshäufigkeiten in der gesamten Wohnbevölkerung Deutschlands bis auf die lokale Ebene. Unterschiede zwischen den AOK-Versicherten und der Gesamtbevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Krankheitshäufigkeit werden dabei durch ein innovatives statistisches Verfahren herausgerechnet. Ziel der Analysen des Gesundheitsatlas ist es, den Akteuren vor Ort fundierte Informationen über das Krankheitsgeschehen in ihrer Region bereitzustellen.
Zum Gesundheitsatlas
Die Webseite des Gesundheitsatlas bietet einen systematischen Blick auf 24 Krankheiten. Dort stehen Informationen zu Rückenschmerzen, aber auch zu kardiovaskulären Erkrankungen, psychischen Erkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes Typ 2, Demenz, Atemwegserkrankungen oder Depressionen zur Verfügung.