Pressemitteilung

Ohne Vorsorge bei hoher Sturzgefahr

02.06.2025 AOK Hessen 2 Min. Lesedauer

Pflegeheime in Hessen: Größere Qualitätsunterschiede in den Landkreisen / Verhältnismäßig viele Stürze registriert

Zwei Pflegekräfte helfen einer älteren Frau sich in einen Rollstuhl zu setzten.

In Hessen ist die Versorgung von Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen teilweise mit qualitativen Mängeln behaftet. Die Analysen für den „Qualitätsatlas Pflege“ beruhen auf den Abrechnungsdaten der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Hessen. Dabei hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) die Daten aus Kranken- und Pflegeversicherung Die Pflegeversicherung wurde 1995 als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt. Ihre Aufgabe… miteinander verknüpft. Berücksichtigt wurden AOK-versicherte Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen ab 60 Jahren. Aktuell liegen Daten für 2023 vor. Einige Landkreise sind auffällig, darunter der Vogelsbergkreis.

Zunächst die gute Nachricht: In Hessen gibt es erheblich weniger Dauerverordnungen von Beruhigungs- und Schlafmitteln bei Pflegeheimbewohnenden – zumindest im Vergleich zu Bundesländern wie Bayern, Niedersachsen oder Baden-Württemberg. Diese Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… wirken schlaffördernd, beruhigend und angstlösend, allerdings nur kurzfristig. Bei langfristiger Gabe drohen dann Abhängigkeiten, eine erhöhte Sturzgefahr sowie das Auftreten von Angst und Depressionen. Ebenso schneidet Hessen im Bundesvergleich relativ gut ab, wenn es um Dekubitus (Wundliegen) geht. Gleichzeitig gilt: Beides kommt auch in Hessen immer wieder vor, und das Risiko ist in jedem Landkreis unterschiedlich hoch. Am höchsten ist das Vorkommen von Dekubitus im Vogelsbergkreis (14,6 Prozent).

Wenn die Kontrolle fehlt

Schwerer wiegt da schon, dass viele Personen, die an Diabetes erkrankt sind, keine augenärztliche Vorsorge Für die medizinische Vorsorge und die Rehabilitation gilt der Grundsatz ambulant vor stationär – das… erhalten haben. Dabei sehen die medizinischen Leitlinien werden definiert als systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Ärzte und Patienten, die eine… eine regelmäßige Kontrolle der Augen vor, um frühzeitig Veränderungen der Netzhaut zu erkennen und irreversible Sehstörungen (bis hin zur Erblindung) zu vermeiden. Das gilt für 85 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner hessenweit. Im Main-Kinzig-Kreis betrifft es sogar 89 Prozent, die keine Vorsorge bekommen haben. Auch ist die Sturzgefahr hoch: Für 16,7 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner trifft das in Hessen zu, die bestimmte Medikamente einnehmen, welche die Sturzgefahr erhöhen. Im Vogelsbergkreis sind es sogar 23,3 Prozent, die nach einem Sturz versorgt werden mussten. Durch die Einnahme von Wirkstoffen wie Antidepressiva, Antipsychotika und Hypnotika erhöht sich das ohnehin schon hohe Sturzrisiko von betagten, multimorbiden Menschen noch weiter.

Breites Feld

Neben den genannten Indikatoren betrachtet der „Qualitätsatlas Pflege“ noch weitere Themen im regionalen und zeitlichen Vergleich, zum Beispiel die Krankenhauseinweisungen von Demenzkranken aufgrund von Flüssigkeitsmangel, vermeidbare Krankenhausaufenthalte am Lebensende, die Dauerverordnung von Antipsychotika bei Demenz, die gleichzeitige Verordnung Einige Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung bedürfen einer schriftlichen Anweisung durch… von neun oder mehr Wirkstoffen, den Einsatz von für ältere Menschen ungeeigneter Medikation und die Häufigkeit besonders kurzer Krankenhausaufenthalte von bis zu drei Tagen.

Ausgewählte Werte

Einige auffallende Prozentwerte aus dem jeweils obersten Viertel, bezogen auf Hessen und AOK-Versicherte in Pflegeheimen ab 60 Jahren (2023):

  • Dehydration bei Demenz – 9,6 (Werra-Meissner-Kreis)
  • Dekubitus – 14,6 (Vogelsbergkreis)
  • Fehlende augenärztliche Versorgung bei Diabetes – 88,5 (Marburg-Biedenkopf)
  • Dauerverordnung von Antipsychotika bei Demenz – 15,7 (Waldeck-Frankenberg)
  • Einsatz von für Ältere ungeeigneter Medikation – 26,5 (Vogelsbergkreis)
  • Sturzbedingte Klinikaufenthalte* – 23,3 (Vogelsbergkreis)

*zum Vergleich: Im Lahn-Dill-Kreis sind es hier lediglich 12,8 Prozent; einbezogen wurde AOK-Versicherte mit einer Medikation, deren Wirkstoffe Stürze begünstigen

Pressesprecher

Riyad Salhi

AOK Hessen