Pressemitteilung

Antibiotikaverordnung auch im Saarland weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie  

09.02.2024 AOK Rheinland-Pfalz/Saarland 4 Min. Lesedauer

Die Zahl der Verordnungen von Antibiotika ist bundesweit im Jahr 2022 wie-der angestiegen, nachdem sie in den Jahren 2020 und 2021 rückläufig war. Allerdings lag sie mit knapp 31 Millionen Verordnungen etwa zehn Prozent unter dem Wert von 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie. Ein ähnliches Bild ergibt sich für das Saarland: Knapp 400.000 Verordnungen liegen rund 15 Prozent unter dem Wert von 2019, gleichwohl hat die Verordnungs-menge nach der Pandemiezeit auch im Saarland wieder deutlich zugenommen.

Eisenberg und Saarbrücken, 13.02.2024

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 31 Millionen Verordnungen von Antibiotika im Wert von 733 Millionen Euro zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bundesweit abgerechnet. Das entspricht fast jeder 25. ambulanten Verordnung Einige Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung bedürfen einer schriftlichen Anweisung durch… in der GKV. Im Saarland waren es 400.000 Verordnungen für 10,2 Millionen Euro.

Der Verordnungsanteil von Reserveantibiotika blieb trotz des insgesamt wieder steigenden Antibiotika-Einsatzes stabil und lag zuletzt bundesweit bei 42 Prozent – im Saarland waren es 46 Prozent. Das Wissenschaftliche Institut der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) verzeichnet für diese Wirkstoffe bereits seit 2013 sinkende Verordnungszahlen. Trotz des grundsätzlich positiven Trends werden Reserveantibiotika immer noch zu oft verordnet. Sie sollten den Leitlinien werden definiert als systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Ärzte und Patienten, die eine… entsprechend nur im Bedarfsfall bei schweren bakteriellen Erkrankungen eingesetzt werden. Reserveantibiotika sind Medikamente, die Mittel der zweiten Wahl darstellen und für deren Einsatz eine strenge Indikation vorgesehen ist.

„Umso öfter Antibiotika und Reserveantibiotika verordnet werden, desto resistenter werden die Bakterien. Die einstigen effektiven Wunderwaffen gegen Infektionskrankheiten werden durch ihren häufigen Einsatz sowohl in der Humanmedizin als auch in der Tierhaltung zunehmend kraftloser“, warnt Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse.

Verordnungsverhalten

Bundesweit verzeichnete das WIdO im Jahr 2022 191 Standardantibiotika-Verordnungen je 1.000 GKV-Versicherte und 176 Verordnungen von Reserveantibiotika je 1.000 GKV-Versicherte. Für das Saarland lag der Gesamtwert für Verordnungen insgesamt über dem Bundesdurchschnitt. Auch wenn bei dieser Betrachtung die Alters- und Geschlechtsstruktur der GKV-Versicherten wie auch deren Morbidität unberücksichtigt bleiben, liefert sie Hinweise darauf, dass zum Beispiel regionale Informationskampagnen das ärztliche Verschreibungsverhalten sinnvoll unterstützen können. „Das kritische Hinterfragen jeder Antibiotikaverordnung und ein rationaler, leitlinienkonformer Einsatz von Reserveantibiotika sind weiter angezeigt“, so Niemeyer.

Antibiotikaverbrauch auch in Tierhaltung rückläufig

Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung verstärkt das Problem der Resistenzbildung ebenfalls, da die Wirkstoffe zum Beispiel über den Konsum von Fleisch oder über das Grundwasser auch vom Menschen aufgenommen werden. Zur medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten in Deutschland sind im Jahr 2022 insgesamt rund 272 Tonnen Antibiotika zum Einsatz gekommen, während laut einer Auswertung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit rund 540 Tonnen an Tierärztinnen und Tierärzte abgegeben wurden. Auch hier ist ein positiver Trend erkennbar: Vor zehn Jahren waren zur Nutzung in der Tiermedizin noch 1.452 Tonnen Antibiotika abgegeben worden. Dies entspricht einer Reduzierung der Antibiotika-Abgabe um 63 Prozent zwischen 2013 und 2022.