Krankenhausreform: Große Mehrheit der Berliner würde für bessere Qualität weiter fahren
Forsa-Umfrage: Behandlungsqualität wichtiger als Wohnortnähe

In Berlin unterstützen viele Menschen das Ziel, bestimmte Eingriffe nur noch in spezialisierten Kliniken durchführen zu lassen. Rund vier Fünftel der Berlinerinnen und Berliner sind bereit, bei risikoreichen Operationen längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen - als Preis dafür, sich in einer Klinik mit besseren Ergebnissen behandeln zu lassen. Das geht aus einer forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbandes im Umfeld der laufenden Bund-Länder-Beratungen zur Krankenhausreform hervor.

Laut dieser Umfrage sind 76 Prozent der Berlinerinnen und Berliner bereit, für risikoreiche Eingriffe wie Herz- oder Lungen-OPs auf jeden Fall längere Fahrtzeiten in Kauf zu nehmen – wenn dadurch bessere Behandlungsergebnisse zu erwarten sind. Auch bei weniger riskanten Eingriffen – etwa künstlichem Knie- oder Hüftgelenk – würden fast 90 Prozent der Befragten längere Anfahrtswege akzeptieren: 57 Prozent auf jeden Fall, 32 Prozent eher ja.
Daniela Teichert: Umfrage gibt Rückhalt für zentrales Reformziel
„Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat angekündigt, sie wolle die Krankenhausreform ihres Vorgängers verbessern – aber nicht verwässern. Die forsa-Befragung zeigt deutlich: In Berlin hat die Ministerin viel Rückhalt für das zentrale Reformziel, komplexe Operationen an spezialisierten Zentren zu bündeln“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost.Ein konkretes Beispiel: Krebsbehandlungen sollen künftig an zertifizierten Zentren gebündelt werden. 68 Prozent der Berlinerinnen und Berliner glauben richtigerweise, dass dort die Überlebenschancen höher sind.
Qualität schlägt Wohnortnähe

„Es hat sich erfreulicherweise herumgesprochen, dass die höhere Überlebenswahrscheinlichkeit an Krebszentren empirisch nachgewiesen ist. Die Wohnortnähe spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle für die Menschen in Berlin, wenn es um planbare Operationen geht“, so Teichert.Nur 7 Prozent der Berlinerinnen und Berliner halten die Nähe zum Wohnort laut forsa-Umfrage für sehr wichtig. Weit wichtiger sind Sauberkeit und Hygiene (82 Prozent), der Ruf des behandelnden Arztes (45 Prozent) und die Empfehlung des Haus- oder Facharztes (44 Prozent).
Krankenhausreform wird in Berlin nach und nach umgesetzt
Die Krankenhausreform wurde Ende 2024 beschlossen, das entsprechende Gesetz trat am 12. Dezember 2024 in Kraft. Die Details der Umsetzung müssen noch in drei Rechtsverordnungen präzisiert werden, Bund und Länder beraten noch im Juni darüber.
Das Land Berlin arbeitet mit Hochdruck an einem neuen Krankenhausplan, der noch Ende 2025 verabschiedet werden soll und ab 2026 gilt. Ziel ist es, zentrale Elemente der Reform – wie die Konzentration komplexer Eingriffe an spezialisierten Zentren – bereits zu berücksichtigen. Ergänzungen auf Basis der später beschlossenen Bundesverordnungen sollen nachgezogen werden. Grundlage der Planungen sind Gespräche mit Krankenkassenverbänden und der Krankenhausgesellschaft.
Hinweise für Journalistinnen und Journalisten: Die repräsentative Befragung wurde vom Meinungsforschungsinstitut forsa vom 1. bis 17. April 2025 durchgeführt. Befragt wurden 503 Personen ab 18 Jahren in Berlin – telefonisch und online.