Konzept der Primärversorgung kommt in Berlin gut an
Großteil der Berlinerinnen und Berliner befürwortet mehr Kompetenzen für nicht-ärztliche Fachberufe

Die große Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner befürwortet den Ansatz, nicht-ärztlichen medizinischen Fachberufen mehr Aufgaben in der Gesundheitsversorgung zu übertragen. Das ergab eine repräsentative forsa-Befragung von 519 Hauptstädtern zur Primärversorgung Unter Primärversorgung wird die gesundheitliche Grundversorgung und Beratung verstanden, in der auch… im Auftrag der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… . Die AOK Nordost sieht in den Umfrageergebnissen ihren Ansatz einer Primärversorgung durch interprofessionelle Teams bestätigt.
70 Prozent der Befragten in Berlin befürworten die Idee, dass zukünftig auch anderen medizinischen Fachberufen, wie zum Beispiel Pflegekräften oder medizinischen Fachangestellten, mehr Aufgaben in der Gesundheitsversorgung übertragen werden sollten, um Ärztinnen und Ärzte zu entlasten. Mit 54 Prozent würde etwas mehr als die Hälfte der Berlinerinnen und Berliner die freie Facharztwahl zugunsten schnellerer Termine aufgeben. 42 Prozent warten lieber länger auf einen Termin bei einem Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… oder einer Ärztin ihrer Wahl.
Stimmungsbild zum Primärversorgungssystem
Die forsa-Umfrage sollte ein Stimmungsbild in der Bevölkerung zum sogenannten Primärversorgungssystem erfassen, das als Ziel im Koalitionsvertrag der neuen Regierung formuliert wurde. In dem Primärversorgungssystem sehen Akteure im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… einen guten Ansatz für die Lösung drängender Probleme wie lange Wartezeiten auf Facharzttermine sowie Über-, Unter- und Fehlversorgung.
AOK Nordost plädiert für Trägervielfalt in der Primärversorgung
Eines der Kernelemente der Primärversorgung ist die Ersteinschätzung. Sie soll eine klare Zuordnung und entsprechende Steuerung der Patientinnen und Patienten in die richtige Versorgungsebene gewährleisten. Dabei geht es beispielsweise um die ambulante oder stationäre ärztliche, therapeutische und pflegerische Versorgung. Aktuell wird noch über die konkrete Ausgestaltung diskutiert, insbesondere geht es um die Frage, wer in einem solchen System diese Ersteinschätzung und koordinierende Rolle übernehmen soll.
„Hausärztinnen und Hausärzte können, müssen aber nicht zwingend die ersten Ansprechpartner sein, die die Patientinnen und Patienten durch das Gesundheitssystem lotsen und dafür sorgen, dass sie die notwendigen ambulanten, stationären oder pflegerischen Maßnahmen erhalten“

Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost
Auch Fachärztinnen und -ärzte oder speziell ausgebildetes medizinisches oder pflegerisches Fachpersonal könnte diese Rolle übernehmen. „Was wir brauchen, sind unterschiedliche Organisationsformen, mit denen wir gezielt auf die Bedarfe vor Ort reagieren und Ressourcen wirklich effektiv einsetzen können“, so die AOK-Nordost-Vorständin. In der Zukunft, so ist sie sich sicher, werden auch digitale Anwendungen, die es schon heute gibt, flächendeckend und 24/7 zur Anwendung kommen.
Auch bei der freien Arztwahl sind sich noch nicht alle Akteure einig. Die AOK-Gemeinschaft favorisiert weiterhin eine freie Wahl des Facharztes oder der Fachärztin, allerdings mit Überweisung. Auch den Primärversorger sollen Patientinnen und Patienten selbst wählen können.
Primärversorgung durch interprofessionelle Teams
Die AOK Nordost ist eine große Befürworterin der Primärversorgung durch interprofessionelle Teams und engagiert sich in mehreren Projekten, die diesen Ansatz verfolgen. Zwei Beispiele sind die Innovationsfondsprojekte „NAVIGATION - Nachhaltig versorgt im gemeindenahen Gesundheitszentrum – Gesundheit im Zentrum“und „ErwiN - Erweiterte Übertragung von arztentlastenden Tätigkeiten in ArztNetzen“. Beim Innovationsfondsprojekt NAVIGATION liegt die klinische Leitung und zentrale Steuerungsfunktion bei speziell ausgebildeten Pflegefachkräften, den sogenannten Community Health Nurses. Bei ErwiN übernehmen ebenfalls speziell ausgebildete Pflegefachkräfte die Koordination und führen in enger Abstimmung mit den Hausärztinnen und -ärzten auch ärztliche Tätigkeiten aus: „Diese vernetzte Zusammenarbeit von unterschiedlichen Gesundheitsberufen in einem Team und auf Augenhöhe verbessert die Versorgungsqualität, wertet nicht-medizinische Fachberufe auf und macht sie für den Nachwuchs attraktiver“, lobt Daniela Teichert.
Zwei Drittel der Befragten haben Diskriminierung bei Terminvergabe erlebt
Besonderen Handlungsbedarf sieht die AOK Nordost auch beim Thema Diskriminierung von GKV-Versicherten bei der Terminvergabe. So gaben im Rahmen der forsa-Umfrage 67 Prozent der Berlinerinnen und Berliner an, schon einmal bei der Terminvergabe gegenüber Privatversicherten benachteiligt worden zu sein.
Hinweise für die Redaktionen:
Die Umfrage wurde von forsa in Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung unter 519 Befragten in Berlin zwischen dem 27. März und dem 7. April 2025 durchgeführt. Die statistische Fehlertoleranz beträgt +/- 6,2 Prozentpunkte.