"Schlüssel zum Erfolg ist das persönliche Verhältnis zwischen Cardiolotse und Patient"
Der Cardiolotse unterstützt und begleitet herzkranke Versicherte der AOK Nordost. Er gibt Betroffenen hilfreiche Impulse für ein gesünderes Leben an die Hand und sorgt für eine bessere Versorgung. Seit dem Start 2017 sind bereits mehr als 10.000 Männer und Frauen von Cardiolotsen begleitet worden. Dazu ein Interview mit Petra Riesner, Teamleiterin Gesundheitslandschaft bei der AOK Nordost.
Der Cardiolotse wurde 2016 begonnen – als ein Innovationsfonds Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz vom 16. Juli 2015 gibt dem Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) den… -Projekt, mit dem neue Versorgungsideen gefördert werden können. Im Frühjahr 2017 wurde der Innovationsantrag formuliert, am 22. Mai 2017 eingereicht – und genehmigt. Seitdem sind bereits mehr als 10.000 Männer und Frauen von Cardiolotsen begleitet worden. Dazu ein Interview mit Petra Riesner, Teamleiterin Gesundheitslandschaft bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost.
Petra Riesner, die Idee für den Cardiolotsen kam maßgeblich von Ihnen. Wie sind Sie darauf gekommen?
Auf Patientenveranstaltungen, in Gesprächen mit Ärzten, aber auch in meiner Zeit als Krankenschwester habe ich immer wieder die gleichen Schilderungen gehört, wie es Patienten mit chronischen Herzerkrankungen nach einem Krankenhausaufenthalt ergeht. Nach der Entlassung suchen die meisten Patienten erst einmal ihren Hausarzt auf, häufig ohne Termin. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat der Hausarzt zu diesem Zeitpunkt den Arztbrief noch nicht gelesen. Selbst wenn er ihn gelesen hat und sich in seiner vollen Praxis Zeit nimmt, mit dem Patienten darüber zu sprechen – er wird ihm nicht immer geduldig jedes Detail erklären können. Vor allem wird er ihn nicht vollumfänglich darüber aufklären können, was er jetzt alles beachten muss und wie er am besten seinen Alltag mit der Krankheit wird in der Medizin als Abweichung von Gesundheit oder Wohlbefinden verstanden. Allerdings stößt die… bewältigt. Er wird ihm am ehesten die wichtigsten medizinischen Aspekte vermitteln und ihm Therapie-Empfehlungen geben. Der Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung… wird aber zum Beispiel nicht darauf achten können, dass der Patient diese Therapieempfehlungen auch umsetzt oder überhaupt verstanden hat. Hier braucht es jemanden, der die Patienten an die Hand nimmt, der sie aufklärt und betreut und der dafür sorgt, dass sie die Therapie-Empfehlungen des Arztes auch umsetzen können. Hier braucht es Cardiolotsen.
Lotsenmodelle gibt es ja schon einige. Was macht die Cardiolotsen aus Ihrer Sicht so besonders?
Die persönliche Nähe zum Patienten und der vertrauensvolle Umgang, der sich daraus entwickelt. Der Patient lernt seinen Cardiolotsen persönlich noch vor Entlassung aus dem Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… kennen, bevor es anschließend für mindestens ein Jahr in eine telefonische Betreuung übergeht. Ich bin überzeugt, dass sich Patienten eher trauen, ihrem Cardiolotsen Fragen zu stellen, die sie ihrem Arzt vielleicht nicht stellen würden. Weil ihm der Cardiolotse auf Augenhöhe begegnet. Dieser hat auf der einen Seite das medizinische Wissen und die Kompetenz, damit der Patient seinen Erklärungen und Tipps vertrauen kann. Aber im Gegensatz zum hochspezialisierten Fachpersonal spricht er die Sprache des Patienten. Und er stellt sich komplett auf den Patienten ein und holt ihn dort ab, wo er steht. Dieser individuelle Zugang und das persönliche Verhältnis zwischen Cardiolotse und Patient sind meines Erachtens die Schlüssel zum Erfolg.
Für welche Krankheiten würde sich dieses Lotsenmodell Ihrer Meinung nach noch eignen?
Für solche Krankheitsbilder, die einen komplexen Versorgungsbedarf und viele Folgeerkrankungen nach sich ziehen können. Denn das ist es, was die Patienten oft überfordert. Mir fällt da zum Beispiel der Schlaganfall ein. Dieser ist häufig ein einschneidendes Ereignis für Betroffene und kann das ganze Leben auf den Kopf stellen. Schließlich kann es bei dieser Erkrankung im schlimmsten Fall zu Folgeerkrankungen, wie ein erneuter Schlaganfall oder Thrombosen kommen oder bleibende Beeinträchtigungen, wie Lähmungen und Sprachstörungen bis hin zur Pflegebedürftigkeit Mit dem Zweiten Pflegestärkungsgesetz (PSG II) vom 27. November 2015 wurde der Begriff der… und sozialer Isolation. Ein Lotse trägt dann zur Optimierung der Behandlung bei, gibt Sicherheit, Orientierung und psychischen Stabilität – insbesondere in der sensiblen Phase nach dem Klinikaufenthalt, wenn Betroffene sich häufig allein gelassen fühlen. Besonders wichtig ist, dass die Betroffenen und ggf. auch ihre Angehörigen dann richtig mit ihrer Erkrankung umgehen lernen und keine wichtigen Behandlungsschritte verloren gehen.