Hintergrund

Regionale Gesundheitsversorgung der Zukunft

Die AOK Nordost hat 10 Vorschläge erarbeitet, wie sich eine regionale Gesundheitsversorgung der Zukunft im Einzelnen gestalten sollte.

Insbesondere in den ländlichen Regionen schreitet der demografische Wandel rasant voran. Die Bevölkerung in diesen Gebieten schrumpft und die Menschen, die noch bleiben, werden immer älter. Das hat zur Folge, dass der Bedarf an medizinisch/pflegerisch/therapeutischen Leistungen wächst. Auf der anderen Seite erleben wir gerade auf diesen Gebieten einen zunehmenden Fachkräftemangel.

Um das Leistungsversprechen der GKV auch künftig zu gewährleisten, sind Anpassungen an der derzeitigen Gesundheitsversorgung notwendig. Durch die Entwicklung eines ganzheitlichen Versorgungsansatzes sollen Struktur, Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… und Wirtschaftlichkeit der Versorgung gesteigert werden. Die Gesundheitskasse hat zehn Vorschläge erarbeitet, wie sich eine regionale Gesundheitsversorgung der Zukunft im Einzelnen gestalten sollte.

1. Versorgung in regionalen Verbünden organisieren

Die Versorgung wird durch einen gemeinsamen regionalen Verbund mit einer Managementkomponente organisiert und über regionale Behandlungspfade umgesetzt. Die Organisations- und Trägerschaftsformen werden regionenspezifisch entwickelt und ausgestaltet: z.B. in Form eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), eines „virtuellen MVZ“, wo die Leistungserbringer Unter diesem Sammelbegriff werden alle Personengruppen zusammengefasst, mit denen die Krankenkassen… im Verbund organisiert sind, aber an ihren Standorten verbleiben, in Form eines Ambulant-Stationären Zentrums, eines Intersektoralen Gesundheitszentrums oder in diversen Mischformen. Haus- und Fachärzte können für eine abgestimmte Versorgung auch über eine gemeinsame Netzstruktur organisiert sein.

2. Ganzheitliche Versorgungsplanung umsetzen

Um vor dem Hintergrund der genannten Herausforderungen weiterhin eine qualitativ hochwertige, bedarfsgerechte und wohnortnahe Versorgung für die Menschen vor Ort zu gewährleisten, braucht es aus Sicht der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost eine ganzheitliche regionale Versorgungsplanung. Diese richtet sich bevölkerungsorientiert an den tatsächlichen regionalen stationären, ambulanten und pflegerischen Versorgungsbedarfen aus und ist in eine überregionale Versorgungsplanung eingebettet.

3. Bestehende stationäre Versorgungsstrukturen werden angepasst

Eine abgestufte stationäre Versorgung sichert sowohl die medizinischen Grundversorgungsbedarfe als auch eine qualitativ hochwertige spezialisierte Versorgung. Dabei werden ausgewählte kleine Landkrankenhäuser zu Ambulant-Stationären Zentren oder Intersektoralen Gesundheitszentren umgebaut. Gleichzeitig erfolgt eine Leistungskonzentration und Spezialisierung an entsprechend ausgerichteten Krankenhäusern, verbunden mit qualitätsbasierten Mindestmengenregelungen. Die bestmögliche Versorgungsqualität für Patientinnen und Patienten steht im Mittelpunkt.

4. Regionales Ambulantisierungspotenzial wird ausgeschöpft, die ambulante Versorgung gestärkt sowie medizinische Ressourcen effizient eingesetzt

An den Ambulant-Stationären oder Intersektoralen Zentren werden sogenannte Decision-Units zur 24-Stunden-Beobachtung ohne stationäre Aufnahme errichtet. Die Möglichkeiten des ambulanten Operierens werden ausgeweitet und gefördert. Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… - und Fachärzte aus RehaEinrichtungen sollen insbesondere bei regionalem (Fach-)Ärztemangel die Möglichkeit erhalten, auch ambulante Leistungen zu erbringen.

5. Digitale Unterstützungsmöglichkeiten werden überall eingesetzt

Die Einführung der ePA und der TI Mit dem Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen… fördert die Vernetzung der Leistungserbringer untereinander und zwischen Leistungserbringern und Patienten. Gegebenenfalls werden weitere regionale Module an die bestehende Digitale Patientenakte Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) können Patientinnen und Patienten sowie die an ihrer… angekoppelt. Auch zur Überbrückung großer Entfernungen und regional begrenzter medizinischer Expertise ist Digitalisierung das Mittel der Wahl: Kliniken der Maximalversorgung können telemedizinisch kleinere Krankenhäuser bei der Behandlung von zeitkritischen Notfällen unterstützen, Videosprechstunden und Telekonsile unterstützen die Vor-Ort-Medizin und telemedizinische Behandlungszentren betreuen 24/7 chronische Behandlungsfälle. Digitale Medizinprodukte Medizinprodukte sind Apparate, Instrumente, Vorrichtungen, Stoffe und Zubereitungen aus Stoffen oder… unterstützen die Patientinnen und Patienten im eigenverantwortlichen Umgang mit ihrer Erkrankung.

6. Ein „Kontakt Center“ koordiniert die Patientenwege

Nicht nur in Notfällen, sondern bei allen Behandlungsanlässen sollen die Patientinnen und Patienten direkt an den für die jeweilige Behandlungssituation notwendigen Leistungserbringer gelangen. Damit werden Über- oder Unterversorgung In der vertrags(zahn)ärztlichen Versorgung erstellen die Kassen(zahn)ärztlichen Vereinigungen im… sowie Doppel- und Fehluntersuchungen vermieden. Das „Kontakt Center“ ist erster Ansprechpartner für die Patient:innen. Hier wird die Behandlungsnotwendigkeit priorisiert und der Patient in die richtige Behandlung gesteuert. Mittels ePA ist das „Kontakt Center“ mit allen Behandlern der Region vernetzt und vermittelt Koordinations-, Casemanagement- und Beratungsleistungen, und zwar sowohl eigene als auch externe Angebote. Gegebenenfalls übernimmt es auch selbst die Patientenbetreuung, indem es zum Beispiel Verordnungen ausstellt.

7. Delegation und Substituierung ärztlicher Leistungen

Ärzte sollen Zeit und Raum haben, ihrer ursächlichen ärztlichen Tätigkeit nachzukommen. Apotheker Der Beruf des Apothekers setzt ein Pharmaziestudium voraus. Näheres zur Ausbildung und… :innen, Physiotherapeut:innen, medizinisches Fachpersonal und andere im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… Tätige sollen deshalb stärker in die direkte und eigenverantwortliche Versorgung von Patient:innen einbezogen werden und „auf Augenhöhe“ mit den Ärzt:innen arbeiten. Zusätzliche Qualifikationen und eine stärkere Profilierung der Berufsbilder führen zudem zu erweiterten Kompetenzen und einem stärkeren Interesse an der Ausbildung und Ausübung nichtärztlicher medizinischer Berufe. Eine zentrale Rolle spielt hier die Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… . Entsprechend weiterqualifizierte Pflegekräfte arbeiten eigenverantwortlich. Sie übernehmen regelhaft Hausbesuche bei kranken älteren Menschen, beraten und schulen chronisch Kranke und können bestimmte Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… verordnen. Pflegende Angehörige, Nachbarn etc. werden durch ein umfassendes Casemanagement unterstützt sowie bei der Auswahl und Gestaltung von passgenauen Hilfs- und Versorgungsstrukturen beraten.

8. Gesundheitskompetenz stärken

Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz, wie z.B. Schulungen oder SharedDecision-Making führen nachweislich zu geringeren Behandlungsanlässen. Die Bevölkerung wird dabei unterstützt, gut aufgeklärt die Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Patient:innen werden aktiv in Therapieentscheidungen einbezogen und bei der Umsetzung begleitet.

9. Pflegebedürftigkeit vorbeugen

Patient:innen soll die Möglichkeit gegeben werden, solange wie möglich in ihrem eigenen Zuhause verbleiben zu können. Sturzprophylaxe und der Ausbau der Mobilen Geriatrischen Rehabilitation Die Weltgesundheitsorganisation versteht unter Rehabilitation alle Maßnahmen, die darauf abzielen,… unterstützen dabei.

10. Sektorenübergreifende Finanzierungsformen entwickeln

Um das Ziel einer patientenorientierten Versorgung über die Sektoren hinweg zu erreichen, orientieren sich die Finanzierungssystematiken an der individuellen Behandlung der Patient:innen. Hierzu müssen neue Finanzierungsformen entwickelt werden, die von Capitation- über Pay for Results- bis hin zu Budget-Modellen reichen können.