forsa-Umfrage: 69 Prozent der Menschen in Westfalen-Lippe würden freie Arztwahl gegen schnellere Termine tauschen
Neue Bundesregierung muss Reform der Primärversorgung zügig umsetzen

Dortmund. Wie groß die Schwierigkeiten in der Bevölkerung in Westfalen-Lippe bei der Verfügbarkeit von Facharztterminen empfunden werden, offenbart jetzt eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der AOK NordWest. Demnach würden 69 Prozent der Befragten lieber auf die freie Facharztwahl verzichten, wenn sie dadurch schneller einen Facharzttermin erhalten, der nach einem Besuch beim Hausarzt vermittelt wird. Nur 28 Prozent sprechen sich für die Beibehaltung der uneingeschränkten Arztwahl aus, selbst wenn dies längere Wartezeiten bedeuten würde. „Wir müssen den Weg des Patienten künftig besser steuern. Ein verbindliches Primärversorgungssystem könnte dazu beitragen, die angespannte Situation bei der Terminvergabe für fachärztliche Behandlungen in den Griff zu bekommen. Außerdem würde es dabei helfen, die zahlreichen doppelten oder überflüssigen Untersuchungen zu stoppen und zu einem effizienteren Einsatz von Beitragsmitteln führen, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest.
Die repräsentative forsa-Umfrage in Westfalen-Lippe zielt auf ein Stimmungsbild in der Bevölkerung zum sogenannten Primärversorgungssystem, das von der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… befürwortet wird und als Ziel im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung formuliert wurde. In diesem System würden Hausärztinnen und Hausärzte als erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten fungieren, um diese zielgerichtet und effizient durch das System zu leiten.
Ärztinnen und Ärzte entlasten
Ein weiterer Bestandteil des Primärversorgungsansatzes ist das Vorhaben, anderen medizinischen Berufen zur Entlastung von Ärztinnen und Ärzten mehr Aufgaben in der Gesundheitsversorgung zu übertragen. Laut forsa-Umfrage finden dies 71 Prozent der Befragten in Westfalen-Lippe ‚sehr gut‘ oder ‚eher gut‘. „Diese Ergebnisse sollten der neuen Regierung Mut machen, das Primärversorgungssystem durch echte Strukturreformen konsequent umzusetzen. Damit könnten einige der drängendsten Probleme in der ambulanten Versorgung gelöst werden“, so Ackermann.
Benachteiligung bei Terminvergabe
Besonderen Handlungsbedarf sieht die AOK auch beim Thema ‚Benachteiligung von GKV-Versicherten bei der Terminvergabe‘. So gaben im Rahmen der forsa Umfrage 51 Prozent der GKV-Versicherten in Westfalen-Lippe an, schon einmal erlebt zu haben, bei der Terminvergabe gegenüber Privatversicherten benachteiligt worden zu sein. Am häufigsten haben die GKV-Versicherten dies mit 42 Prozent bei der telefonischen Terminvergabe erlebt, gefolgt von 23 Prozent bei der Online-Terminvergabe.
Vorteile durch IGEL-Leistungen verstößt gegen alle Regeln
15 Prozent der gesetzlich krankenversicherten Befragten in Westfalen-Lippe haben zudem angegeben, nur deswegen schon einmal zeitnah einen Arzttermin bekommen zu haben, weil sie zusätzlich oder alternativ eine Selbstzahler- oder IGEL-Leistung gebucht haben. „Das verstößt ganz klar gegen alle Regeln und darf so nicht mehr stattfinden. Mit der Reform der ambulanten Versorgung muss die neue Regierung auch die Probleme bei der Terminvergabe an GKV-Versicherte in den Griff bekommen“, sagt AOK-Chef Ackermann. GKV-Versicherte, die eine dringliche oder komplexere medizinische Versorgung benötigen, müssen diese auch sicher und rechtzeitig erhalten. „Dafür brauchen wir ein verbindliches, standardisiertes Ersteinschätzungsverfahren, den Ausbau der Terminvermittlungsstellen der Kassenärztlichen Vereinigungen und eine verpflichtende Terminmeldung freier Termine durch Vertragsärzte“, so Ackermann.
Zur Umfrage
Die repräsentative forsa-Umfrage wurde im Auftrag der AOK NordWest durchgeführt. Zwischen dem 27. März und 7. April 2025 wurden 500 zufällig ausgewählte Personen ab 18 Jahren in Westfalen-Lippe in Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung befragt.
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Foto: forsa-Umfrage zur Primärversorgung in Westfalen-Lippe
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Grafik: Verfügbarkeit von Facharztterminen in Westfalen-Lippe
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